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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen
Autoren: Mary Higgins Clark
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zusammenzusein und zu wissen, daß
sie stark und unversehrt war.
Ich kann mit meinem Leben weitermachen, dachte sie. Mehitabel und Andrew bekamen nie die Chance dazu.
    Die Polizei hatte am Abend zuvor den Lagerbereich besichtigt
und erklärt, sie würden wiederkommen, um Fotos zu Beweiszwecken für die bevorstehenden Prozesse zu machen. Sie hatten
auch das Skelett untersucht. Die Silberschnallen, die bei den
Fußknochen lagen, trugen die Initialen T.K. – Tobias Knight.
    Der Schädel war an der Seite eingedrückt, so wie von einem
schweren Schlag. Ich vermute ja, daß Kapitän Freeman dort
Tobias ertappt hat, überlegte Menley, und als er dann den wahren Grund für seine nächtlichen Besuche im Haus erfuhr – oder
erriet –, hat er ihn niedergeschlagen, weil Knight die Lüge genährt hatte, die Mehitabel vernichtete. Dann ließ er die Leiche
hier mit dem gestohlenen Frachtgut zurück. Er muß erkannt haben, daß seine Frau in Wahrheit unschuldig war. Wir wissen,
daß er vor Gram außer sich war, als er direkt in den Sturm segelte.
    Phoebe und ich hatten recht. Mehitabel war unschuldig. Sie
starb mit Unschuldsbeteuerungen auf den Lippen und voller
Sehnsucht nach ihrem Kind. Wenn ich ihre Geschichte schreibe,
werde ich Phoebes Namen ebenfalls darübersetzen. Es war die
Geschichte, die sie unbedingt erzählen wollte.
    Sie spürte, wie Adams Arm sich um sie legte.
Er drehte sie zu sich herum. »Hab ich gestern abend überhaupt erwähnt, daß du phantastisch schwimmen kannst?« fragte
er. Dann schwand der lockere Ton aus seiner Stimme. »Men,
    wenn ich daran denke, wie blind und blauäugig ich in dieser
ganzen Angelegenheit war und daß du beinahe wegen mir gestorben bist, könnte ich mich umbringen.«
    Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Sag das bloß nie.
Als du mir gesagt hast, daß in dem Video mit Bobby kein pfeifender Zug vorkommt, hatte ich zum erstenmal den Verdacht,
daß irgendwas nicht stimmt. Aber du hast ja nicht gewußt, was
ich gehört hab, also mache ich dir auch keinen Vorwurf, daß du
gedacht hast, ich bin verrückt.«
    Hannah begann sich zu regen. Menley beugte sich hinunter
und hob sie hoch und legte sie zu sich und Adam ins Bett. »Das
war vielleicht ’ne Nacht, was, mein Spatz?«
Nat Coogan rief an, als sie gerade mit dem Frühstück fertig waren. »Ich störe Sie beide äußerst ungern, aber wir können uns
kaum die Presse vom Leib halten. Wären Sie vielleicht bereit,
mit den Reportern zu reden, nachdem unsre Leute mit ihren Ermittlungen fertig sind?«
    »Sollten wir wohl«, antwortete Adam. »Sagen Sie ihnen, wir
brauchen noch ein bißchen Zeit für uns alleine, aber um zwei
Uhr können sie dann kommen.«
    Doch schon Minuten später klingelte das Telefon erneut – ein
Fernsehsender wollte einen Termin für ein Interview. Weitere
Anrufe folgten, so viele, daß sie schließlich das Telefon ausstöpselten und nur lange genug wieder in Betrieb nahmen, damit
Menley Jan Paley, die Spragues und Amy anrufen konnte.
    Als sie ihr letztes Telefonat beendet hatte, lächelte sie. »Amy
scheint wie verwandelt zu sein«, berichtete sie. »Ihr Dad erzählt
ihr ständig, er wünschte, er hätte nur halb soviel gesunden Menschenverstand wie sie. Ich hab ihr gesagt, daß es mir genauso
geht. Sie hat schon immer gewußt, daß Elaine eine falsche Nuß
ist.«
»Eine sehr gefährliche falsche Nuß«, sagte Adam verhalten.
    »Amy will morgen abend Hannah für uns übernehmen – gratis! Ihr Dad bezahlt ihr das ganze Auto.«
»Den Vorschlag greifen wir auf. Wie geht’s denn Phoebe?«
»Henry hat ihr erzählt, daß wir in Sicherheit sind und daß er
stolz auf sie ist, weil sie uns zu warnen versucht hat. Er ist überzeugt, daß sie wenigstens ein bißchen von dem, was er gesagt
hat, verstanden hat.« Menley schwieg eine Weile. »Es tut mir so
leid um die beiden.«
»Ich weiß.« Adam legte den Arm um sie.
»Und Jan kommt später rüber. Sie hat gesagt, sie will was
zum Lunch mitbringen, und bot an, die Post mit raufzubringen,
also bin ich drauf eingegangen.«
Als die Polizei eintraf, um das Versteck zu fotografieren,
nahmen Adam und Menley Stühle und Hannahs Wagen mit zur
Klippe hinüber. Das Wasser war jetzt ruhig und einladend; sanft
brachen sich die Wellen an einem Ufer, das erstaunlich wenig
Schaden genommen hatte, wenn man die Wucht des Sturms am
Vorabend bedachte. Menley wußte, wenn sie in Zukunft von
dieser Nacht träumen würde, dann würde der Traum stets
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