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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac
Autoren: Mary Higgins Clark
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…«
Die Straßen waren voller Fußgänger. Er drückte zornig
auf die Hupe. Die Menschen schlenderten zum
Abendessen in die Restaurants. Er raste die M Street
hinunter, die 31st Street entlang zur Ecke N Street und
machte da eine Vollbremsung. Sie wurden beide nach
vorne geschleudert.
»Oh, mein Gott«, flüsterte Abigail.
Eine ältere Frau hämmerte hilferufend mit den Fäusten
gegen Pats Haustür. Ein Polizeiauto jagte mit heulender
Sirene herbei.
Das Haus stand in Flammen.
    Toby hetzte durch den Hof zum Zaun hinüber. Jetzt war
alles vorbei. Nichts mehr zu erledigen. Keine
Pilotenwitwe mehr, die Abigail Ärger machen könnte.
Keine Kerry Adams mehr, die sich daran erinnerte, was
sich damals in jener Nacht in diesem Wohnzimmer
ereignet hatte.
    Er mußte sich beeilen. Abby würde bald auf ihn warten.
Sie mußte in einer Stunde im Weißen Haus sein. Da schrie
jemand um Hilfe. Jemand mußte den Rauch bemerkt
haben. Er hörte die Polizeisirene und begann zu laufen.
    Gerade als er am Zaun angelangt war, brauste ein Auto
vorüber, sauste um die Ecke und kam mit quietschenden
Reifen zum Stehen. Autotüren schlugen, und er hörte
einen Mann Pat Traymores Namen rufen. Sam Kingsley!
Er mußte machen, daß er hier fortkam. Der ganze hintere
Gebäudeteil war bald ein Raub der Flammen. Es könnte
ihn jemand sehen.
    »Nicht durch die Haustür, Sam, hinten herum, hinten
herum.« Toby ließ sich vom Zaun wieder heruntergleiten.
Abby. Es war Abby. Sie lief an der Seite des Hauses
entlang, rannte zur Terrasse. Er spurtete zu ihr hinüber,
überholte sie. »Abby, um Himmels willen, nicht dahin.«
    Sie schaute ihn mit wildem Blick an. Die Nachtluft war
von Rauchgestank erfüllt. Ein Seitenfenster barst, und
Flammen züngelten über den Rasen.
»Toby, ist Kerry da drin?« Abby faßte ihn an den
Rockaufschlägen.
     
»Ich weiß nicht, wovon du redest.«
     
»Toby, man hat dich letzte Nacht in der Nähe des
Hauses von dieser Mrs. Graney gesehen.«
    »Abby, sei still! Letzte Nacht war ich zum Essen mit
meiner Steakburger-Freundin verabredet. Du hast mich
selbst um halb elf zurückkommen sehen.«
    »Nein.«
»Doch, hast du, Senatorin!«
»Dann ist es wohl so … Was Sam mir gesagt hat …«
»Abby, komm mir nicht mit sowas! Ich helfe dir. Und du
hilfst mir. So war es schon immer, und das weißt du
auch.«
    Ein zweiter Polizeiwagen sauste mit flackerndem
Blaulicht vorbei. »Abby, ich muß machen, daß ich hier
fortkomme.«
    Seine Stimme war ohne Furcht.
»Ist Kerry da drin?«
»Ich habe das Feuer nicht gelegt. Ich habe ihr nichts
    getan.«
»Ist sie da drin?«
»Ja.«
»Du Idiot! Du blöder, menschenmordender Idiot! Hol sie
da ’raus!« Sie hämmerte mit den Fäusten gegen seine
Brust. »Hast du gehört? Hol sie da ’raus!« Flammen
schossen durch das Dach. »Tu, was ich sage«, schrie sie
ihn an.
    Sie starrten einander sekundenlang an. Dann zuckte
Toby mit den Schultern, gab nach und lief schwerfällig an
dem schneebedeckten Rasen an der Seite entlang, durch
den Garten und auf die Terrasse. Auf der Straße hörte man
das Sirenengeheul der Feuerwehr näherkommen. Er trat
gegen die Terrassentüren.
    Drinnen war eine sengende Hitze. Toby zog seinen
Mantel aus und hüllte ihn sich um Kopf und Schultern. Sie
hatte auf der Couch gelegen, irgendwo rechts von der Tür.
Nur weil sie Billys Tochter ist, dachte er. Damit ist für
dich alles vorbei, Abby. Diesmal kommen wir nicht
ungeschoren davon …
    Er war an der Couch, tastete mit den Händen darüber. Er
konnte nichts sehen. Sie war nicht da.
Er versuchte den Boden um die Couch herum
abzutasten. Über seinem Kopf knisterte und krachte es. Er
mußte hier ’raus – gleich würde alles zusammenstürzen.
Er taumelte, nur von dem kalten Luftzug geleitet, auf die
Tür nach draußen zu. Stuck stürzte auf ihn herab, und er
verlor das Gleichgewicht und fiel hin. Seine Hand
berührte menschliches Fleisch. Ein Gesicht, aber nicht das
Gesicht einer Frau. Es war dieser Irre.
Toby rappelte sich hoch, merkte, daß er zitterte, merkte,
daß der ganze Raum vibrierte. Einen Moment später
stürzte die Decke ein.
Mit seinem letzten Atemzug flüsterte er: »Abby!« Aber
er wußte, daß sie ihm diesmal nicht helfen konnte …
Sich vorwärts schiebend, kriechend wand sich Pat
Zentimeter um Zentimeter den Flur entlang. Der Strick
war so eng gebunden, daß er ihr die Blutzirkulation in
ihrem rechten Bein abgeschnürt hatte. Sie mußte ihre
Beine
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