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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac
Autoren: Mary Higgins Clark
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das hat sich als positiv
erwiesen. Er ist sogar der Ansicht, daß sie mir letztlich
einen Gefallen getan hat.«
»Sind Sie sicher ?«
»Sam, Toby hat Pat Traymore letzte Woche zum ersten
Mal in seinem ganzen Leben gesehen. Sie sind nicht klar
bei Verstand.«
Er hat sie letzte Woche zum ersten Mal in seinem ganzen
Leben gesehen? Das stimmte nicht. Toby hatte Pat gut
gekannt, als sie klein war. Konnte es sein, daß er sie
wiedererkannt hatte? Abigail hatte ein Verhältnis mit Pats
Vater gehabt. War Pat im Begriff, dahinterzukommen?
Verzeih mir, Pat, dachte er. Ich muß es ihr sagen.
»Abigail, Pat Traymore ist Dean Adams’ Tochter Kerry.«
»Pat Traymore ist – Kerry?« Abigail riß vor Schreck die
Augen auf. Dann machte sie sich von ihm los. »Sie wissen
nicht, was Sie da reden. Kerry Adams ist tot.«
»Ich versichere Ihnen, Pat Traymore ist Kerry Adams.
Man hat mir gesagt, daß Sie ein Verhältnis mit ihrem
Vater hatten, daß Sie womöglich jenen letzten Streit
ausgelöst haben. Pat fallen die Ereignisse jener Nacht nach
und nach wieder ein. Könnte es sein, daß Toby Sie oder
sich selbst vor etwas, das Pat herausfinden könnte, zu
schützen versuchen wollte?«
»Nein«, sagte Abigail rundheraus. »Es macht mir nichts
aus, wenn sie sich daran erinnert, mich gesehen zu haben.
Das, was da geschehen ist, war nicht meine Schuld.«
»Und Toby – was ist mit Toby? War er auch da?«
»Sie hat ihn nicht gesehen. Er hat mir gesagt, sie wäre
schon bewußtlos gewesen, als er meine Handtasche holen
ging.«
Ihnen wurde beiden gleichzeitig schlagartig klar, was
aus ihren Worten zu folgen war. Sam stürzte zur Tür.
Abigail stolperte hinter ihm her.
    Arthur sah sich die Filmausschnitte an, wie Glory nach
ihrer Verurteilung in Handschellen aus dem Gerichtssaal
geführt wurde. Sie war einmal in Nahaufnahme zu sehen.
Ihr Gesicht sah benommen und ausdruckslos aus, aber ihre
Pupillen waren riesig. Der fassungslose Schmerz in ihren
Augen bewirkte, daß ihm selbst die Tränen kamen. Er
vergrub sein Gesicht in den Händen, während Luther
Pelham über Glorys Nervenzusammenbruch sprach,
darüber, wie sie unter bestimmten Auflagen aus der Haft
entlassen wurde, weil sie außerhalb des Gefängnisses in
psychiatrischer Behandlung war, und wie sie vor neun
Jahren untergetaucht war. Und dann wollte er einfach
nicht glauben, was er hörte, als Luther Pelham fortfuhr:
»Gestern hat sich Eleanor Brown aus überwältigender
Angst, wiedererkannt zu werden, wie sie angab, freiwillig
der Polizei gestellt. Sie befindet sich derzeit in
Polizeigewahrsam und soll wieder ins Staatsgefängnis
überfuhrt werden, um den Rest ihrer Strafe abzubüßen.«
    Glory hatte sich der Polizei gestellt. Sie hatte das
Versprechen gebrochen, das sie ihm gegeben hatte.
Nein. Man hatte sie dazu getrieben, ihr Versprechen zu
brechen – getrieben mit der Gewißheit, daß diese Sendung
sie öffentlich bloßstellen würde. Er wußte, daß er sie nie
wiedersehen würde.
Seine Stimmen begannen wütend und rachedurstig auf
ihn einzureden. Die Fäuste geballt, hörte er gebannt hin.
Als sie verstummten, nahm er die Kopfhörer ab. Ohne sich
die Mühe zu machen, die Fächer zurechtzurücken, um
seinen Schlupfwinkel zu verbergen, hetzte er auf den
Treppenabsatz hinaus und die Treppe hinunter.
    Pat saß bewegungslos da und sah sich aufmerksam die
Sendung an. Sie beobachtete sich selbst, wie sie den Brief
zu lesen begann. »Billy, Darling.«
»Billy«, flüsterte sie. »Billy.«
    In Gedanken versunken sah sie, wie Abigail entsetzt
guckte und unwillkürlich die Hände zusammenpreßte,
bevor sie sich mit eiserner Selbstbeherrschung zwang, mit
    verschwommenem Blick und in gefälliger Haltung
dazusitzen, während ihr der Brief vorgelesen wurde. Sie
hatte schon einmal diesen Ausdruck von Entsetzen in
Abigails Gesicht gesehen.
»Billy, Darling. Billy, Darling.«
    »Du sollst zu Mommy nicht ›Renée‹ sagen.«
»Aber Daddy sagt ›Renée‹ zu dir …«
    Wie Abigail sich auf sie gestürzt hatte, als die Kameras
nicht mehr liefen. »Wo haben Sie den Brief her? Was
wollen Sie damit erreichen?«
    Toby, wie er sie anschrie: »Das ist in Ordnung, Abby.
Sollen die Leute doch ruhig von deinem letzten Brief an
deinen Mann erfahren.«
»Deinen Mann.« Das hatte er ihr sagen wollen.
    Das Bild von Abigail und ihrem Vater am Strand; wie
sich ihre Hände berührten.
Abigail war es; sie hatte damals in dieser Nacht
geklingelt; sie war an
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