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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac
Autoren: Mary Higgins Clark
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offenzuhalten.
Sie würde hier ersticken. Sie rollte sich auf die Kante der
Couch und ließ sich auf den Boden fallen. Sie schlug mit
der Stirn gegen ein Bein des Beistelltisches. Der plötzliche
Schmerz ließ sie aufkeuchen. Sie begann sich windend
Richtung Tür vorzuarbeiten. Mit den auf den Rücken
gefesselten Händen kam sie kaum vorwärts. Sie schaffte
es, sich auf den Rücken zu werfen, sich mit den Händen
abzustützen und vorwärtszuschleudern. Der dicke
Frotteebademantel behinderte sie dabei, und ihre nackten
Füße rutschten auf dem Teppich aus.
    Am Eingang zum Wohnzimmer hielt sie inne. Wenn sie
es schaffte, die Tür zuzumachen, würde sie das Feuer
daran hindern, sich weiter auszubreiten, wenigstens für
einige Minuten. Sie zog sich über die Schwelle. An der
Metallschiene schürfte sie sich die Haut an ihren Händen
auf. Sie kroch sich windend um die Tür herum, stützte sich
an der Wand hoch, stemmte sich mit der Schulter gegen
die Tür und lehnte sich zurück, bis sie das Schloß
einrasten hörte. Aber auch der Flur begann sich schon mit
Rauch zu füllen. Sie konnte nicht mehr sehen, wo es
wohin ging. Wenn sie jetzt einen Fehler machte und in die
Bibliothek kam, hätte sie keine Chance mehr.
Sich an der Fußleiste orientierend, kroch sie Zentimeter
um Zentimeter Richtung Haustür.

42
    Lila versuchte noch einmal, Pat zu erreichen. Diesmal bat
sie die Störstelle, die Nummer zu überprüfen. Das Telefon
war in Ordnung.
    Sie konnte nicht länger warten. Da drüben war etwas
Schreckliches geschehen. Sie wählte die Nummer der
Polizei. Sie könnte sie bitten, sich mal Pats Haus näher
anzusehen, könnte ihnen sagen, sie habe diesen
Herumtreiber gesehen. Aber als der diensthabende Beamte
sich meldete, versagte ihre Stimme. Es schnürte ihr die
Kehle zu, als wäre sie am Ersticken. Ihre Nasenlöcher
füllten sich mit beißendem Rauchgestank. Ein Schmerz
durchzuckte ihre Handgelenke und Fußknöchel. Sie lief
am ganzen Körper rot an vor Hitze. Der Beamte
wiederholte ungeduldig seinen Namen. Endlich fand Lila
ihre Stimme wieder.
»Dreitausend N Street!« schrie sie. »Patricia Traymore
liegt im Sterben! Patricia Traymore liegt im Sterben!«
    Sam fuhr wie ein Rasender, fuhr bei Rot über die
Kreuzungen – in der Hoffnung, von Polizeiwagen verfolgt
zu werden. Neben ihm saß Abigail, die Hände zu Fäusten
geballt an die Lippen gepreßt.
    »Abigail, ich möchte die Wahrheit wissen. Was hat sich
damals in jener Nacht ereignet, als Dean und Renée
Adams starben?«
    »Billy hatte mir versprochen, sich scheiden zu lassen …
An dem Tag rief er mich an und sagte, er bringe es nicht
fertig … Er müsse seine Ehe in Ordnung bringen … Er
könne sich nicht von Kerry trennen. Ich dachte, Renée sei
in Boston. Ich fuhr hin, um ihn zu beschwören, ihn
umzustimmen. Renée drehte durch, als sie mich sah.
    Sie war uns auf die Schliche gekommen. Billy hatte eine
Waffe in seinem Schreibtisch. Sie richtete sie auf sich
selbst … Er versuchte, sie ihr zu entwinden … Der Schuß
ging los … Sam, es war wie ein Alptraum. Er starb vor
meinen Augen!«
    »Wer hat dann sie umgebracht?« fragte Sam. »Wer?«
»Sie hat sich selbst getötet«, schluchzte Abigail. »Toby
wußte, daß es Ärger geben würde. Er hatte alles von der
Terrasse aus mitangesehen. Er zerrte mich hinaus zum
Wagen. Sam, ich stand unter Schock. Ich wußte gar nicht,
wie mir geschah. Das letzte, was ich sah, war, wie Renée
dastand, die Waffe in der Hand. Toby mußte noch einmal
zurückgehen, um meine Handtasche zu holen. Sam, ich
hörte den zweiten Schuß, bevor er wieder das Haus betrat.
Ich schwöre. Die Sache mit Kerry hat er mir erst am
nächsten Tag erzählt. Er sagte, sie sei wohl
’runtergekommen, gleich nachdem wir hinausgegangen
waren; Renée müsse sie gegen den Kamin geschleudert
haben, damit sie ihr nicht im Weg war. Aber ihm war
nicht klar gewesen, wie ernst sie verletzt war.«
»Pat weiß noch, daß sie über den Körper ihrer Mutter
gestolpert ist.«
»Nein. Unmöglich. Das kann nicht sein.«
Sie bogen mit kreischenden Reifen in die Wisconsin
Avenue ein.
»Sie haben immer Toby geglaubt«, sagte er
vorwurfsvoll. »Weil Sie ihm glauben wollten. Das paßte
Ihnen besser in den Kram. Glauben Sie, der
Flugzeugabsturz war ein Unfall, Abigail – ein Unfall
gerade im rechten Augenblick? Haben Sie Toby geglaubt,
als Sie ihm in Sachen Wahlkampfgelder ein Alibi
lieferten?«
»Ja … ja
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