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Das Hagebutten-Mädchen

Das Hagebutten-Mädchen

Titel: Das Hagebutten-Mädchen
Autoren: Sandra Lüpkes
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denke, ich rufe dann doch einmal bei meinem Anwalt an.«
    »Tun Sie das, Bonnhofen. Und erzählen Sie ihm auch gleich die Sache mit der Falschaussage bei meinem Verhör, erzählen Sie ihm die Sache mit der versuchten Schweigegeldbestechung, die Frau Kreuzfeldt als Zeugin vor Gericht angeben wird, und vergessen Sie nicht den zweiten Bestechungsversuch bei Frau Hikken, von dem wir bereits ebenfalls in Kenntnis gesetzt worden sind!«
    »Ihr Scheiß-Weiber«, fluchte Bonnhofen. Wencke hatte keine Ahnung, warum er es tat, vielleicht hatte er ohnehin ein Problem mit Frauen, aber was ging sie das an?

Montag, 3. Mai, 17.22 Uhr
    S anders?«
    »Ja?«
    »Ich bin’s, Wencke.«
    »Lange nichts von dir gehört.«
    »Sechs Wochen…«
    »Schön, deine Stimme zu hören.«
    »Hm…«
    »Was gibt’s?«
    »Heute kam der Bescheid, dass die Verhandlungen im Oktober stattfinden sollen. Gegen Bonnhofen wegen Freiheitsberaubung, Gerrit und Astrid Kreuzfeldt stehen wegen unterlassener Hilfeleistung vor Gericht, und alle drei haben sich zusätzlich noch wegen fahrlässiger Tötung zu verantworten. Werden bestimmt ziemlich lange dauern, die Prozesse, und ich glaube nicht so ganz daran, dass wirklich etwas dabei herauskommen wird. Vorsatz wird man sicher keinem der drei nachweisen können, wie denn auch. Oder hast du eine Ahnung, wie es wirklich gewesen ist an diesem Freitagabend?«
    »Hier auf Juist ist man sich sicher, dass sie es alle wussten.«
    »Was?«
    »Na, dass Kai Minnert in seinem Schaufenster sterben würde.«
    »Und was erzählt man sich sonst so auf Juist?«
    »Ach, na ja, viel über Henner Wortreich und Kai Minnert. Bei der Beerdigung war, glaube ich, die ganze Insel anwesend. Alle waren, hm, wie soll ich sagen, ziemlich ergriffen. Sie werden fehlen auf Juist, weil sie so anders und doch so mittendrin waren, hat die Pastorin gesagt, und ich glaube, damit hat sie den meisten aus der Seele gesprochen. Auf jeden Fall liegen immer frische Blumen auf dem Grab, von wem auch immer.«
    »Und wie gehen sie mit dir um?«
    »Sie grüßen mich nach wie vor, und das will bei den Insulanern schon was heißen.«
    »Tut mir Leid, das mit deiner Stelle bei der GER in Nordhorn!«
    »Ach so, ja, mir auch. Der andere Bewerber hat sich eben durchgesetzt. Kann ich auch verstehen, es wäre nicht gerade geschickt, einen leitenden Ermittler einzusetzen, der vor gerade mal sechs Wochen einen Menschen ohne Warnung mit der Dienstwaffe erschossen hat.«
    »Aber denen ist doch klar, dass ich sonst erschossen worden wäre, oder?«
    »Glaub schon. Die Verhandlungen sind bislang recht fair verlaufen. Nur den Job im Emsland… aber na ja. Ich gönne sie dem anderen ja auch.«
    »Wirklich?«
    »Es ist Rüdiger Glaser, weißt du? Der Zöllner von Juist, stell dir vor. Die ganzen Monate arbeiten wir Hand in Hand und in allerbester Freundschaft auf Juist, und dann stellt sich heraus, dass wir uns beide um denselben Posten beworben haben.«
    »Oh!«
    »Wie gesagt, ich gönne es ihm von Herzen. Er ist ein wirklich guter Mann. Seine Theorie am Anfang unseres Falles, weißt du noch? Dass es nicht nur eins, sondern einen ganzen Haufen Motive für den Mord an Minnert geben wird. Kannst du dich erinnern? Seine Vermutung hat sich bestätigt. Und da sage ich: Hut ab. Sehr engagiert, sehr diszipliniert, sehr…«
    »Hey, hey, hey, so bist du aber auch, Sanders.«
    »Meinst du?«
    »Es ist im Prinzip sogar der Grund, weshalb ich dich in deiner vorletzten Arbeitswoche auf Juist behellige. Ich habe nämlich heute einen Brief bekommen.«
    »Und?«
    »Aus Hannover. Vom Big Boss persönlich.«
    »Der die Abteilung zusammenstreichen wollte am Tag, als der Mord passiert ist?«
    »Ja, genau der. Höchstpersönlich. Stell dir das vor!«
    »Ist ja ‘n Ding!«
    »Aber hör dir erst mal an, was er geschrieben hat. Pass auf, den Bürokratenkram lass ich raus, nur die wichtigsten Stellen… hier steht’s: Da wir im März aufgrund von außendienstlichen Tätigkeiten Ihrerseits nicht zu unserem Gespräch gekommen sind und da uns auch sonst vor Augen geführt wurde, dass in Aurich personell äußerst eng, wenn auch nicht uneffektiv, gearbeitet wird, sind wir nach Beratung mit den zuständigen Finanzierungsbehörden zu dem Schluss gekommen… und jetzt pass auf, jetzt kommt’s:… dass wir für Ihre Abteilung ab nächsten Monat wieder eine zusätzliche Vollzeitstelle einrichten werden!«
    »Gibt’s ja nicht! Das habe ich in meiner gesamten Dienstzeit noch nicht gehört. Gratuliere,
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