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Das Hagebutten-Mädchen

Das Hagebutten-Mädchen

Titel: Das Hagebutten-Mädchen
Autoren: Sandra Lüpkes
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Nun ist mein Kopf wieder etwas klarer. Und wir sollten einiges klären!« Es klang nicht fordernd, nicht anklagend, sondern wie eine freundliche Feststellung. »Zuerst eines: Ich glaube nicht, dass Henner Wortreich der Mörder war!«
    »Ich auch nicht!«, gab Sanders zu. »Was hat er auf dem Deich erzählt?«
    »Wollen wir ganz von vorn anfangen, Sanders? Jeder sagt offen, was er weiß?«
    »Ja, aber ich habe immer alles offen erzählt. Warum sollte ich Geheimnisse haben? Wir sind doch ein Team!«
    »Und was ist mit Seike Hikken?« Scheiße, dachte Sanders.
    »Wie gesagt: Wir fangen jetzt beide von vorn an. Vielleicht kriegen wir dann ja mal eine einigermaßen zusammenhängende Geschichte auf die Reihe.«
    »Angefangen bei Adam und Eva?«
    Nun lächelte sie. »Ich denke, es reicht, wenn wir am Freitagabend starten. Ab dem Moment, wo Kai Minnert sich mit unserem Zeugen Bonnhofen unterhält und schließlich verabschiedet.«
    »Entschuldigung, dazu muss ich noch erwähnen, was ich inzwischen erfahren habe. Dass dieser Bonnhofen nämlich alles andere als vertrauenswürdig ist. Er ist ein Nazi-Sympathisant…«
    »Wortreich hat mir gegenüber mal so etwas erwähnt. Auch, dass er sich nicht vorstellen könnte, dass Minnert mit einem wie ihm Geschäfte tätigen wollte.«
    »… und man hat seine Fingerabdrücke an der Schaufensterrückwand gefunden.«
    »Fingerabdrücke? Hat er nicht zu Protokoll gegeben, nie den Laden betreten zu haben? Was uns natürlich vermuten lässt, dass er heimlich dort war.«
    »Nehmen wir an, Minnert dachte nicht daran, das Inselhuus an einen von Bonnhofens Sorte zu verkaufen. Dann hätte er sicher ein nettes Motiv gehabt, Minnert erbost im Geschäft zu besuchen!«
    »Aber dann hätten die beiden sicher keinen Sekt getrunken und den hat man nun mal in Minnerts Magen gefunden.«
    »Stimmt auch wieder. Na ja. Jedenfalls können wir davon ausgehen, dass Bonnhofen uns mit seiner Zeugenaussage einen Bären aufgebunden hat und Minnert ihm gegenüber niemals etwas über irgendwelche Ängste ausgeplaudert hätte.« Sanders stieß einen alten, vom Meer angenagten Pantoffel zur Seite.
    Wencke wäre fast über den Latschen gestolpert und schoss ihn mit ihren nackten Füßen noch ein Stück weiter.
    »Und die Sache mit den Antiquitäten hat sich ja im Nachhinein als richtig erwiesen. Minnert ist mit Gerold Dontjeer gegen 21.15 Uhr vom Haus des Kurgastes in die Wohnung in der Dellertstraße gegangen, weil er ihm das Hagebutten-Mädchen zeigen wollte.«
    »Das Akkordeon«, setzte Sanders hinzu.
    »Nein, es ging hier nicht nur um das Instrument.
    Henner Wortreich hat mir erzählt, dass in diesem Akkordeon handbeschriebene Blätter gefunden wurden, von denen man annimmt, dass sie ein Originalmanuskript von Theodor Storm sind.«
    Sanders blieb kurz stehen. Darum hatte es also den ganzen Wirbel gegeben.
    Wencke lief weiter. »Jedenfalls kann Kai Minnert in seiner Wohnung weder das Schriftstück noch das Schifferklavier finden, was daran liegt, dass Henner, der auf der Suche nach dem Manuskript war, es fortgeschafft hat. Er wollte den Fund unterschlagen, um so an Geld zu kommen.«
    »Aber er hatte doch ganz gut was auf dem Konto. Bettelarm sah Wortreich nun wirklich nicht aus. Warum sollte er ausgerechnet seinen Lebensgefährten hintergehen?«
    »Weil er vorhatte, seiner Schwester das Elternhaus abzukaufen.«
    »Astrid Kreuzfeldt wollte die Villa Waterkant veräußern?«
    »Wollte sie nicht! Aber jetzt kommen wir an die Stelle, wo Seike Hikken ins Spiel kommt.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause, bevor sie fortfuhr. »Minnert klingelt an der Nachbartür, weil er Seike fragen möchte, ob sie Henner mit dem Akkordeon hatte verschwinden sehen.«
    »Frau Hikken hat mir das genau so bestätigt.«
    »Frau Hikken?« Wencke lachte kurz auf. »Frau Hikken sagst du? Ich bitte dich, inzwischen bin ich schon dahinter gekommen, dass du sie eher mit Vornamen ansprichst. Ich hätte dich heute Morgen erwürgen können, als ich von eurem innigen Verhältnis erfahren habe. Du weißt, ich könnte dich ganz schön rankriegen, weil du mir nichts davon erzählt hast…«
    »Ich bin ganz in deinen Händen«, murmelte Sanders nur, und er hoffte, wenn sie ihn überhaupt verstand, dass sie auch den zweideutigen Sinn dieses Satzes begreifen würde. »Und was hat sie nun damit zu tun?«
    »Also gut, Kai Minnert klingelt an der Tür, Seike Hikken macht auf und erzählt ihm irgendetwas von…«
    »… dass sie Henner Wortreich mit einem
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