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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel
Autoren: Claude Cueni
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sich bereits Sorgen machen. John Law setzte sich auf einen Stuhl. In den frühen Morgenstunden nickte er ein.
    Ein Soldat weckte ihn. »Monsieur le Regent lässt bitten.«
    John wurde in einen anderen Teil des Gebäudes gebracht. Er war misstrauisch. Er rechnete mehr denn je damit, dass man ihn einkerkern wolle. Doch zu seiner großen Überraschung führte man ihn tatsächlich zum Regenten. In sein privates Spielzimmer.
    »Wir haben nicht viel Zeit, Monsieur Law«, begann der Regent ohne Umschweife. Er war nüchtern, wirkte gefasst. »Ich kann nicht mehr für Ihre Sicherheit bürgen, Monsieur. Ganz Paris will Sie hängen sehen.« Der Regent legte einen versiegelten Brief auf den Billardtisch: »Ihr Passierschein, ich erlaube Ihnen die Ausreise. Ihren Sohn dürfen Sie mitnehmen.«
    »Und meine Frau und meine Tochter?«
    »Die bleiben hier, Monsieur, als Pfand. Bis die Untersuchung abgeschlossen ist. Dann können auch Madame und Ihre Tochter das Land verlassen. Bis dann werden alle Ihre Besitztümer und Ihr gesamtes Guthaben von der Krone eingezogen.«
    »Ich schwöre bei Gott, Monsieur le Regent, dass ich meine Geschäfte nach bestem Wissen und Gewissen ausgeübt und mich nie - nie! - in irgendeiner Weise ungesetzmäßig bereichert habe.«
    »Das festzustellen, ist Aufgabe der parlamentarischen Untersuchungskommission, Monsieur Law. Haben Sie noch einen Wunsch?«
    John Law überlegte nicht lang.
    »Ich habe seinerzeit Paris mit einem Vermögen von fünfhunderttausend Livre betreten. Ich überlasse mein gesamtes Vermögen der Krone. Aber ich bitte: Lassen Sie mir und meiner Familie diese fünfhunderttausend Livre, und lassen Sie mich mit meiner ganzen Familie Paris verlassen.«
    »Die fünfhunderttausend Livre sind Ihnen bewilligt«, sagte der Regent, »aber Ihre Frau wird als Pfand in Paris bleiben müssen.«
    »Dann werde ich auch bleiben.«
    »Dann werden Sie gehängt, Monsieur. Ich kann für Ihre Sicherheit nicht mehr garantieren. Es ist durchaus möglich, dass das Parlament Sie morgen zum Tod verurteilt. Sie haben also die Wahl. Ihre Frau kann Sie hängen sehen oder im Ausland in Sicherheit wissen! Voilá. C'est tout.«
    »Hat der Regent denn alles vergessen, was ich für ihn und die Krone getan habe? Habt ihr denn bereits vergessen, in welchem Zustand sich Frankreich befand, als ich mich in Paris niederließ? Die Menschen hatten keine Arbeit, lebten in bitterster Armut, die Staatsverschuldung ...« John Law trat auf den Regenten zu: »Ich bitte Sie, Monsieur, ich bitte um Gerechtigkeit!«
    »Alles, was Sie veranlasst haben, Monsieur Law, werden wir rückgängig machen. Alles!«
    »Aber es gibt noch Rettung! Haben Sie den Mut zur Stärke! Wenn Sie jetzt alles rückgängig machen, stürzen Sie das Land ins Chaos!« John Law war verzweifelt. Er war überzeugt, dass Rettung möglich war. Man musste die jetzige Situation einfach durchstehen.
    »Monsieur, ich habe entschieden. Meine Entscheidung ist irreversibel. Falls ich Ihnen bei anderer Gelegenheit noch einen Wunsch erfüllen kann, werde ich dies gern tun. Aber Sie werden Paris verlassen und alles zurücklassen, was Ihnen lieb und teuer ist. Bis der Ausschuss Ihre Unschuld bewiesen hat.«
    »Glauben Sie denn auch, dass ich irgendwo im Ausland geheimnisvolle Silberberge angehäuft habe, Monsieur le Regent?«
    Der Regent verzog keine Miene. »Falls dem so wäre, Monsieur, sind Sie gut beraten, diese Vermögenswerte an die Krone zurückzuführen. Im Austausch wird Ihre Familie Ihnen ins Ausland folgen können.«
    »Es ist einfach unglaublich«, brauste John Law auf, »ich schwöre bei Gott, dass ich keinen Sou ins Ausland gebracht habe. Zwingen Sie mich deshalb, das Land zu verlassen? Damit ich Ihnen diese imaginären Vermögenswerte zurückbringe, Monsieur? Oder nicht eher, weil Sie heimlich drei Milliarden Banknoten gedruckt...«
    »Wenn Sie diesen Satz zu Ende sprechen, Monsieur, lasse ich Sie unverzüglich in die Bastille werfen! Sie dürfen nicht einmal daran denken, Monsieur! Ich werde nicht zögern, Sie zum Schweigen zu bringen, wenn Sie diese Sache auch nur noch einmal erwähnen!«
    John Law stand wie versteinert vor dem Regenten. Nun begriff er, wieso der Herzog ihn nicht mehr in Frankreich haben wollte.
    »Sie waren mir doch immer gewogen, Monsieur«, flüsterte John Law, »für Sie hätte ich alles gegeben, alles. Ich habe stets an unsere Sache geglaubt. Ich habe nicht einmal im Traum daran gedacht, mir im Ausland ...« Ihm versagte die Stimme. »Wozu auch,
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