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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel
Autoren: Claude Cueni
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Law, es braucht wenig Gift, um einen Körper zu zerstören. Manchmal braucht es nur eine Idee. Die neue Mathematik ist schlimmer als die Pest. Wenn sie sich durchsetzt, wird nichts mehr sein wie früher.«
    »Die Welt wird anders sein, das ist alles, Docteur Cartier«, antwortete der Schotte müde. »Etwas Altes stirbt, und etwas Neues wird geboren. Das Ganze stirbt nie.« William Law lächelte versöhnlich: »Eigentlich habe ich Sie nur meinem Sohn John zuliebe über Ihre Statistik befragt. Es war nicht meine Absicht, Ihre Fähigkeiten als Chirurg infrage zu stellen. Falls dieser Eindruck entstanden sein sollte, tut es mir Leid, und ich bitte in aller Form um Entschuldigung.«
    Cartier streckte seinen Arm nach Laws Hand aus und tätschelte sie liebevoll: »Keine Angst, Monsieur Law, wir werden den Münzprüfer von Edinburgh nicht sterben lassen. In diesen hitzigen Zeiten könnte uns das leicht einen neuen Krieg bescheren. Und davon hat Europa schon reichlich genug gehabt.«
    William Law zog seine Hand zurück, dann holte er zwei braune, versiegelte Briefumschläge aus der Innentasche seines purpurroten Umhangs und legte sie zögernd auf den Tisch. »Dieser Brief ist für meine Frau und dieser hier für meinen ältesten Sohn, John. John Law. Für alle Fälle. Es sind immerhin einunddreißig Prozent.«
    Als die beiden Männer wenig später zu den Operationssälen gingen, hallten ihre Schritte laut durch die hohe Säulenhalle der Charite. »Ihr Ältester wird wohl auch Goldschmied?«, versuchte es Cartier mit ein bisschen Konversation.
    »In Schottland ist jeder Goldschmied auch Bankier. Die Familien der Laws sind seit vielen Generationen als Goldschmiede tätig. Als Goldschmiede oder Pastoren - einige wurden sogar Kardinäle.«
    William Law hatte Angst, ihm war übel vor Angst. Immer wieder ergriff ihn ein Schwindel, und er hatte das Gefühl, mit dem nächsten Schritt ins Leere zu stürzen. Der Schotte hatte sich auf der langen Kutschenfahrt von Edinburgh nach Paris eine fiebrige Erkältung geholt. Er fror. Ein grelles Pfeifen in den Ohren ließ ihn kurz zusammenzucken. Sein Herz raste, als wolle es den Brustkorb sprengen und allein nach Edinburgh zurückeilen.
    »Und?«, fragte Cartier betont freundlich. »Wird Ihr Ältester eher Goldschmied oder Kardinal?«
    »John ist erst zwölf«, wehrte William Law verlegen ab, »handwerklich ist er nicht so geschickt...« Er rang nach Luft. Er brauchte mehr Luft.
    »Dann wird er eben Kardinal«, lachte der Steinoperateur und legte Law aufmunternd den Arm um die Schulter.
     
    Mit schnellen, flinken Bewegungen stieß der zwölfjährige John sein Glied zwischen die lustvoll gespreizten Beine der Dienstmagd Janine. Das Mädchen saß entspannt auf der Holztruhe vor dem Fenster des Turmzimmers. Den Kopf hatte sie in die Fensternische zurückgeworfen, als wolle sie den Wolkenhimmel betrachten. »Ich werde dir alles beibringen, John«, stöhnte sie, »jeden Handgriff, jede Finesse, die Kunst der Verführung, der genussvollen Hingabe, die Kunst sich eine Mätresse zu halten und sie wieder loszuwerden, sie zu besitzen und sie zu verderben.« Blitzschnell fasste die Zwanzigjährige Johns Hüften, stieß ihn leicht zurück, drehte sich um und kniete nun, mit dem Gesicht zum Fenster, auf der Truhe. Sie schaute hinunter zum Fluss. Zwischen den Bäumen sah sie eine Frau, die eilig auf das Anwesen zukam. John führte erneut sein Glied ein, wie ein junger Hund, der keine andere Bestimmung zu kennen glaubt. Ungestüm und heftig. Er war für sein Alter von ungewöhnlich hohem Wuchs und kaum von einem Mann zu unterscheiden. Nur der Schalk in seinen freundlichen, dunklen Augen ließ das jugendliche Alter erahnen. Janine hatte ihm einmal gesagt, dass sie noch nie einen derart schönen Mund geküsst habe.
    Für John war Janine nicht der pisse-pot de nos maris, der Pisstopf des Hausherrn, wie die Franzosen die Dienstmägde verächtlich nannten. Ganz im Gegenteil, für ihn war Janine wie ein Fenster zur großen Welt. Janine hatte in Paris als Dienstmagd eines Goldschmieds gearbeitet, der an seiner Spielleidenschaft zerbrochen war. Janine hatte dem aufgeweckten John nicht nur das Kartenspiel Pharao beigebracht, sondern auch das, worüber man in den Salons der Reichen und Mächtigen sprach. Und man sprach nur über das eine. »Fais-le bien«, sagten die Franzosen am Hofe des Sonnenkönigs: »Mach es gut«, und John wollte der Beste sein, ein echter Wüstling, ein Held seiner Zeit, ein Kardinal der
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