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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel
Autoren: Claude Cueni
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ließ sein Gesicht rot anlaufen. »Wozu all die Strapazen, John! Ich will wenigstens Geld sehen!«
    »Wenn die Mississippi-Kompanie von dir die Aktien heute zurückkauft, werde ich dafür bestraft, und der Kauf wird rückgängig gemacht. Es ist einfach zu spät. William.«
    »Ich hätte nie nach Paris kommen sollen, John! Nie!«
    »Wieso schlägst du dich immer wieder auf die Seite jener, die mich vernichten wollen, William? Wieso hältst du nicht zur Familie?«
    »Hast du irgendwo im Ausland etwas zur Seite gelegt?«, fragte William. Jetzt beugte er sich über Johns Schreibtisch und sah ihn hasserfüllt an.
    »Hör zu, ich werde dir eine Viertelmillion in Münzen aushändigen, William. Privat. Von meinem Vermögen. In Form eines zinslosen Darlehens.«
    »Das ist nicht genug, John«, unterbrach ihn William, »es muss noch mehr geben. Wo hast du das Silber gehortet, von dem die ganze Stadt spricht? Wo?« William tigerte um den Tisch herum und blieb hinter seinem Bruder stehen. John blieb sitzen.
    »Es gibt keine Silberberge, William, keine geheimen Goldvorräte, keine vergrabenen Schätze ... es gibt nur meinen kleinen dummen Bruder, der in Edinburgh hätte bleiben und mit seinen Pistolen spielen sollen.«
    William atmete tief durch. Er stand hinter John Law und starrte auf dessen Nacken.
    »Ich warne dich, William. Lass dich nicht zu Dingen hinreißen, die du bereuen wirst. Es könnte schlimmer enden als in den Sümpfen von Louisiana.«
    Es klopfte an der Tür.
    »Ja«, rief John Law.
    Saint Simon betrat das Arbeitszimmer.
    »Kommen Sie herein, Monsieur le Duc. Die Dienerschaft macht sich in diesen Tagen rar ...«
    »Störe ich Sie, Monsieur?«, fragte Saint Simon und warf den beiden Brüdern einen freundlichen Blick zu.
    »Nein«, entgegnete John, »William wollte gerade gehen.«
    William zögerte. Er sah seinen Bruder drohend an: »Wann darf ich damit rechnen?«
    »Ich werde mir etwas überlegen«, versprach John, »aber ich erwarte, dass du in den nächsten Wochen auf öffentliche Auftritte verzichtest.«
    William nickte mit düsterer Miene, verbeugte sich kurz vor Saint Simon und verließ das Arbeitszimmer.
    Saint Simon wartete, bis William die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann legte er seinen Mantel ab und begann mit erregter Stimme: »Sie müssen Paris verlassen, Monsieur! Das Parlament wittert Morgenluft. Es will dem Regenten die öffentlichen Demütigungen der vergangenen Jahre zurückzahlen. In barer Münze. Sie wollen die Gunst der Stunde nutzen. Sie wollen den Regenten schwächen. Deshalb werden sie zuerst die stärkste Säule des Regenten angreifen: Sie, Monsieur. Man will Sie in die Bastille werfen. Man unterstellt Ihnen, dass Sie sich heimlich bereichert und im Ausland gigantische Silbervorräte angelegt haben. Man unterstellt Ihnen, das ganze Land in den Ruin getrieben und Parlament und Volk betrogen zu haben. Man fordert die Rücknahme sämtlicher Edikte, Ihre sofortige Absetzung, Ihren Kopf. Man will Sie hängen sehen!« Saint Simon war sichtlich besorgt. Er fuhr fort: »Monsieur Law of Lauriston. Ich habe Sie als einen besonnenen Menschen von außerordentlichem Verstand schätzen gelernt. Sie sind mir wie ein wahrer Freund ans Herz gewachsen.Vielleicht ist es das letzte Mal, dass wir uns heute sehen. Sagen Sie mir: Ist es wahr, was man sich in Paris erzählt?«
    »Mein System war richtig, Monsieur. Es war durchdacht. Ich habe jedoch nicht damit gerechnet, dass der Regent...«
    »... heimlich drei Milliarden Papiergeld druckt.«
    John Law schaute Saint Simon irritiert an.
    »Dann ist es also wahr, was man mir unter dem Siegel größter Verschwiegenheit anvertraut hat.«
    »Ja, es ist wahr. Ich kann meine Unschuld nur beweisen, wenn ich das Verschulden des Regenten öffentlich mache.«
    »Nein, nein«, entsetzte sich Saint Simon, »das Parlament wird nie Ihre Partei ergreifen, Monsieur. Es will den Regenten nicht stürzen, nur schwächen. Sie müssen fliehen, Monsieur!«
    »Noch ist nicht alles verloren. Saint Simon, ich flehe Sie an: Sagen Sie dem Regenten, dass er durchhalten muss. Wenn er mir jetzt die Zügel aus der Hand nimmt, versinkt die ganze Nation im Chaos!«
    »Die Pariser Finanziers würden das in Kauf nehmen. Falls das Parlament Sie hängen lässt. Aus Neid ist Hass geworden, Monsieur.«
    Vor dem Haus des John Law spielten sich ähnliche Szenen ab wie vor dem Geschäftssitz der Mississippi-Kompanie. John Law hatte seine Garde verdreifacht und ihre Löhne verzehnfacht. Die Häuser
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