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Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Titel: Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)
Autoren: Meike Winnemuth
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Frauenzeitschrift, für die ich damals gearbeitet habe und die es längst nicht mehr gibt. Das Bild zeigt ein seltsam aus der Zeit und aus der Welt gefallenes blasses Mädchen, gleichzeitig ätherisch und robust, wie ein Renaissance-Porträt.
    Ich liebte das Foto vom ersten Moment an. Es gewann damals den fünften Platz, lange hing es im Gang neben meinem Büro. Als man uns eines Tages sagte, dass die ganze Redaktion entlassen sei, habe ich es abends von der Wand abgehängt, einfach mit nach Hause genommen und nie wieder hergegeben.
    Jetzt forsche ich dem Bild zum ersten Mal nach. Auf der Rückseite klebt ein alter handschriftlicher Zettel mit einem Namen und einer Essener Adresse (bezaubernderweise heißt die Straße » Eigene Scholle«). Die Absenderin ist schnell gefunden: Ina Senftleben, vor zwölf Jahren noch Schülerin der Folkwang-Schule, ist inzwischen eine international renommierte Fotografin. Ich maile sie an, sie antwortet aus Hongkong.
    Ja, sie erinnere sich an das Foto, das sei Claudia, eine Kommilitonin, von der habe sie damals mehrere Fotos gemacht. Sie läuft Menschen mit besonderen Gesichtern, » in die ich visuell verliebt bin«, oft stundenlang hinterher, bevor sie sich traut, sie anzusprechen– so entstehen ihre Porträts.
    Ein Zufall, dass auch sie eine Nomadin ist? Sie hat in Amsterdam gelebt, zwei Jahre in New York, jetzt in Hongkong.
    » Reisen hat für mich immer mit loslassen zu tun, sich aus seinen festgefahrenen Ritualen befreien und sie mit Abstand betrachten… und dann wieder neue finden«, schreibt sie und wünscht » gutes Gelingen beim Wiedereinleben (ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig das ist…)«.
    So mache ich das derzeit mit vielen Dingen: Ich gehe auf Expedition in mein eigenes Leben, ich lege archäologische Grabungen in meinem Wohnzimmer an.
    » Man sollte immer versuchen, alle Sachen, auch die gewöhnlichsten, die ganz selbstverständlich da zu sein scheinen, mit neuen, erstaunten Augen, wie zum ersten Mal, zu sehen«, sagt der Hochstapler Felix Krull bei Thomas Mann. » Dadurch gewinnen sie ihre Erstaunlichkeit zurück, die im Selbstverständlichen eingeschlafen war, und die Welt bleibt frisch; sonst aber schläft alles ein, Leben, Freude und Staunen.«
    So ist es. Und es funktioniert: Ich komme in Hamburg an, indem ich meine Umgebung mit fremdem Blick betrachte und interessanten Fährten folge wie zu meiner Reisezeit. Dazu muss ich nicht mal das Haus verlassen: Mein Nachbar Franz von unten, Neurologe und gelernter Kirchenorganist, spielt auf seinem Flügel eine Jazzversion von » Some day my prince will come« aus dem Disney-Zeichentrickfilm » Schneewittchen und die sieben Zwerge« von 1937. Zart und beschwingt dringt es durch die Decke, ich liege auf meinem Sofa und lausche gerührt, google nebenbei, wer es komponiert hat– und stoße auf die unglaubliche Geschichte, dass diese Version zum ersten Mal 1943 im KZ Theres ienstadt gespielt wurde, von der Lagerband Ghetto Swingers .
    Nein, es ist kein bisschen langweilig hier zuhause– solange man sich weiter auf Reisen begibt.
    Das erste Jahr
    Die Reise ragt weiter in mein Leben. Carl Djerassi, mein Vermieter aus San Francisco und London, kommt nach Hamburg, sitzt an meinem Küchentisch und verewigt sich an meiner Küchentapete. Shirley aus Shanghai besucht mich, wir gehen aus und auch hier schmeißen sie uns aus dem Restaurant, weil wir mal wieder die letzten sind. Guido, der Verleger aus Buenos Aires, schickt mir eine Audiodatei mit dem Lachen und Weinen seiner frischgeborenen Tochter América, am Ende der Aufnahme ist seine beruhigend-tröstende Bärenstimme zu hören: » Oooooh, mi amor…« Guido hat ein Baby! Meine Güte, damals beim Asado war Constanza noch nicht mal schwanger– ja, es ist tatsächlich ein Jahr vergangen.
    Einige Saaten sind inzwischen aufgegangen: Von Barcelona aus hatte ich spontan 2500 Euro für ein Filmprojekt der jungen Berlinerin Alexa Karolinski gespendet und auch in meinem Blog dazu angeregt, sich an dem Crowdfunding per Kickstarter zu beteiligen. Inzwischen ist » Oma & Bella«, das warmherzige Porträt zweier alter jüdischer Damen in Berlin, tatsächlich in den Kinos und erntet begeisterte Rezensionen.
    Es freut mich so, anderen Projekten einen ebenso hilfreichen Schubs zu geben, wie mein eigenes Leben einen bekommen hat durch den Glücksfall des Gewinns. Es ist bestens investiertes Geld, guten Ideen voranzuhelfen, etwas weiterzugeben. Das möchte ich auch weiterhin machen,
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