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Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Titel: Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)
Autoren: Meike Winnemuth
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Bett.
    Zuhause.
    Diese Bücher liegen seit einem Jahr unberührt da, obwohl in der Zwischenzeit ein paar Freunde in meinem Bett übernachtet haben. Diese Bücher sagen: Mein Leben hat auf mich gewartet, ich könnte jetzt einfach dort wieder einsteigen, wo ich aufgehört habe; die Bücher interessieren mich sogar noch.
    Ich bin wieder da.
    Ich ziehe meinen Bademantel an, setze Teewasser auf, greife blind einen Becher aus dem Schrank, das vertraute somnambule Gefühl in der eigenen Küche. Mit dem Tee ziehe ich ins Arbeitszimmer. Auf dem Boden: fünf hüfthohe Stapel mit Briefen, Paketen, Katalogen, alles ungeöffnet.
    Nein, nicht jetzt, das mache ich später auf. Als Erstes eine To-do-Liste schreiben. Ich suche einen Kugelschreiber. Der erste schreibt nicht. Der zweite auch nicht. Was ist bloß los? Beim dritten Kugelschreiber verstehe ich es endlich: alle eingetrocknet. Sie sind ein Jahr lang nicht benutzt worden.
    In dem Moment wird mir klar: Mein Gott, ich habe ein ganzes Jahr verpasst. Nichts hat auf mich gewartet, die Welt hat sich weitergedreht. Die Dinge sind nicht mehr, wie sie waren. Und ich bin es auch nicht.
    Gestern Nacht war das noch anders. Die Elbe war stockdunkel, der Januarwind blies kalt über die Marschen, die Bahia Laura war nach zwölftägiger Atlantikfahrt auf dem Weg in meinen Heimathafen Hamburg. Nur noch wenige Stunden, dann würden wir anlegen. Ich stand im Dunkeln auf der Brücke hinter den Männern, hörte den leisen Anweisungen des Elblotsen zu ( » zwanzig Grad steuerbord«) und sah die Lichter am Flussufer auftauchen, erst die von Cuxhaven, dann die von Brunsbüttel, dann das ferne orangefarbene Leuchten von Hamburg. An Blankenese vorbei, an Teufelsbrück. Ich kenne die Strecke so gut– nur andersherum, heraus aus der Stadt, nicht hinein.
    » Zehn Grad steuerbord.«
    Ich versuche die Tränen mit dem Fernglas zu tarnen, das ich mir an die Augen presse. Bloß nicht vor den Jungs heulen, bloß nicht. Die Gummiaufsätze vor den Linsen laufen langsam voll.
    Zwei Hafenlotsen gehen längsseits an Bord, Schlepper machen vorn und achtern ihre Taue fest. Dann geht alles ganz schnell. Köhlbrandbrücke, Landungsbrücken– oh, die Elbphilharmonie! Die Schlepper drehen die Laura sachte um 180 Grad in den Strom. In Zeitlupe nähert sie sich ihrem Liegeplatz am Athabaskakai. Noch zwei Meter, noch einen halben…
    Klonk. Leinen fest.
    Es ist gut, auf eine so seltsame Weise heimzukehren. Nicht am Flughafen zu landen oder in den Bahnhof einzufahren, wo ich Hunderte Male abgereist und angekommen bin, sondern in der fremden Welt des Containerterminals, mitten in der Nacht. Nach Feierabend, durch den Lieferanteneingang. Hier hat keiner Zutritt, hier kann kein Empfangskomittee mit Plakat und Blumen stehen. Ich kann mich heimlich in meine Stadt schleichen.
    Meine? Immer noch?
    Weiß ich nicht. Werde ich sehen. Hier drüben im Hafen ist mir Hamburg so neu, als wäre es ein dreizehntes Ziel.
    Meine beste Freundin Katharina hat es natürlich trotzdem geschafft, sich zum Kai durchzuschlagen. Sie entert mit einer Flasche Champagner das Schiff, wir liegen uns kreischend in den Armen, während die polnischen Offiziere amüsiert um uns herumstehen.
    Wir müssen noch eine knappe Stunde auf die Hafenbehörde warten, die mich offiziell einreisen lässt; der Kapitän hatte während der Passage meinen Pass in Verwahrung. Stempel, Händedruck, » willkommen in Hamburg«.
    Nachts um halb drei sitzen Katharina und ich am Küchentisch, es gibt deutsches Abendbrot mit Käse und Wurst, es ist vertraut und zugleich unglaublich fremd. Es ist mein Küchentisch, das weiß ich, es sind meine Teller und Messer, und doch… Sollte ich mich nicht wohler fühlen? Entspannter? Hat der Stuhl immer schon so gequietscht?
    Der erste Tag ist ein Samstag. Ich mache dasselbe, was ich zwölfmal getan habe: ich laufe Kreise um meine Bleibe, nehme Witterung auf. Auch hier: alles neu. Der Hansaplatz, an dem ich wohne, eine ewige Baustelle im Rotlichtviertel unweit des Hauptbahnhofs, ist inzwischen fertig, ein zweieinhalb Millionen teures Gentrifizierungsprojekt. Hat sich echt gelohnt: Die rumänischen Prostituierten stehen jetzt auf deutlich hübscherem Pflaster als früher. Auch sonst ist die Zivilisation nicht aufzuhalten: Man kann hier jetzt laktosefreie Schafmilchschokolade kaufen, im Supermarkt ziehen die Leute mittlerweile die Einkaufskörbe wie Hackenporsches hinter sich her.
    Ich packe einigermaßen lustlos meine Lieblingsjoghurts und
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