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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel
Autoren: Jack Higgins
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zurück, das er in
Streifen riß.
    »Verbinden Sie ihn damit.«
    Anne-Marie machte sich sofort an die Arbeit, und Osbourne sagte: »Wie sieht es aus?«
    »Nur der alte Jules ist da, und er möchte
uns so schnell wie möglich hier weg haben«, antwortete
René. »Ziehen Sie die Sachen da an, und ich bringe ihm die
Uniform, er will sie im Heizofen verbrennen. Er hat eine Nachricht vom
Großen Pi­ erre. Sie haben mit London gefunkt. Sie werden Sie
heute abend vor Léon mit einem Torpedoboot abholen. Pierre kann
selbst nicht kommen, aber einer von seinen Leuten wird da sein.
Blériot. Ich kenne ihn gut. Ein tüchtiger Mann.«
    Osbourne ging zur anderen Seite des
Wagens und zog sich um. Er kam mit einer Tweedmütze auf dem Kopf,
in einem Cordjackett und einer Hose, die beide bessere Tage gesehen
hatten, und uralten Stiefeln an den Füßen zurück. Er
steckte die Walther in die Tasche und gab René die Uniform.
René ging damit hinaus.
    »Wird es so gehen?« fragte er Anne-Marie.
    Sie lachte laut auf. »Mit einem Dreitagebart
vielleicht, aber für mich siehst du immer noch aus wie jemand von
der Univer­ sität Yale.«
    »Das ist ja sehr beruhigend.«
    René kam wieder und setzte sich ans Steuer.
»Wir fahren jetzt besser, Mademoiselle. Wir werden eine Stunde
brauchen.«
    Sie klappte die Luke hoch. »Sei ein braver Junge und krab­ bel wieder rein.«
    Craig tat es und sah zu ihr hoch. »Ich werde
derjenige sein, der zuletzt lacht. Morgen abend speise ich im Savoy.
Die Orpheans spielen, Carroll Gibbons singt, und die schönsten
Mädchen von London tanzen.«
    Sie knallte die Luke zu, stieg ein, und René ließ den Motor an.

    Léon war ein winziges Fischerdorf, so klein,
daß es nicht einmal einen Anleger hatte; die meisten Boote waren
auf den Strand gezogen. Aus einem kleinen Café drang
Akkordeonmu­ sik, das einzige Lebenszeichen, und sie fuhren weiter,
folgten einem Feldweg, der an einem stillgelegten Leuchtturm vorbei zu
einer kleinen Bucht führte. Von See wogte dichter grauwei­
ßer Dunst heran, und irgendwo in der Ferne ertönte der
klagen­ de Ruf eines Nebelhorns. René ging mit einer
Taschenlampe in der Hand als erster zum Strand hinunter.
    Craig sagte zu Anne-Marie: »Du
willst doch wohl nicht mit­ kommen. Du wirst deine Schuhe
ruinieren. Bleib beim Wa­ gen.«
    Sie zog die Schuhe aus und warf sie auf den
Rücksitz. »Sehr richtig, Schatz. Gut, daß ich dank
meinen Nazifreunden einen unerschöpflichen Vorrat an
Seidenstrümpfen habe. Ich kann es mir leisten, um unserer alten
Freundschaft willen ein Paar zu opfern.«
    Sie nahm seinen Arm, und sie folgten René.
»Freundschaft?« sagte Craig. »Wenn ich mich recht
erinnere, war es damals in Paris etwas mehr als das.«
    »Eine uralte Geschichte. Das vergessen wir am besten.«
    Sie hielt seinen Arm mit einem festen Druck, und
Osbourne blieb plötzlich die Luft weg, weil ihm bewußt
wurde, daß seine Wunde nun wirklich schmerzte. Anne-Marie wandte
den Kopf und sah ihn an. »Alles in Ordnung?«
    »Der verdammte Arm tut ein bißchen weh, das ist alles.«
    Als sie sich dem Strand näherten, hörten sie
Stimmenge­ murmel, und dann sahen sie René mit einem anderen
Mann neben einem kleinen Beiboot mit hochgeklapptem Außen­
bordmotor stehen.
    »Das ist Blériot«, sagte René.
    »Mademoiselle.« Blériot tippte an
seine Schirmmütze, als er Anne-Marie begrüßte.
»Ich nehme an, das ist das Boot?« fragte Craig. »Und
was soll ich damit machen?«
    »Sie fahren um das Kap und sehen das Leuchtfeuer von Grosnez, Monsieur.«
    »Bei diesem Nebel?«
    »Er ist sehr tief.« Blériot zuckte
mit den Schultern. »Ich hab’ eine Signallampe reingelegt, und
dann gibt es noch das hier.« Er nahm eine leuchtende Signalkugel
aus der Tasche. »Spezi­ alausrüstung von der SOE.
Funktionieren sehr gut im Wasser.«
    »Da werde ich wahrscheinlich enden,
bei diesem Wetter«, sagte Craig, während die Ausläufer
der Wellen gierig über den Sand schwappten.
    Blériot holte eine Schwimmweste aus dem Boot
und half ihm hinein. »Sie haben keine Wahl, Monsieur, Sie
müssen raus. Der Große Pierre sagt, sie lassen in der
Bretagne keinen Stein auf dem anderen, um Sie zu finden.«
    Craig ließ ihn die Riemen der Schwimmweste befestigen. »Haben sie schon Geiseln genommen?«
    »Natürlich. Zehn aus Saint-Maurice,
darunter den Bürger­ meister und den Pfarrer. Zehn andere von
Bauernhöfen in der Umgebung.«
    »Mein Gott!« sagte Craig leise.
    Anne-Marie zündete eine Gitane an und reichte sie
ihm.
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