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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel
Autoren: Jack Higgins
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Nachttisches, nahm
sein Feu­ erzeug und eine Schachtel Zigaretten heraus und
zündete sich eine an. Er hustete bereits, als er zum offenen
Fenster ging, um auf den Balkon zu treten und in den Garten zu schauen.
    »Fabelhaft«, sagte sie. »Nur noch
eine heile Lunge, und jetzt versuchen Sie, das zu beenden, was die
Japaner angefangen haben.« Am Bett stand eine Thermosflasche mit
Kaffee. Sie schenkte ein wenig in eine Tasse und brachte sie ihm.
»Es wird Zeit, daß Sie wieder anfangen zu leben, Commander.
Wie heißt es doch immer in den Hollywood-Filmen … Für
Sie ist der Krieg vorbei. Sie hätten gar nicht erst mitmachen
sollen. Es ist ein Spiel für junge Männer.«
    Er trank langsam den Kaffee. »Was soll ich also tun?«
    »Wieder nach Harvard, Professor.« Sie
lächelte. »Die Stu­ denten werden Sie vergöttern.
All die Auszeichnungen. Ver­ gessen Sie auf keinen Fall, am ersten
Tag die Uniform zu tra­ gen.«
    Er lächelte wider Willen und nur kurz.
»Gott steh mir bei, Maddie, aber ich glaube nicht, daß ich
zurückgehen könnte. Ich hab’ den Krieg mitgemacht, das
weiß ich.«
    »Und Sie haben dafür gezahlt.«
    »Ich weiß. Dieses Schlachthaus in Tulugu hat mich erle­ digt.«
    »Naja, Sie sind ein erwachsener Mann. Wenn Sie
in diesem Zimmer herumhocken und langsam verwesen wollen, ist es Ihre
Sache.« Sie ging zur Tür, öffnete sie und drehte sich
um. »Ich würde Ihnen allerdings vorschlagen, sich zu
kämmen und etwas Anständiges anzuziehen. Sie haben
Besuch.«
    Er runzelte die Stirn. »Besuch?«
    »Ja, er ist jetzt bei Commander Lawrence. Ich wußte gar nicht, daß Sie britische Beziehungen haben.«
    »Wovon reden Sie?« fragte Hare verwirrt.
    »Von Ihrem Besuch. Ganz hohes Tier. Ein
Brigadegeneral Munro von der britischen Army, obgleich man es ihm nicht
ansehen würde. Trägt nicht mal Uniform.«
    Sie ging hinaus und schloß die Tür. Hare
stand einen Au­ genblick stirnrunzelnd da, eilte dann ins
Badezimmer und dreh­ te die Dusche auf.

    Brigadegeneral Dougal Munro war fünfundsechzig
und weißhaarig, ein sympathisch-häßlicher Mann in
einem schlecht sitzenden Anzug aus Donegal-Tweed. Er trug eine
Drahtbrille, wie sie normalerweise an niedere Ränge der britischen
Streit­ kräfte ausgegeben wurde.
    »Aber ist er fit? Das ist es, was ich wissen muß, Doktor«, sagte er gerade.
    Lawrence trug einen weißen Arztkittel über
seiner Uniform. »Sie meinen physisch?« Er klappte die vor
ihm liegende Akte auf. »Er ist sechsundvierzig Jahre alt,
General. Er hat drei Gra­ natsplitter in den linken
Lungenflügel bekommen und sechs Tage auf einem Rettungsfloß
verbracht. Es ist ein Wunder, daß er noch lebt.«
    »Ich verstehe.«
    »Wir haben hier einen Mann, der
Professor an der Universi­ tät Harvard war. Zugegeben, ein
Reserveoffizier der Marine, weil er ein berühmter Segler mit
Beziehungen zu allen richti­ gen Stellen war, und er meldet sich
mit dreiundvierzig zu den Patrouille-Torpedobooten.« Er
blätterte weiter. »Jedes ver­ dammte Schlachtfeld im
Pazifik. Korvettenkapitän, Auszeich­ nungen.« Er zuckte
mit den Schultern. »Alles da, einschließlich zweier
Marinekreuze. Und dann diese letzte Geschichte in Tu­ lugu. Der
japanische Zerstörer pustete ihn halb aus dem Was­ ser, und da
rammte er ihn und zündete eine Sprengladung. Ei­ gentlich
hätte er draufgehen müssen.«
    »Wie ich hörte, sind die anderen fast alle draufgegangen«, bemerkte Munro.
    Lawrence klappte die Akte zu. »Wissen Sie, warum
er nicht die Ehrenmedaille bekommen hat? Weil es General MacArthur war,
der ihn vorschlug, und die Navy hat nun mal was dagegen, wenn die Army
dazwischenfunkt.«
    »Ich vermute, Sie sind kein Berufssoldat?«
    »Das will ich meinen.«
    »Gut. Ich auch nicht. Also ohne Umschweife, ist er fit?«
    »Physisch ja. Aber ich schätze, es hat ihn
zehn Jahre seines Lebens gekostet. Der Ärzteausschuß hat
empfohlen, ihn nicht wieder auf See einzusetzen. In Anbetracht seines
Alters könnte er jetzt aus gesundheitlichen Gründen den
Abschied nehmen.«
    »Ich verstehe.« Munro tippte sich an die Stirn. »Und wie steht’s damit?«
    »Mit dem Oberstübchen?« Lawrence
zuckte mit den Schul­ tern. »Wer weiß? Er hat
zweifellos als Reaktion eine depressi­ ve Phase gehabt, aber das
geht vorbei. Er schläft schlecht, geht selten aus dem Zimmer und
macht entschieden den Eindruck, als wisse er absolut nicht, was er mit
sich anfangen soll.«
    »Er könnte also entlassen werden?«
    »Oh, sicher. Schon seit Wochen.
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