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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel
Autoren: Jack Higgins
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lächelte.
»Sehen Sie jetzt, was ich meine?«
    »Nicht ganz.«
    »Commander Hare, in Cornwall gibt
es ein winziges Fi­ scherdorf, das Cold Harbour heißt. Nicht
mehr als zwei oder drei Dutzend Katen und ein Herrenhaus. Es liegt in
einem Mili­ tärsperrgebiet, und deshalb ist es schon lange von
den Bewoh­ nern verlassen worden. Meine Abteilung benutzt es
… hm, sagen wir, für besondere Zwecke. Ich habe dort ein
paar Flug­ zeuge, deutsche Flugzeuge. Einen Fieseler Storch und
eine Ju 88 G, einen Nachtjäger. Sie sind immer noch mit den
deut­ schen Hoheitszeichen versehen, und der Mann, der sie fliegt,
ist zwar ein mutiger RAF-Pilot, aber er trägt eine Uniform der
Luftwaffe.«
    »Und Sie wollen mit diesem E-Boot das gleiche machen?« sagte Hare.
    »Genau, und an diesem Punkt kommen Sie ins
Spiel. Ein Boot der Kriegsmarine braucht schließlich eine
Besatzung der Kriegsmarine.«
    »Was so sehr gegen die Kriegsregeln ist,
daß die Besatzung vor ein Erschießungspeloton kommen kann,
wenn sie erwischt wird«, bemerkte Hare.
    »Ich weiß. Krieg ist die Hölle, wie
Ihr General Sherman einmal gesagt hat.« Munro stand auf und rieb
sich die Hände. »Mein Gott, die Möglichkeiten sind
nicht abzuschätzen. Ich sollte Ihnen vielleicht noch eine
Geheimsache verraten: Der gesamte geheime Funkverkehr der deutschen
Streitkräfte wird mit Enigma-Maschinen verschlüsselt, und die
Deutschen sind überzeugt, daß die Maschinencodes nicht
geknackt werden können. Zu ihrem Unglück haben wir aber ein
Projekt namens Ultra, mit dem wir das System sprengen konnten. Stellen
Sie sich vor, was für Informationen Sie von der Kriegsmarine
be­ kommen könnten. Erkennungszeichen, Tagescodes für das
An­ laufen von Häfen …«
    »Verrückt«, sagte Hare. »Sie würden eine Besatzung brau­ chen.«
    »Das S.80 ist gewöhnlich mit einer
sechzehnköpfigen Crew bemannt. Meine Freunde bei der
Admiralität glauben, sie könn­ ten mit zehn auskommen,
Sie eingeschlossen. Da es ein Ge­ meinschaftsunternehmen ist,
suchen Ihre und unsere Leute die richtigen Männer aus. Ich habe
schon einen perfekten Ingeni­ eur für Sie aufgetrieben. Einen
jüdischen Emigranten, der bei Daimler-Benz gearbeitet hat. Dort
werden die Maschinen für alle Schnellboote gebaut.«
    Eine lange Pause entstand. Hare drehte
sich um und blickte über den Garten auf die Stadt. Es war
inzwischen fast dunkel, und er erschauerte, während er aus keinem
erkennbaren Grund an Tulugu dachte. Als er nach einer Zigarette griff,
zitterte sei­ ne Hand, und er wandte sich um und zeigte sie Munro.
    »Sehen Sie sich das an. Wissen Sie, warum? Weil ich Angst habe.«
    »Die hatte ich auch in dem Bauch von diesem
verdammten Bomber, als wir rüberflogen«, sagte Munro.
»Und ich werde genausoviel Angst haben, wenn wir heute abend
zurückfliegen, obgleich es dann eine Fliegende Festung ist. Soweit
ich weiß, haben die etwas mehr Platz.«
    »Nein«, sagte Hare rauh. »Ich mache es nicht.«
    »Oh, doch, Commander«, sagte Munro.
»Soll ich Ihnen sa­ gen, warum? Weil es sonst nichts gibt,
was Sie machen könn­ ten. Sie können auf keinen Fall
zurück nach Harvard. Zurück in den Hörsaal, nach all
dem, was Sie durchgemacht haben? Ich will Ihnen etwas über Sie
sagen, weil wir beide im selben Boot sitzen. Wir sind Männer, die
die meiste Zeit ihres Lebens im Kopf gelebt haben. Die Geschichten
anderer Männer. Alles aus Büchern. Und dann kam der Krieg,
und wissen Sie was, mein Freund? Es hat Ihnen jede Minute verdammt
Spaß gemacht.«
    »Gehen Sie zur Hölle«, sagte Hare.
    »Höchstwahrscheinlich.«
    »Und wenn ich nein sage?«
    »Meine Güte.« Munro zog den Brief aus
seiner Innentasche. »Ich denke, Sie werden sehen, wer da unten
unterschrieben hat … Der Oberbefehlshaber der
US-Streitkräfte.«
    Hare starrte sprachlos darauf. »Großer Gott!« brachte er dann hervor.
    »Ja, hm, er würde gern kurz
mit Ihnen reden, ehe wir abflie­ gen. Man könnte es eine
Befehlshabershow nennen, seien Sie also ein braver Junge und ziehen Sie
Ihre Uniform an. Wir ha­ ben nicht mehr viel Zeit.«

    Die Limousine hielt an der westlichen
Souterraineinfahrt des Weißen Hauses, und Munro zeigte den
Agenten des Secret Service, die Nachtdienst hatten, seinen Ausweis. Sie
mußten warten, weil ein Referent geholt wurde. Er kam einige
Augen­ blicke später, ein Oberleutnant zur See in untadeliger
Uniform.
    »General«, sagte er zu Munro und wandte
sich dann zu Hare und salutierte, wie nur ein Mann von
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