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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel
Autoren: Jack Higgins
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Los,
steig um Himmels willen ein, und dann nichts wie weg hier.«
    Während der Rolls anfuhr, sah sie auf den blutgetränkten Uniformärmel. »Schlimm?«
    »Ich glaube nicht.« Osbourne stopfte ein Taschentuch hin­
    ein. »Was zum Teufel machst du hier?«
    »Der große Pierre wollte etwas. Wie
üblich war nur eine Stimme am Telefon. Ich hab’ den Kerl immer
noch nicht zu Gesicht bekommen.«
    »Ich aber«, erwiderte Craig. »Du wirst einen Schreck krie­ gen, wenn du ihn siehst.«
    »Wirklich? Er sagt, der Lysander-Treff klappt
nicht. Dichter Nebel und Regen vom Atlantik, prophezeien die
Wetterfrö­ sche. Ich sollte auf dem Bauernhof auf dich warten
und dir Bescheid sagen, aber ich hatte bei diesem Einsatz von Anfang an
ein schlechtes Gefühl. Also beschloß ich, vorbeizukommen und
mir anzusehen, was los ist. Wir waren auf der anderen Sei­ te des
Dorfs, am Bahnhof, hörten die Schießerei und sahen, wie du
den Hügel raufgelaufen bist.«
    »Gut für mich«, sagte Osbourne anerkennend.
    »Ja, vor allem in Anbetracht der Tatsache,
daß ich nicht den Auftrag hatte, all das auf mich zu nehmen. Aber
wie dem auch sei, René sagte, du müßtest hier
irgendwo vorbeikommen.«
    Sie zündete sich eine Zigarette an und schlug die
seidenbe­ strumpften Beine übereinander. Sie war elegant wie
immer, mit einem schwarzen Kostüm und einer weißen
Seidenbluse, an deren Kragensaum eine Brillantbrosche steckte. Das
schwarze Haar, in der Stirn zu einem Pony geschnitten, war seitlich bis
zu den Ohren nach hinten gekämmt und wellte sich zum Kinn hin
wieder vor, eine effektvolle Umrahmung der hohen Wan­ genknochen
und des ein wenig spitz zulaufenden Kinns.
    »Was starrst du mich so an?« fragte sie ungehalten.
    »Oh, ich kann nicht anders«, sagte er.
»Zuviel Lippenstift wie üblich, aber ansonsten siehst du
hinreißend aus.«
    »Verdammt, rutsch unter den Sitz und halt den Mund«, sagte sie.
    Sie drehte die Beine zur Seite, und Craig öffnete
eine Klap­ pe, die einen Hohlraum unter der Sitzbank freigab. Er
kroch hinein, und sie klappte die Luke wieder zu. Einen Moment
spä­ ter kam eine Kurve und dahinter sahen sie einen
Kübelwagen, der quer auf der Straße stand, und ein halbes
Dutzend wartende SS-Männer.
    »Immer höflich und schön langsam, René«, sagte sie.
    »Probleme?« fragte Craig Osbourne, dessen Stimme vom Polster halb erstickt wurde.
    »Nicht mit ein bißchen Glück«,
sagte sie gelassen. »Ich ken­ ne den Offizier. Er war eine
Zeitlang auf dem Schloß einquar­ tiert.«
    René hielt den Rolls an, und ein junger
Untersturmführer nä­ herte sich ihnen mit der Pistole in
der Hand. Seine Miene hellte sich auf, und er steckte die Waffe weg.
»Mademoiselle Tre­ vaunce. Ein unerwartetes
Vergnügen.«
    »Untersturmführer Schultz.« Sie
öffnete die Tür und streckte die Hand aus, die er galant
küßte. »Was ist denn los?«
    »Eine schreckliche Sache. Ein Terrorist hat eben
drüben in Saint-Maurice auf General Diederichs geschossen.«
    »Mir war schon, als hätte ich dort hinten
Schüsse gehört«, sagte sie. »Und wie geht es dem
Obergruppenführer?«
    »Er ist tot, Mademoiselle«, antwortete
Schultz. »Ich habe seine Leiche selbst gesehen. Es ist furchtbar.
In der Kirche er­ mordet, als er gerade beichtete.« Er
schüttelte den Kopf. »Un­ faßlich, daß es
Leute gibt, die so was fertigbringen.«
    »Es tut mir sehr leid.« Sie drückte
mitfühlend seine Hand. »Sie müssen uns bald besuchen
kommen. Die Gräfin hat Sie richtig ins Herz geschlossen. Wir haben
es sehr bedauert, daß Sie gehen mußten.«
    Schulte errötete ein wenig. »Richten Sie ihr bitte meine
    Empfehlung aus, aber jetzt darf ich Sie nicht länger aufhalten.«
    Er rief einen Befehl, und einer seiner Männer
setzte den Kü­ belwagen zurück. Schultz salutierte, und
René fuhr weiter.
    »Mademoiselle hat wie immer Glück wie der Teufel«, be­ merkte er.
    Anne-Marie Trevaunce zündete sich eine neue
Zigarette an, und Craig Osbourne rief aus seinem Versteck:
»Falsch, mein Freund. Sie ist der Teufel.«

    Als sie den Bauernhof erreicht hatten, stellten sie
den RollsRoyce in der Scheune ab, und René ging, um
Informationen einzuholen. Craig zog den Uniformrock aus und riß
den blutge­ tränkten Hemdärmel ab.
    Anne-Marie untersuchte die Wunde. »Nicht allzu
schlimm. Die Kugel ist nicht durchgegangen, hat nur eine Furche ins
Fleisch gerissen. Aber wir müssen trotzdem etwas machen.«
    René kam mit einem Bündel
Kleidungsstücke und einem weißen Tuch
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