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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel
Autoren: Jack Higgins
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nur
Tee.«
    »Über den Geschmack läßt sich nicht streiten«, sagte Hare.
    Er trank einen kleinen Schluck von dem
brühheißen Kaffee, und Munro stieß einen grunzenden
Laut aus. »Ich hab’ gewußt, daß da noch was war. Ich
habe vergessen, Ihnen zu sagen, daß Ihre Navy in Anbetracht der
besonderen Umstände beschlossen hat, Sie zu befördern.«
    »Zum Full Commander?« sagte Hare erstaunt.
    »Ja, zum Fregattenkapitän, wie
die Deutschen sagen, und bei dieser Bezeichnung werden wir auch
bleiben.« Munro zog sich die Decke über die Schultern und
schloß die Augen.

    2

    Als Craig Osbourne die ersten Häuser von
Saint-Maurice er­ reichte, krachte eine Salve von
Gewehrschüssen, und aus den Buchen vor der Dorfkirche flogen
Krähen auf und begannen zornig zu schreien. Er fuhr einen
Kübelwagen, das Allzweck­ fahrzeug der deutschen Wehrmacht. Er
hielt am Tor zum Friedhof und stieg aus. Osbourne trug eine Felduniform
der Waffen-SS, mit den Insignien des Standartenführers.
    Es regnete ein wenig, und er nahm einen schwarzen
Leder­ mantel vom Rücksitz, legte ihn sich über die
Schultern und ging zum Dorfplatz, wo ein Gendarm stand und beobachtete,
was geschah. Auf dem Platz waren acht oder zehn Dorfbewoh­ ner
versammelt, nicht mehr, die zu einem Erschießungskom­ mando
der SS und zwei hoffnungslos dreinblickenden Gefan­ genen mit auf
den Rücken gefesselten Händen schauten. Ein dritter
Gefangener lag mit dem Gesicht nach unten an der Mauer. Während
Osbourne die Szene in sich aufnahm, erschien ein älterer Offizier
in einem langen Mantel mit dem silbergrau­ en Reversbesatz, der
SS-Angehörigen im Generalsrang vorbe­ halten war. Er zog eine
Pistole aus dem Halfter, beugte sich nach unten und schoß dem am
Boden liegenden Mann in den Hinterkopf.
    »Obergruppenführer Diederichs, nehme ich an?« fragte Os­ bourne in perfektem Französisch.
    Der Gendarm, der ihn nicht hatte kommen sehen,
antwortete automatisch: »Ja, er gibt ihnen gern selbst den
Gnadenschuß.« Er wandte sich halb um, registrierte die
Uniform und nahm Haltung an. »Entschuldigung,
Standartenführer, ich habe es nicht abschätzig
gemeint.«
    »Schon gut. Wir sind ja Landsleute.« Craig hob den linken
    Arm, und der Gendarm sah sofort das Abzeichen der Brigade
Charlemagne, der französischen Einheit der Waffen-SS, auf der
Manschette. »Zigarette?«
    Er hielt dem Mann ein silbernes Zigarettenetui hin.
Der Gendarm nahm eine heraus. Was auch immer er von einem Landsmann
hielt, der dem Feind diente, er behielt es für sich, und sein
Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Kommt das oft vor?« fragte Osbourne,
während er ihm Feuer gab. Der Gendarm zögerte, und Osbourne
nickte auf­ munternd. »Los, reden Sie ganz offen. Vielleicht
sind Sie nicht mit dem einverstanden, was ich tue, aber wir sind beide
Fran­ zosen.«
    Da kam der ohnmächtige Zorn hoch. »Ja,
zwei- oder dreimal die Woche, und auch anderswo. Dieser Mann ist ein
Schläch­ ter.«
    Einer der beiden wartenden Gefangenen wurde an die
Mauer gedrängt, ein Befehl wurde gerufen, dann knallte eine
Gewehr­ salve. »Und er verweigert ihnen die letzte
Absolution. Verste­ hen Sie, Oberst? Kein Pfarrer, aber wenn alles
vorbei ist, geht er in die Kirche wie ein guter Katholik und beichtet
bei Vater Paul, und dann geht er in das Bistro auf der anderen Seite
des Marktplatzes und ißt drei Gänge.«
    »Ja, das habe ich gehört«, entgegnete Osbourne.
    Er wandte sich ab und ging zurück in Richtung
Kirche. Der Gendarm sah ihm verwundert nach und drehte sich dann
wie­ der um und sah zu, wie Diederichs wieder mit der Pistole in
der Hand vortrat.
    Craig Osbourne schritt über den
Friedhof, öffnete das große Eichenportal der Kirche und ging
hinein. Es war ziemlich dun­ kel, da die bleigefaßten Fenster
kaum Licht hereinließen. Es roch nach Weihrauch, und auf dem
Altar brannten Kerzen. Während Osbourne zum Chor ging, wurde die
Tür der Sakristei geöffnet, und ein alter, weißhaariger
Priester trat in das Seiten­ schiff. Er trug ein Meßhemd und
über den Schultern eine vio­ lette Stola. Er blieb stehen und
machte ein überraschtes Ge­ sicht.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Vielleicht. In der Sakristei, Herr Pfarrer.«
    Der alte Geistliche runzelte die Stirn. »Nicht jetzt, Oberst, ich muß die Beichte abnehmen.«
    Osbourne blickte zur anderen Seite der Kirche, wo
außer ih­ nen niemand war, und betrachtete die
Beichtstühle. »Nicht viel Kundschaft, Herr Pfarrer, aber das
ist ja auch nicht zu erwar­
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