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Das große Buch vom Räuber Grapsch

Das große Buch vom Räuber Grapsch

Titel: Das große Buch vom Räuber Grapsch
Autoren: Gudrun Pausewang
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habe. Allen Grapschdamen küsste er die Hand. Olli küsste er sogar auf beide Wangen.
    „Und du, mein Junge", sagte er zu Ollo, der mit seiner Brille, der spitzen Nase und dem Bleichgesicht so gar nicht in die Grapschfamilie passte, „hättest du nicht Lust, Polizist zu werden?"
    „Ich werde Briefträger", antwortete Ollo.
    Zu der Zirkusvorstellung strömten alle Juckener mit Säuglingen und Urgroßeltern zusammen. Und die Grapsche gaben die großartigste ihrer Vorstellungen. Sie zeigten alles, was sie konnten. Tilli schlug Purzelbäume auf dem Apfelschimmel und fuhr mit Sisal Tandem auf dem Seil.
    Lolita zeigte nicht nur einmalige Salto mortale, Spirale und spinale, sondern schwang sich, mit dem Kopf nach unten am Trapez hängend, über Hauptmann Stolzenrück, zog ihn vom Stuhl, schaukelte mit ihm quer durch das Zelt, hin und zurück, und warf ihn wieder sanft auf seinen Stuhl zurück.
    Ottilia ließ ihre Meerschweinchen - es war schon die dritte Generation - Ballett tanzen und auf einem Miniklavier „Hänschen klein" spielen.
    Iltis jonglierte mit ihnen und balancierte, auf einem Einrad fahrend, Oma Lisbeth samt Nähkasten, Rotkreuzkasten und Zirkuskasse auf ihren Schultern.
    Lisbeth bat den Bürgermeister vor eine Holzwand in der Arena und warf mit verbundenen Augen zwölf Messer, die dicht um ihn herum im Holz stecken blieben und seinen Hut an der Wand festnagelten.
    Quarlca blies auf drei Trompeten gleichzeitig. Ata ließ sich von vier Elefanten in die Luft werfen und wieder fangen.
    Assilotl machte zusammen mit Kasimir und dem Kamel Späße, dass die Juckener vor Vergnügen johlten.
    Grapsch packte Zampano bei den Vorderpranken und tanzte mit ihm langsamen Walzer, während er seinen Kopf in Zampanos Rachen steckte. Als Zampano dabei zu knurren begann - denn er tanzte nicht gern auf zwei Beinen -, entstand atemlose Stille im Zelt. Aber als Grapsch den Kopf wieder heil aus dem Rachen heraus hatte, trampelten die Leute vor Begeisterung. Als Zugabe ließ er alle drei Löwen Pfeife rauchend übers Kamel springen. Und dann fragte er das Publikum, ob jemand mit ihm ringen wolle. Gewinne er, bekäme er tausend Mark. Aber keiner meldete sich. Nicht einmal Stolzenrück. Kein Wunder: Jeder wusste ja, dass Grapsch im Juckener Ländchen der Stärkste war.
    Und Olli? Sie hatte keine Nummer einstudiert. Sie war Oma Atas Sekretärin geworden. Sie telefonierte mit den Bürgermeistern der Städte, in die sie kamen, malte Zirkusplakate und klebte sie an die Litfaßsäulen. Und weil es von Mal zu Mal mehr Andrang gab, half sie Oma Lisbeth beim Kartenverkauf.
    Nur am Ende jeder Vorstellung, wenn Oma Ata in ihrem violetten Rüschenkleid auf Jumbo in die Arena ritt, machte sie im Programm mit. Da kletterten - nach einem Tusch - plötzlich alle Grapsche auf den Elefanten. Grapsch setzte sich auf die Schultern seiner Mutter. Auf ihn setzte sich Olli, auf Olli Quarka, auf Quarlca Lisbeth, auf Lisbeth alle Tassiloiiis, immer eine über die andere bis hoch hinauf in die Zirkuskuppel. Zum Schluss kletterte Ollo an ihnen empor, bis er Assilotl erreichte und sich auf sie schwang. Aber das war noch nicht alles: Jumbo bog seinen Rüssel so, dass Oma Lisbeth auf ihm sitzen konnte. Gleichzeitig hängte sich Kasimir an Jumbos Schwanz und machte Faxen.

    Nein, so was hatte die Welt noch nicht gesehen! Die Juckener rasten vor Vergnügen. Und dann standen sie Spalier und wedelten mit Fähnchen, als die Grapsche nach der Vorstellung auf den Marktplatz zogen, wo ein Festmahl auf die Zirkusleute wartete. Der Bürgermeister von Juckenau mit Gemahlin und der Polizeihauptmann Stolzenrück mit Gemahlin tafelten zusammen mit den Grapschen und ihren Freunden. Auch Anton Specht war dabei. Und die Feuerwehrleute und die Polizisten und die Waldarbeiter und alle Juckener, die irgendwann einmal von Räuber Grapsch beraubt worden waren. Und Olli hatte alle ihre Arbeitskolleginnen aus der Sparschweinfabrik dazu geladen.
    Der Lokomotivführer des Güterzugs, die beiden Bahnhofsvorsteher, der Weichensteller und der Fahrkartenverkäufer saßen zwischen Kasimir und Oma Lisbeth, und der alte Förster Emmerich, der so oft durch Grapschs Geräusche beunruhigt worden war, speiste neben Oma Ata und tätschelte seinen Karo, der unter dem Tisch, schon altersblind, an Oma Atas Rüschenröcken schnupperte und misstrauisch knurrte.
    Nur Max war nicht da. Er hatte nicht kommen dürfen. Tante Hedwig konnte Zirkusse nicht ausstehen, und sie hielt auch noch immer nichts von
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