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Das große Buch vom Räuber Grapsch

Das große Buch vom Räuber Grapsch

Titel: Das große Buch vom Räuber Grapsch
Autoren: Gudrun Pausewang
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mal eine Runde um die große, weite Welt drehen. Mit dem Zirkus Grapsch. Diesmal nehm ich dich mit, wenn du willst."
    Grapsch stieß einen Jubelschrei aus, der eine hohe Tanne fällte und die Äste im Wald krachen ließ, umarmte seine Mutter, dass sie blau wurde, und schmatzte ihr einen Kuss auf die Wange. Dann rutschte er von ihrem Schoß, hob „Pippi Langstrumpf" auf und sagte: „Aber die Bücher müssen mit."
    „Und was", schrie Olli zornig, „wird mit dem Haus? Wer versorgt den Garten ? Die Hühner ? Die Meerschweinchen ?"
    „Sperr doch das Haus ab und lass Hühner und Meerschweinchen in den Garten", meinte Grapsch. „Dann versorgen sie sich selbst."
    „Und wer rückt jede Woche das Klomobil weiter und benützt es?",
    schrie Olli nur noch wütender.
    „Jetzt wirst du lächerlich, Olli", sagte Oma Lisbeth.
    Als Grapsch sie auf den Arm nehmen und beruhigen wollte, schlug sie ihm auf die Finger, dass es nur so pfiff. Dann lief sie ins Haus, wieselte die Stange hinauf und vergrub sich ins Heu.

Im Klomobil passiert nicht mehr viel oder: Der zwölfte Stuhl wird endlich voll

    Es half alles nichts. Sie zogen schon am nächsten Tag davon, obwohl Olli Stolpersteine vor die Höhle gelegt und die Haustür verrammelt hatte. Vorneweg ritt Oma Ata auf Jumbo, ein Koloss auf einem Koloss. Vor ihr, auf dem Kopf des Elefanten, kniete Quarka und blies Trompete. Und wer schaukelte in der Rüsselschlinge? Natürlich Klein Ata, Oma Atas Liebling. An Oma Atas Rücken klammerte sich Ottilia. Ihre Meerschweinchen schnupperten aus zwei großen Satteltaschen rechts und links des Elefantenbauchs. Dem gewaltigen grauen Hintern folgten die drei Löwen. Hinter ihnen keuchte Grapsch unter seinem Büchersack. Oma Lisbeth schaukelte zwischen den beiden Kamelhöckern dahin. Auf ihrem Schoß türmten sich Nähkasten, Rotkreuzkasten und Zirkuskasse. Auf dem Vorderhöcker thronte Sisal, auf dem Hinterhöcker Iltis.
    Ihnen folgte der Apfelschimmel mit Tilli, die Lolita hinter sich auf dem Sattel hatte.
    Den Schluss machte der Clown Kasimir. Auf seinen Schultern saß Assilotl. Ihre roten Locken leuchteten in der Sonne. Sie drehte sich immer wieder um und winkte Olli zu, die am Rand des Sumpfes stand und ihren Grapschen nachschaute.
    Da zog sie nun fort, die ganze Familie, und überließ es ihr allein, das Grapschheim zu hüten! Eine herzlose Gesellschaft - nicht wert, dass man sich für sie aufopferte! Kein einziges ihrer Kinder hatte bei ihr bleiben wollen. Ja, nicht einmal Oma Lisbeth! „Man lebt nur einmal", hatte die gesagt und: „So eine Gelegenheit bietet sich nie wieder!" Und: „Von so was hab ich schon immer geträumt -" Und ihr Tassilo ? Er hatte ihr angeboten, ein paar Bücher aus seinem Sack zu nehmen und stattdessen sie hineinzusetzen und durch die Welt zu schleppen. Aber sie hatte zu allem nur den Kopf geschüttelt. Beim Abschied hatte er sie herumgewirbelt, dass ihr die Schuhe davongeflogen waren, und hatte sie getröstet: „Wir sind ja bald wieder da. Nur einmal rund um die Erde. Und wenn du nach uns ausschaust: Wir werden über Juckenau heimkommen." Oma Ata hatte sie an ihren riesigen Busen gehoben, gedrückt, dass die Knochen knirschten, und laut geheult wie ein Hund bei Vollmond. Aber von ihren neun Kindern hatte keines auch nur eine Träne vergossen. Im Gegenteil: Sie hatten die Abreise kaum erwarten können.
    Als alle, auch die beiden Zirkuswagen, zwischen den Stämmen verschwunden und Quarkas Trompetentöne in der Ferne verhallt waren, warf Olli das Kofferradio in den Sumpf, wankte dann in den Keller, weinte den Waschkessel voll und badete sich in ihren Tränen. Das dauerte den ganzen Tag und die ganze Nacht. Als sie am nächsten Morgen aus dem salzigen Wasser stieg, war ihre Haut ganz verrunzelt.
    Es war still geworden im Grapschheim. Olli hörte nur die Mücken summen, die Hühner gackern und die Meerschweinchen knabbern. Hektisch stürzte sie sich in die Arbeit, kehrte den Löwendreck aus der Höhle, badete die Meerschweinchen, polierte das Windrad, bis es Blitze warf. Dann und wann seufzte sie, damit sie wenigstens einen menschlichen Laut hörte.
    So vergingen die Tage, die Wochen. Olli aß fast nichts und benutzte deshalb auch nur selten das Klomobil. So welkte der Möhrenwald dahin, die jungen Radieschen wurden nicht mehr größer als Juckener Radieschen auch, die Meerschweinchen schrumpften, die Hühner brauchten sich beim Eierlegen nicht mehr zu quälen. Und zum Ernten der Möhren hatte Olli keinen Elefanten
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