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Das große Buch vom Räuber Grapsch

Das große Buch vom Räuber Grapsch

Titel: Das große Buch vom Räuber Grapsch
Autoren: Gudrun Pausewang
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Ollo fand das nicht spaßig.
    „Und wie ist es, Oma Ata, wenn man entschlafen ist?", fragte er und rückte sich die Brille zurecht.
    „Kannst du dich nicht vernünftig ausdrücken, Junge?", fragte Oma Ata ungehalten. „Eins ist sicher: Wenn ich tot bin, kann mir nichts mehr passieren. Das ist tröstlich."
    „Ich wollte dich noch so viel fragen", sagte Olli bekümmert, „aber ich komm jetzt nicht drauf ..."
    Oma Atas Lider wurden schwer. Sie zog ihre zehn Ringe ab und teilte sie an die jungen Grapsche aus. Aber denen waren sie noch viel zu weit.
    „Wachst hinein und werdet dick", murmelte sie. „Oder tragt sie als Nasenringe. Und jetzt wünsch ich mir Musik, Quarlca."

    Quarka lief ins Haus, holte ihre drei Trompeten, kam an die Grube zurück und blies so laut, dass die Elefanten zu trompeten und die Löwen zu brüllen begannen. „Sie meinen wohl, jetzt fängt eine neue Vorstellung an", sagte Oma Ata und lachte leise. „Recht haben sie! Lebt wohl, ihr Lümmel!" Und dann, nach einer Weile, flüsterte sie: „Ich freu mich aufs Totsein ..."
    Sie nahm das Gebiss aus dem Mund und schenkte es Kasimir als Andenken.
    Plötzlich bäumte sie sich auf und stieß einen Schrei aus. „Karo", sagte der alte Förster Emmerich, der gerade zwischen Juckendorf und Juck am See auf einem Hochsitz saß, „hast du das gehört? Das kann nur einer von den Grapsch'schen Elefanten gewesen sein!"
    „Da ist was unter mir, das bohrt!", ächzte Oma Ata. Grapsch sprang in die Grube und hob seine Mutter heraus. Ein Maulwurf huschte davon. Grapsch spuckte ihm nach. „Jetzt wirst du Ruhe haben, Mama", sagte er zärtlich. Aber als er sie wieder in die Grube bettete, merkte er, dass sie tot war. Da brach er in Tränen aus, und alle weinten aus voller Brust mit. Ihre Tränen flössen in die Grube. Die Flut stieg, und mit ihr stieg Oma Ata.
    „Genug geweint", sagte Olli, „sonst wird sie noch aus dem Grab geschwemmt." Sie deckte sie mit Rhabarberblättern zu, und Grapsch holte Spaten und Schaufel aus dem Schuppen. „Aber sie muss doch in einen Sarg!", rief Ollo. „Oma Ata muss gar nichts", antwortete Grapsch, schnäuzte sich mit den Fingern und schnaubte mächtig. „Und in einen Sarg schon ganz und gar nicht. Der wäre allemal zu eng für sie. Hier hat sie Platz, und wenn ihr danach ist, kann sie das ganze Grapschheim umarmen."
    Er grub und schaufelte, und als er fertig war, lag ein richtiges Hiigel-beet vor der Höhle, in das Oma Lisbeth Melonenkerne steckte, bis es aussah wie gespickt.
    Währenddessen kochte Olli einen Kessel voll Tee, denn alle waren vom Weinen ganz ausgetrocknet. Die Löwen hatten sich auf dem Fledermauskot niedergelassen und ihre Köpfe auf die Vorderpranken gelegt, die Elefanten standen stumm und ließen ihre Rüssel hängen, und aus dem Stall drangen tiefe Seufzer. „Seid nicht traurig, Kumpels", sagte Kasimir, „es wachsen ja schon neun neue Grapsch-Omas heran."
    „Jemanden im Garten zu begraben ist verboten", sagte Ollo mit erhobenem Finger.
    Aber niemand hörte ihm zu. Seine neun Schwestern tranken literweise Tee, duschten sich danach unter dem Wasserfall im Keller und kletterten schließlich an der Stange hinauf ins Heu. Sie hatten ja die ganze Nacht nicht geschlafen.
    Grapsch und Olli aber setzten sich zusammen auf die Ofentür am Sumpf.
    „Als du noch deinen Bart hattest, warst du kuscheliger", sagte Olli. „Soll ich ihn wieder wachsen lassen?", fragte Grapsch zurück. „Geht nicht", meinte Olli, „denn jetzt musst du ja Zirkusdirektor sein."
    „Nein, du!", knurrte Grapsch erschrocken. 
    „Nein, du!", rief Olli ärgerlich. 
    „Nein, du!"
    „Nein, du!"

Elf Grapsche und ein Briefträger

    Was weiter geschah? Natürlich gibt es noch den Zirkus Grapsch! Immer drei Jahre ist er unterwegs, das vierte Jahr ruht er sich im Grapschheim aus. Alle neun Grapschtöchter machen noch immer begeistert mit, samt ihren Kindern, und von Jahr zu Jahr werden ihre Kunststücke atemberaubender. Immer reihum ist eine von ihnen Zirkusdirektorin. Alle drei Jahre wird gewechselt. Übrigens macht auch Max mit. Als Feuerschlucker.
    Tante Hedwig? Die liegt auf dem Friedhof, Gott hab sie selig. Am Tag nach der ersten Gala-Vorstellung des Zirkus Grapsch in Juckenau hatte sie, wie täglich, ihre Sparschweine auf den Wandregalen abgestaubt. Dabei war ihr ein Schweinchen aus der Hand gerutscht, heruntergefallen und zerbrochen. Dieser Verlust hatte sie so erschüttert, dass sie von der Haushaltsleiter gekippt war.
    Max hatte sie
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