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Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman
Autoren: H kan Nesser
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Morde, mindestens ... blauer Fiat, Autonummer ...

    Er starrte die Ziffern auf dem Fernsehschirm an.
    Und dann das Telefon.
    Schaltete den Fernseher aus und schnappte sich eine Zeitung. Es stand auf der ersten Seite. Er riss den mit Klebefilm am Telefon befestigten Zettel ab und verglich ... Buchstabe um Buchstabe, Ziffer um Ziffer. Als ob er nicht richtig lesen könnte. Oder einen Lottozettel über einen Millionengewinn in der Hand hielte und seinen Augen einfach nicht trauen mochte. . .
    Doch danach ging ihm ein ungeheuer blödsinniger Gedanke durch den Kopf... dass er in dieser Nacht wohl kaum zum Büffeln kommen würde.
    Dann riss er sich zusammen und rief bei der Polizei an.
     
    Der erste Anruf kam gleich nach halb zehn. Münster nahm ihn entgegen, da Van Veeteren gerade auf der Toilette war.
    »Ausgezeichnet«, sagte Münster. »Alles klar. Er ruft in zehn Minuten zurück. Wie ist Ihre Nummer?«
    Er notierte die Nummer und setzte sich wieder vor die Abendzeitungen. Van Veeteren betrat das Zimmer. Münster wartete einige Sekunden.
    »Die haben ihn oben in Schaabe erwischt«, sagte er so ruhig, wie er nur konnte.
    »Was, zum Teufel, erzählst du mir da?«, rief Van Veeteren. »Ja verdammt, das wurde aber auch Zeit.«
    »Fast jedenfalls«, fügte Münster hinzu. »Du sollst zurückrufen, einen Hauptkommissar Frank. Kennst du den?«
    Van Veeteren nickte und wählte die Nummer.
    »Frank? Van Veeteren. Schön, dass ein blindes Huhn noch immer ein Korn finden kann ... was hast du gesagt?«
    Münster betrachtete über den Zeitungsrand hinweg den Hauptkommissar. Der hing über dem Telefon, schien den Mörder aus dem Hörer herausquetschen zu wollen, kaute dabei eifrig auf zwei Zahnstochern herum und lauschte.

    »Ja ja ... also schnappt ihn euch, wenn er ins Hotel zurückkommt, sonst ziehe ich dir bei lebendigem Leib die Haut ab. Ich fliege am Donnerstag nach Australien, vorher will ich ihn haben ...«
    Frank sagte irgendetwas, und Van Veeteren nickte langsam.
    »Alles klar«, sagte er dann. »Ich warte hier. Ruft an, sobald ihr soweit seid.«
    Er legte auf.
    »Du kannst jetzt nach Hause fahren«, sagte er zu Münster. »Die krallen ihn sich, sowie er im Hotel auftaucht ... er hat sich den Bart abrasiert und sich eine Brille zugelegt und sich geschminkt, nehme ich an... einfallsreicher Arsch. Hat das Zimmer für vier Nächte gebucht, Hotel Palace, Kongress der Prothesenhersteller. Hast du so was schon mal gehört, Münster? Prothesenhersteller!«
    »Wie haben sie ihn gefunden?«
    »Falsch geparkt«, sagte Van Veeteren und zuckte mit den Schultern. »Zweifellos die Todsünde unserer Zeit.«
     
    Als Münster in die raue Abendluft hinaustrat, ging ihm zu seiner Überraschung auf, dass er sich nicht nach Hause sehnte, sondern dass er lieber zusammen mit dem Hauptkommissar gewartet hätte. Er hätte gern noch eine Weile über den Abendzeitungen gesessen ... bis zum nächsten Anruf.
    Bis zur letzten Strophe.
    Eigentlich müsste die Jagd doch jetzt beendet sein.
    Der Fall war abgeschlossen, der Mörder gefangen.
    Von nun an war der Justizapparat zuständig.
    Es gab sicher noch Fragezeichen, aber sie hatten die Sache bestimmt im Griff. Das Fax hatte alles geklärt. Van Veeteren hatte recht gehabt ... wie so oft. Carl Ferger war ihr Mann.
    Und, wie jemand vor zwei Wochen festgestellt hatte, es war eine üble Geschichte.
    Auf dem Weg hinaus in seinen Vorort dachte er darüber
nach, was Van Veeteren über die Determinante gesagt hatte ... er konnte sich nicht entscheiden, ob das ernst gemeint gewesen war oder nicht. Sicher, es hatte sich plausibel angehört, und vielleicht war es ja ganz normal ... dass sich manche Dinge eben nur in einem grobmaschigen Netz aus Ernst und Gaukelei fangen lassen.
    Er staunte einen Moment über diese Formulierung, dann ging ihm auf, dass er sie sicher von Reinhart übernommen hatte.
    Dieses grobmaschige Netz ...
    Auf jeden Fall nahm er sich vor, zu Hause sofort in seinem neuen und noch nicht kompletten vierundzwanzigbändigen Lexikon das Wort »Determinante« nachzuschlagen.
     
    Van Veeteren brauchte nicht so lange zu warten, wie er befürchtet hatte. Schon um halb elf meldete sich Frank wieder zu Wort.
    Sie hatten Ferger verhaftet.
    Er hatte seelenruhig das Hotel betreten und war dort augenblicklich von zwölf bewaffneten Polizisten überwältigt worden.
    »Von zwölf?«, fragte Van Veeteren.
    »Von zwölf.«
    »Und ist er geständig?«
    »Nein. Er spielt Theater.«
    »Na gut«, sagte
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