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Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman
Autoren: H kan Nesser
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über den Mord berichtet, aber ein gewisser Carl Ferger war mit keinem Wort erwähnt worden.
    Aber die Abendzeitungen würden die Nachricht sicher bringen. Es würde Steckbriefe mit seinem Foto geben ... wie vor einigen Jahren, nach dem Mord an einem Minister.
    Er musste trotz allem lachen. Wann kamen die ersten Abendzeitungen eigentlich?
    Um zwei? Halb drei?
    Bis dann musste er ein anderer geworden sein.
    So einfach war das. Er musste sich so schnell wie möglich auf irgendeine Weise verkleiden. Schade, dass er die Perücke nicht mehr hatte, aber die war der Polizei natürlich bekannt. Was sonst noch?
    Das Auto?
    Es irgendwo stehen lassen und einen anderen Wagen mieten?
    Das wollte er nicht. Und es wäre auch reichlich riskant ... er beschloss, es darauf ankommen zu lassen und weiterzufahren. Wenn er sein Auto irgendwo abstellte, wo es nicht auffiel, konnte eigentlich nicht viel passieren ... er konnte die Nummernschilder schmutzig machen ... und es gab schließlich Tausende von blauen Fiats im Land.

    Aber was dann?
    Diese Frage brach über ihn herein und hielt ihn für einige Sekunden in ihrem eisernen Griff. Einem Griff wie im Schraubstock. Was, zum Teufel, sollte dann aus ihm werden?
    An diesem Abend? In der nächsten Nacht? Am kommenden Morgen?
    Er schluckte und steigerte sein Tempo noch mehr. Verdrängte diese Sorge. Er würde sich ein Problem nach dem anderen vornehmen. Zuerst sein Aussehen, und wenn er dann sah, wie die Lage sich entwickelte, konnte er entsprechend vorgehen. Das war doch immer schon seine Stärke gewesen. Seine intuitive Fähigkeit, im entscheidenden Moment den richtigen Entschluss zu fassen... Geld, zum Beispiel ... schon am Samstag hatte er sein Konto geleert ... inzwischen war das natürlich gesperrt worden, aber er hatte genug für mindestens zwei Wochen.
    Er durfte wirklich nichts übereilen. Er hatte alles unter Kontrolle. Sie würden ihn auch diesmal nicht finden, diese Mistkerle. . . bei der Vorstellung, einige Tage in einem abgelegenen Hotel zu sitzen, musste er wieder lachen. Er könnte dann in den Zeitungen über die Verfolgungsjagd lesen, konnte im Aufenthaltsraum sitzen und jeden Abend in den Fernsehnachrichten miterleben, wie er gesucht wurde.
    Nächste Ausfahrt Malbork ... ein Kilometer, las er auf einem Schild. Ausgezeichnet.
    Er schaltete das Blinklicht ein und trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad herum.

41
    »Wie spät ist es?«, knurrte Van Veeteren. »Was treibt eigentlich die detektivisch begabte Öffentlichkeit? Warum hat die ihn noch nicht aufgetan?«

    »Halb neun«, sagte Münster. »Der hat sich bestimmt versteckt.«
    »Wirklich?«
    »Der kann ja wohl kaum überhört haben, dass nach ihm gefahndet wird ... gleich kommt es noch einmal im Fernsehen.«
    »Ich bin ja kein Idiot«, sagte Van Veeteren. »Und warum werden unsere Faxe nicht beantwortet? Kann der Herr Kommissar mir das vielleicht erklären?«
    »Das Einwohnermeldeamt hatte einen Computerfehler, aber der ist heute Morgen behoben worden. Und bei den anderen gibt es doch einen kleinen Zeitunterschied. Die Antwort kommt vielleicht erst so gegen Mitternacht.«
    Van Veeteren betrachtete seinen Zahnstocher.
    »Darf ich eine Frage stellen?«, erkundigte sich Münster.
    »Schieß los«, sagte Van Veeteren. »Ich verspreche aber keine Antwort.«
    »Wer ist dieser Carl Ferger?«
    »Hast du das nicht kapiert, Münster?«
    Münster errötete und räusperte sich.
    »Wie soll ich das kapieren, wenn ich keinerlei Informationen erhalte?«, sagte er. »Ehrlich gesagt sehe ich wirklich nicht ein, warum du wichtige Details für dich behältst ... Details, die für die Ermittlung wichtig sind, meine ich.«
    Er errötete noch mehr, diesmal über seine eigene Kühnheit. Aber der Hauptkommissar reagierte nicht weiter. Er blieb unbeweglich in seinem Schreibtischsessel sitzen und stützte das Kinn auf seine Hände. Kniff die Augen zu zwei schmalen Schlitzen zusammen und betrachtete Münster. Er hatte es nicht eilig.
    »Münster«, sagte er endlich. »Du hast einfach kein Gefühl für richtiges Timing. Wenn du mir zuhören magst, dann will ich dir gern dies und jenes erklären. Du wirst vermutlich nichts davon begreifen, aber ich bin bereit, dir zwei Minuten zu opfern.«

    »Danke«, sagte Münster. »Wie nett.«
    »Die Dinge hängen eben zusammen, verstehst du, Münster. . . es gibt gewisse Gesetzmäßigkeiten und gewisse Muster. Es geht hier um winzige Kleinigkeiten, die schwer zu entdecken sind, aber wir müssen auf
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