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Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Titel: Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)
Autoren: Frank Demant
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Ebbelwoi vor mir stehen?“
    Nie zuvor in der Menschheitsgeschichte war ein sechzigjähriger Mann flinker von einer Holzbank aufgesprungen.
    Drei Sekunden später kam Adam mit einem Glas zurück. Noch beim Absetzen flossen die ersten Tropfen des goldenen Göttertropfens, initiiert durch Herrn Schweitzer, vom Bembel ins Gerippte.
    „Aaaah“, kam es kurz darauf von Moni. Das Glas war halb leer. „Es geht doch nichts über einen verdienten Feierabendschoppe.“ Mit der Zunge leckte sie sich über die Lippen.
    Herr Schweitzer konnte da nicht so ganz mitreden, denn zum Feierabend gehörte eine wie auch immer geartete vorangegangene Arbeit. Und er war Privatier. Und zwar durchgängig. Ohne Feierabend. Beziehungsweise Feierabend als Endlosschleife. Manchmal meinte er spaßeshalber zu seiner Freundin, wenn er nach einem ausgiebigen Hängematten- und Lesetag wieder in die gute Stube kam, jetzt sei aber Feierabend mit dem schweißtreibenden Tunund wann’s denn Essen gäbe. Doch früher, in einem anderen Leben, war er mal Straßenbahnfahrer gewesen und wusste folglich um die eigentliche Bedeutung des Wortes Feierabend. Zumindest konnte er sich vage daran erinnern. Die Detektiverei, der er sich gelegentlich widmete, war mehr so ein seiner Neugierde geschuldetes Hobby. Er bearbeitete nur Fälle, die ihn wirklich interessierten.
    „Also, passt uff, muss wohl einer von der Spurensicherung gewesen sein, der gesagt hat, so’n Schrumpfkopf habe er noch nie in Echt gesehen.“
    Adam: „Schrumpfkopf? Wie? Du meinst, so einer wie bei einigen Naturvölkern, die ihre Feinde enthaupten und dann den Kopp aufspießen, um ihn in der Sonne zu trocknen und anschließend ins Wohnzimmer zu hängen? So wie bei uns die Jäger die Köpfe ihrer erlegten Beute an die Wand nageln?“
    „Schätze ja. Da muss aber wohl der komplette Körper geschrumpelt sein, denn die haben die ganze Chose dann mit so einer Zinkwanne abtransportiert. Ein einzelner Kopp hätte ja locker in eine Plastiktüte gepasst.“
    „Komisch“, intervenierte Herr Schweitzer, „wieso ist der denn nicht völlig verascht? Bei den Temperaturen …“
    „Jetzt lass mich doch mal ausreden. Was die nicht wissen, ist: Der Ofen ist zwar so ziemlich das neuste Modell, die Elektronik im Haus aber aus den Fünfzigern. Jedes Mal, wenn du den bis zum Anschlag aufdrehst, fliegt die Sicherung nach einigen Minuten raus. Ich hab’s ausprobiert. Wollte mal ein paar Münzen schmelzen, nur um zu gucken, wie die danach aussehen. Und dann schwupps, alle Lichter aus. Dauert dann natürlich, bis er sich wieder abgekühlt hat.“
    Herr Schweitzer: „Hast du denen das auch erzählt?“
    „Wollte ich. Aber der Obermacker von den Bullen geht mir gehörig gegen den Strich. Ist einer von diesen Highflyern. Ihr wisst schon, direkt von der Schulbank und weiß alles besser. Wahrscheinlich bindet ihm Mutti noch die Schuhe. Hat michnach ’ner Stunde aus’m Büro geschmissen, das müsse nun auch noch spurentechnisch untersucht werden. Außerdem solle ich mich in zwei Stunden bereithalten, er habe noch ein paar Fragen.“
    Adam: „Was für Fragen?“
    „Mir doch egal. Der kann mich mal kreuzweise. Hab ihm verklickert, in zwei Stunden bin ich im Eichkatzerl, da könne er ja hinkommen, wenn er was wissen wolle. Ansonsten morgen wieder.“
    Herr Schweitzer: „Und?“
    „Was und? Der wusste nicht mal, was das Eichkatzerl ist. Sicher so ein Auswärtiger. Und wie der gebabbelt hat. So richtisch akademisch. Vom Leben keine Ahnung, aber so tun, als ob. Dieser kleine Windelkacker …“
    Adam, der seine Chefin zur Genüge kannte: „Jetzt trink erst mal. Und resch dich net so uff.“
    „Ich resch mich net uff. Wegen so’m Schnösel doch net.“ Moni leerte das Gerippt und ließ sich von Herrn Schweitzer nachschenken.
    Dieser wiederum orderte den nächsten Bembel. Der Abend versprach gemütlich zu werden.
    Einige Stunden später, die Nacht hatte sich über Sachsenhausen gesenkt, verabschiedete man sich voneinander. Herr Schweitzer war noch relativ nüchtern, denn er hatte seinen Ebbelwoi stets mit reichlich Sprudel verdünnt. Bei Moni und Adam freilich sah die Sache anders aus. Sie waren böse angeschickert und wollten noch mal zum John in die Balalaika, denn das Bembelparadies sei morgen von den Bullen noch nicht freigegeben und man könne prima ausschlafen.
    Herr Schweitzer begleitete sie ein paar Meter. Bevor er ins Taxi stieg, fiel ihm noch ein, warum er vorhin das Bembelparadies aufgesucht hatte: „Äh,
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