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Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Titel: Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)
Autoren: Frank Demant
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das Zeug kamen (quasi die einbehaltene Mehrwertsteuer bei Beschlagnahmungen). Und ja, genau, zu vorgerückter Stunde war dann auch noch dieser Karlo aufgetaucht, der irgendwo auf demselben Kleingartengelände sein Domizil aufgeschlagen hatte und Freibier auf dreißig Meilen gegen den Wind erschnuppern konnte. Und der ihm dann den Vorschlag unterbreitet hatte, doch mit der letzten 16 noch ins Dörfchen zu fahren, um sich irgendwo noch ein paar gediegene Absacker – so Karlos exakter Wortlaut – zu gönnen. Natürlich auf Herrn Schweitzers Kosten, denn so einer wie der Kölner war, bis auf wenige Tage im Jahr, stets bankrott.
    Als ihm dieser dann mit der Hand zärtlich den Oberschenkel hinaufstrich und dabei
Jeannette, Jeannette
murmelte, war Herr Schweitzer zum Handeln gezwungen. Vehement schlug er ihm auf die Finger. „Hey, aufwachen! Ich bin nicht Jeannette.“
    „Nein?“
    „Nein!“
    „Och!“
    Enttäuscht richtete sich Karlo auf, schüttelte sich und erspähte die noch fast volle Corona-Flasche neben der Bank. Die Enttäuschung über das Fehlen eines geeigneten Kuschelobjekts wich augenblicklich der verlockenden Aussicht auf eine Linderung seines nicht unerheblichen Katers mittels eines Reparaturbieres. Da hatte er gestern doch tatsächlich eine Flasche übersehen. Mit fahrigen Fingern ergriff Karlo die Flasche und nahm einen kräftigen Schluck.
    Herr Schweitzer erschauderte. Wie kann man nur? Er selbst hätte zehn Piepen für einen extrastarken Kaffee hingeblättert. Oder noch mehr, um den pelzigen Geschmack auf seiner Zungeloszuwerden. Aber Bier? So kurz nach dem Wachwerden? Nicht mal in seinen Glanzzeiten hätte er sich zu solch einem Frevel hinreißen lassen. Doch Karlo war Karlo, schon immer gewesen. Sein Ruf war Legende.
    „Willste auch’n Schluck?“
    „Ach, lass mal stecken.“
    Herr Schweitzer konnte sein Glück kaum fassen, als sich die 16 aus Oberrad näherte. Ratternd und quietschend kam sie zum Stillstand. Direkt vor ihm öffnete sich die Tür, aus der ein geschniegelter Anzugträger entstieg. Beherzt, als sei der Leibhaftige hinter ihm her, schnellte er empor und sagte hastig: „Muss los. Wir sehen uns, Karlo.“ Und schwupps war er drinnen. Wie von Gottes Hand gelenkt, schloss sich umgehend die Tür.
    Karlo hatte keine Chance. Verdutzt sah er ihm hinterher.
    Am Lokalbahnhof stieg Herr Schweitzer aus und nahm sich ein Taxi zu Marias Bungalow auf dem Lerchesberg.

Das nächste Grauen nach Karlo
    Bislang hatten böse Zungen den diesjährigen Sommer als einen recht milden Winter verspottet. Doch nun, gegen Ende der Sommerferien, ließ sich die Sonne nicht länger lumpen und peitschte das Thermometer regelmäßig auf über dreißig Grad. Nicht gerade ideal für einen wie Herrn Schweitzer, der weder extremer Kälte noch einer ebensolchen Hitze etwas abzugewinnen vermochte. In beiden Fällen war seine Bewegungsenergie, wenn schon nicht gelähmt, so doch gar arg limitiert. Im tiefsten Winter glich er einem gelähmten Reptil, in Hitzeperioden einem japsenden Eisbären auf der Suche nach mit Eiswürfeln gefüllten Swimmingpools.
    In Marias Atriumgarten stellte das kein Problem dar, denn dort schaukelte seine Hängematte unter einer Schatten spendenden Markise und die vor zwei Jahren installierte Außendusche war mit nur wenigen Schritten selbst für einen Bewegungsallergiker wieden Sachsenhäuser Gelegenheitsdetektiv mühelos erreichbar, ohne dass er auf halber Strecke ausgedörrt und halluzinierend zusammenbrach. In Eiskübeln kaltgestellte Fruchtsäfte gewährleisteten die Flüssigkeitszufuhr.
    Er war in der kommoden Situation, mehrere Tage hintereinander dem Nichtstun zu frönen. Was heißt Nichtstun? Herr Schweitzer würde dem vehement widersprechen. Schließlich studierte er in seiner geliebten Hängematte tagtäglich die Tageszeitung, um auf dem Laufenden zu bleiben, was unten in seinem Stadtteil so alles während seiner Abwesenheit passierte. Ein unbedingtes Muss, denn selbst seine Stammkneipe, das Weinfaß am Ziegelhüttenplatz, hatte seit einer geschlagenen Woche auf die Ehre einer Visite seinerseits verzichten müssen, zu tiefgreifend hatte ihn die Hitzewelle der letzten Tage trotz aller erdenklichen Gegenmaßnahmen ausgepowert und Schmidt-Schmitts Grillparty steckte ihm auch noch in den Knochen.
    Doch nun blieb ihm gar nichts anderes übrig, als über seinen Schatten zu springen. Gleich nach dem Katerfrühstück um 14 Uhr – der restliche Braten von gestern – hatte nämlich Adam von
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