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Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Titel: Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)
Autoren: Frank Demant
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sagte Moni und entschwand im Bembelparadies.
    Derweil fragte Adam: „Hast du heute schon das Käsblättche in der Hand gehabt? Wir nämlich nicht. Felix glänzt schon den ganzen Tag mit Abwesenheit.“
    Herr Schweitzer verneinte. Interessieren würde es ihn schon, was sich der Herausgeber über den Schrumpfkopf zusammengereimt hat.
    „Da, guck. Ist der nicht schön geworden?“, fragte Moni und hielt ihm den in Auftrag gegebenen Bembel entgegen.
    „Oh.“ Herrn Schweitzer fielen fast die Augen aus dem Kopf, so brillant hatte Moni seine Vorgaben umgesetzt. Schwarz glänzend, 25 cm hoch, im Mistral-Schriftzug die Worte
10 tolle Jahre
und darunter
Maria und Simon
in einem stilisierten Herz.
    „Ich pack ihn dir nur schnell noch bruchsicher ein“, sagte Moni verschmitzt. „Wie ich dich kenne: Dabbischkeit verlass mich net.“
    „Prima Idee“, schlug Adam in dieselbe Kerbe. „Sonst stolperst du noch über die nächste Streichholzschachtel und futsch ist das schöne Ding.“
    Wohlweislich hielt Herr Schweitzer die Klappe. Ihm war sein vorauseilender Ruf durchaus bekannt. Ein bisschen fahrig war er nämlich schon. Hin und wieder.
    Im Weinladen am Wendelsplatz kaufte er noch zwei edle italienische Weine. Obendrein lag dort die neuste Ausgabe vom Sachsehäuser Käsblättche aus. Noch an der Bushaltestelle begann er den Text unter der fetten Überschrift
Das Grauen im Bembelparadies
zu lesen. Felix Melibocus hatte sich mal wieder selbst übertroffen.
    Gestern am frühen Nachmittag wurde die traditionsreiche Töpferei Maurer, die dieses Jahr ihr vierzigjähriges Bestehen feiert, Schauplatz des wohl grausigsten Verbrechens in der Geschichte unseres Stadtteils. Als die Besitzerin ihren Ofen, in dem seit jeher die Original-Apfelweinbembel gebrannt werden, öffnen wollte, entdeckte sie davor zu ihrem Entsetzen einen abgetrennten Finger und erlitteinen Nervenzusammenbruch. Inzwischen ist sie aber wieder wohlauf, wie dem Sachsehäuser Käsblättche ein Polizeipsychologe anvertraute. Die umgehend verständigte Kripo riegelte das Gelände weitläufig ab, um Hunderte von Schaulustigen vom Tatort fernzuhalten
.
    Der nächste Schock folgte, als die Spurensicherung den Brennofen öffnete und eine halbverbrannte männliche Leiche, wahrscheinlich Westeuropäer mittlerer Größe, vorfand. Obwohl die Kripobeamten einiges gewöhnt waren, schlug einigen von ihnen der Anblick der zusammengeschrumpften Leiche dermaßen auf den Magen, dass sie ihre Arbeit für mehrere Minuten unterbrechen mussten. Ein Beamter wurde sofort vom Dienst freigestellt, so etwas Schreckliches habe er noch nie in seinem Leben gesehen
.
    Unklar ist noch, wie der oder die Täter in den Laden gelangen konnten, um ihr entsetzliches Werk in die Tat umzusetzen, da keinerlei Einbruchsspuren entdeckt wurden. Das Ergebnis der sichergestellten Fingerabdrücke steht noch aus. Zeugen, die in der Nacht von Donnerstag auf Freitag verdächtige Personen in der Wallstraße und Umgebung beobachtet haben, werden gebeten, sich umgehend mit der nächsten Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen
.
    Das Sachsehäuser Käsblättche wird, wie es die Leser gewohnt sind, auch in der nächsten Ausgabe über brandaktuelle Ermittlungsergebnisse berichten
.
    Herr Schweitzer faltete die Zeitung zusammen und schmunzelte. Brandaktuell im Zusammenhang mit dem Zustand des Opfers – typisch Felix, immer für ein Späßchen zu haben.
    An der Sachsenhäuser Warte stieg er aus. Am dortigen Blumenwagen ließ er sich einen bunten Strauß für 30 Euro zusammenstellen. Und fast hätte ihn ein Skateboardfahrer über den Haufen gefahren, als Herr Schweitzer, sichtbehindert durch die Blumen, seinen Weg fortsetzen wollte. Im letzten Moment konnte dieser mit einem Seitschwung eine Kollision verhindern. Dem Bembel war nichts passiert.

Das Jubiläum
    Zehn Jahre – ein Haufen Holz. Herr Schweitzer war sich bewusst, seine Beziehungskiste mit Maria war eine goldrichtige Entscheidung gewesen. Nicht viele Menschen hatten dermaßen saumäßiges Glück. Er kannte unzählige Paare, die in der Zweisamkeit vereinsamten. Natürlich hatte es in all den Jahren auch kleinere Reibereien und Probleme gegeben, doch wurden diese Hürden stets mit Bravour gemeistert. Hilfreich war vielleicht, dass Maria sowie er selbst derart gestrickt waren, dass man in sich selbst ruhte, sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen ließ und man die Macken des jeweils anderen akzeptierte.
    Der Anlass war gebührend gefeiert worden. Herr
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