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Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Titel: Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)
Autoren: Frank Demant
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einen Fingerabdruck zu bekommen, stelle ich mir schwierig vor.“
    Buddha Semmler: „Gut dass
die
wenigstens noch heil ist. Da habt ihr immerhin eine DNA.“
    Schmidt-Schmitt wurde es zu viel. „DNA ist auch aus einer Schrumpelleiche rauszuquetschen. Sagt mal, da guckt ihr jeden Sonntag den Tatort, aber merken tut ihr euch nix. Selbst aus Mumien kann man heutzutage die DNA analysieren.“
    „Echt?“, fragte Adam. „Da lass ich mich doch lieber einäschern. Sonst kriegen die später noch raus, dass ich Österreicher als Vorfahren hatte.“
    „Wie?“, wurde Weizenwetter hellhörig. „In deiner Familie gibt’s Österreicher? Das würde einiges erklären.“
    „War’n Witz.“
    „Ich dachte schon … Na dann, Prost.“
    So ging das den ganzen Abend weiter. Gelegentlich wechselte man das Thema, landete aber alsbald wieder bei Moni und ihrer kross gebratenen Leiche. Und warum sie denn ihre verbrauchten Liebhaber immer gleich so barbarisch entsorgen müsse.
    Als nach vier der Morgen graute, war man allenthalben doch recht ermattet. Und nur noch zu viert. Maria, Herr Schweitzer, Buddha Semmler und der Oberkommissar. Der Rest hatte sich bereits vom Acker gemacht, das Stehvermögen war auch nicht mehr das früherer Jahre.
    Schmidt-Schmitt wandte sich beim Abschied an den Sachsenhäuser Gelegenheitsdetektiv: „Du, Simon. Jetzt, da die Presse weg ist, dir kann ich’s ja sagen: Der Fingerabdruck hat nichts gebracht und der Putzmann Horst Senntal ist als Tatverdächtiger auch außen vor. Liegt seit Tagen mit ’ner Gehirnerschütterung im Krankenhaus.“
    „Bleibt noch Sebastian … wie noch mal?“
    „deWitte. Ist verschwunden. Fahndung läuft.“
    Maria und er hatten beschlossen, bei ihm im Mittleren Hasenpfad zu nächtigen. Sie waren leise, um Herrn Schweitzers Mitbewohnerin Laura nicht zu wecken. Beim Leeren seiner Jackentasche fiel ihm das in Weihnachtspapier gewickelte Jubiläumsgeschenk von Giorgio Abdul in die Hände, welches er erst zu Hause öffnen sollte. Es war ein als Miniatur-Schultüte – etwa für Teddybären – nur unzureichend getarnter Riesenjoint. Glänzendes Dunkelgrün mit Goldrand. Wahrscheinlich das Feinste vom Feinsten, dachte Herr Schweitzer. Bei so was ließ sich Giorgio-Abdul selten lumpen.
    Maria stöhnte: „Oh nee, den schaff ich jetzt nicht mehr.“
    Auch Herr Schweitzer war bedient vom ereignisreichen Tag. „Geht mir genauso. Heben wir ihn uns für ein andermal auf.“
    Hand in Hand schliefen sie völlig erschöpft ein.
    Samstag. Herrn Schweitzers Mitbewohnerin Laura hatte sich mit Freunden zu einer Fahrradtour nach Seligenstadt verabredet. In der Wohnung herrschte eine angenehme Stille. Herrn Schweitzers Wohn-Schlafzimmer ging nach Norden, mit Blick auf die Skyline, und war deswegen keiner Sonnenbestrahlung ausgesetzt. Im Winter war das manchmal ein bisschen düster, doch bei der momentanen Hitzewelle eher angenehm. Maria schlief noch. Er überlegte kurz, ob er mal im Bembelparadies vorbeischauen sollte. Nicht dass er neugierig war, das nicht. Nein. Oder doch?
    Ein etwas größerer Umweg beim Brötchenholen und er wäre dort. Vielleicht gab’s Neuigkeiten, könnte doch sein. Über Sebastian deWitte zum Beispiel. Und wenn nicht, könnte man ja die Zeit sinnvoll mit etwas Dummgebabbel mit Moni und Adam ausfüllen. Oder wen man halt sonst noch so traf. Felix Melibocus wäre auch eine Option, die Redaktion lag ja in derselben Straße.
    Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass das Bembelparadies in einer halben Stunde schloss und er, Herr Schweitzer, hetzen müsste. Und das kam nun mal gar nicht in die Tüte. Nicht bei diesem Wetter. Generell auch nicht. Man hüte sich vor Herzinfarkten. Die bringen einen auch nicht weiter.
    Also gemach, gemach. Leise zog er sich an und ging zum Bäcker. Beim Paco am Südbahnhof versorgte er sich zudem mit der Tageszeitung.
    Später küsste er Maria wach, während der Kaffee lief. Noch später spazierten sie den Berg zu Marias Bungalow hoch. Seine Hängematte musste heute ohne ihn auskommen, Herr Schweitzer pflanzte sich aufs Sofa. Dort blieb er bis zum Abendbrot. Nichts Aufwändiges, einfach ein paar Stullen. Die Hessenschau befasste sich zwar mit der Schrumpelleiche, doch vermittelte nichts, was er nicht schon wusste. Zwei recht gute Krimis rundeten den Abend ab. Maria und er hatten während des Tages keine zehn Sätze miteinander gesprochen. Keinem war das unangenehm. Das musste auch mal sein. Einfach nur schweigen. Ganz einfach. Manchen Menschen
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