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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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helfen. Außerdem rief er Edward Allen an.«
    »Briel ist eine Schlange.«
    »Wir sollten nicht allzu streng mit ihr sein. Briel glaubte, dass sie weder die Freilassung eines Kriminellen noch die Verurteilung eines Unschuldigen verursachte. Sie schoss einige Kollegen ab, um sich selbst voranzubringen, aber das macht sie noch zu keinem Adamski, außer du glaubst, sie wollte wirklich, dass Joe dich umbringt. Außerdem half sie ja, nachdem die ganze Sache aufgeflogen war, bei deiner Rettung mit.«
    »Wahrscheinlich um nicht wegen Beihilfe zum Mord angeklagt zu werden.«
    »Wahrscheinlich.«
    Das Feuer glühte nur noch schwach. Ryan stand auf, um es zu schüren.
    »Es sind Leute wie Briel, die die forensische Wissenschaft in Verruf bringen«, sagte ich.
    »Adamski ist schuldig, und er kommt für sehr lange Zeit hinter Gitter, aber bei dem, was Briel so alles angestellt hat, macht man sich schon so seine Gedanken.« Ryan redete, ohne mich anzusehen. »Wie viele Schuldige laufen frei herum, und wie viele Unschuldige wurden verurteilt nur wegen schlechter polizeilicher oder forensischer Arbeit?«
    »Kennst du das Unschuldsprojekt?« Ryan nickte.
    »In den letzten zwanzig Jahren gab es in den Vereinigten Staaten über zweihundert Rehabilitierungen, und einige davon betrafen sogar Insassen von Todeszellen. Mehr als ein Viertel, fünfundfünfzig Fälle mit sechsundsechzig Angeklagten, hatten mit forensischen Ermittlungen und Zeugenaussagen zu tun, die sich als falsch erwiesen. Und diese Statistiken erzählen beileibe noch nicht die ganze Geschichte.«
    Ryan legte ein Scheit nach. Funken stoben auf, ein winziges Feuerwerk im Halbdunkel des Kamins.
    »Die Forensik ist im Augenblick sehr populär, und Leute mit minimaler oder gar keiner Ausbildung wollen unbedingt mitspielen. Briel ist ein perfektes Beispiel. Sie hat ein bisschen was über Knochen gelernt und sich gleich aufgeführt, als wäre sie eine Anthropologin.«
    »Mit vorhersehbaren Ergebnissen«, sagte Ryan.
    »Ob es schlechte Methodik ist, schlampige Arbeit oder absichtliches Fehlverhalten, Geschworene können pseudo-wissenschaftlichen Müll nicht immer erkennen. Wenn ein Experte einen weißen Labormantel trägt, dann ist es Wissenschaft.«
    Ryan kam wieder zur Couch und setzte sich dicht neben mich.
    »Polizisten und Anwälte haben dasselbe Problem«, sagte er. »Woher sollen wir Normalsterbliche wissen, wer legitim ist und wer nicht?«
    »Darum geht's bei der Zulassung durch den Verband. Es gibt einen für jeden Fachbereich. Das American Board of Forensic Anthropology für uns Knochenspezialisten. Und vergleichbare Verbände für Ingenieurwesen, Entomologie, Odontologie, Pathologie, Toxikologie. Die Akkreditierung ist ein strenger Ausleseprozess.
    Die Verbandszulassung ist keine perfekte Lösung, Ryan. Ein paar Inkompetente rutschen immer durch, so wie in Jura oder Medizin auch. Aber es ist ein Anfang. Die Buchstaben hinter dem Namen eines Wissenschaftlers sind ja nicht nur Angabe. Sie sind hart erarbeitet. Und sie sind eine Botschaft, dass ein Experte sich von Ebenbürtigen hat prüfen lassen und hohe berufsethische Ansprüche erfüllt. Und dass man die Zulassung in einem Fachgebiet hat, heißt nicht, dass man auch Experte in einem anderen ist.«
    »Briel hat keine Zulassung als forensische Anthropologin.«
    »Natürlich nicht. Man braucht einen Doktortitel und jahrelange Erfahrung, um vom American Board of Forensic Anthropologists überhaupt zur Prüfung zugelassen zu werden. Ein Pathologe ist nicht automatisch ein Anthropologe und andersherum.«
    Einige Augenblick lang lauschten wir nur dem Knistern und Prasseln des Feuers.
    Mein Blick wanderte zu einem Bouquet auf dem Esszimmertisch. LaManche. Sein Geschenk war das erste gewesen, das ankam.
    »Unter LaManche wäre so etwas nie passiert«, sagte ich. »Er hätte nie einen Experten ohne Zulassung eingestellt.«
    »Der alte Mann hätte Briel durchschaut«, pflichtete Ryan mir bei.
    »Ich hoffe, es geht ihm gut.«
    »Ich auch.«
    Ryan nahm meine Hand. Der Feuerschein tanzte in seinen Augen und tauchte sein Gesicht in einen warmen Honigschein. »Und uns, Butterblümchen? Geht's uns gut?«
    Ich zögerte.
    »Ja, Löwenzähnchen.«
    Ich lächelte.
    »Sehr gut sogar.«

Danksagungen
    Herzlichen Dank an Peter Busch vom Laboratory of Forensic Odontology Research an der School of Dental Medicine, SUNY in Buffalo, für seine Beratung bezüglich der RasterElektronenmikroskopie und der energiedispersiven Röntgenspektrografie
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