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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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Entzündung an dem Punkt hin, wo die darüberliegende Membran weggerissen wurde. Als Nächstes kann an den Bruchenden eine graduelle Erosion festgestellt werden. Diese Veränderungen sind nachweisbar ab zehn bis vierzehn Tagen nach der Verletzung.
    Radiografisch heißt Röntgen. Hier zeigt sich Heilung als ein Verschwimmen der Bruchkanten, wieder ab zehn bis vierzehn Tagen nach der Verletzung. Die Lücke zwischen den Bruchkanten verbreitert sich bei fortschreitender Kallusbildung.«
    Schechter kniff leicht die Augen zusammen.
    »Ein Kallus ist ein unorganisiertes Netzwerk aus Knochengewebe, das sich an einer Bruchstelle sehr schnell bildet. Er funktioniert wie Kitt, der die zerbrochenen Enden zusammenhält. Im Heilungsprozess wird der Kallus zunehmend durch echten Knochen ersetzt.
    Histologisch heißt unter dem Mikroskop. Hierbei sind Knochendorne innerhalb des Kallus die ersten Anzeichen einer Heilung. Diese Dorne sind bereits ab fünf bis sieben Tagen nach der Verletzung erkennbar. «
    »Kommen wir heute noch irgendwann zu Rose?«
    Ich öffnete eine neue PowerPoint-Datei. Roses Skelett lag nun, von Erde und Gewebe gereinigt, in meinem Labor. Alle Knochen, bis hin zu den Endgliedern der Finger und Zehen, waren in anatomisch korrekter Anordnung präzise ausgebreitet.
    »Wie Detective Ryan zuvor schon erwähnte, wurde den Überresten durch Tierfraß beträchtlicher postmortaler Schaden zugefugt.«
    Ich wählte ein Foto von Roses rechtem Schenkelknochen aus. Anstelle eines runden Knubbels an einem Ende und Gelenkköpfen am anderen endete der Schaft in langen, schartigen Dornen. Ich klickte das Wadenbein und dann das Schienbein an und demonstrierte ähnliche Schäden am unteren Bein.
    »Beachten Sie die Risse und die Längssplitterungen. Diese Merkmale deuten, zusammen mit der weiten Verteilung von Elementen im Umkreis des eigentlichen Skeletts, auf Fraß durch große Fleischfresser hin.«
    Ich klickte eine Großaufnahme des Oberschenkelknochens an und deutete mit dem Laserpointer auf einen kreisrunden Defekt und dann auf einen zweiten.
    »Diese Löcher wurden von Reißzähnen verursacht. Ausgehend von der Größe würde ich sagen, die Schlemmer waren Ursus americanus.«
    »Schwarzbären«, sagte Corcoran.
    »Bären fressen Aas?« Schechter versuchte erst gar nicht, seinen Ekel zu verbergen.
    »Mit großem Behagen.«
    Ich wechselte zu einer Nahaufnahme des Unterkiefers. »Aber sie waren nicht alleine. Beachten Sie die Unterkante.«
    Ich fuhr mit dem Strahl am unteren Rand entlang. »Sehen Sie die parallelen Furchen?«
    »Bissspuren von Nagern«, sagte Corcoran.
    »Genau. Nach Abschluss der Skelettierung kamen Ratten und Mäuse dazu.«
    Corcoran schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe nie verstanden, was die noch anzieht, wenn das Fleisch erst einmal verschwunden ist.«
    »Trockener Knochen ist eine sehr mineral- und proteinreiche Nahrungsquelle. «
    Schechter strich mit Daumen und Zeigefinger an seiner Nase entlang. »Falls Sie die Absicht haben, mich zu schockieren, Dr. Brennan, dann wird Ihnen das nicht gelingen.«
    »Meine Absicht ist, Sie zu informieren.«
    »Dann kommen wir doch jetzt zu dem Fall.« Schechter schaute böse in meine Richtung.
    »Okay.« Ich grinste fast. Ich freute mich schon darauf, diesem arroganten Blähsack die Luft abzulassen.
    »Zusammenfassung.« Ich beugte mich vor, stützte die Unterarme auf und verschränkte die Finger, wie Schechter es zuvor getan hatte. »Ich habe an Rose Jurmains Skelett signifikante Schädigungen festgestellt, alle von postmortaler Natur.«
    »Was meinen Sie mit postmortaler Natur?«
    «Ich meine postmortal. Im Sinne von nach dem Tod zugefügt.«
    »Von Bären.«
    »Und Nagern.«
    »Sie konnten also keine Hinweise auf perimortale Verletzungen feststellen?«
    »Weder perimortale noch antemortale.«
    »Was ist mit dem Brustbein, dem Sternum, wie Sie so schön sagen?«
    »Sie haben mich gehört.«
    Schechters Mund verzog sich zu einem reptilischen Grinsen. »Haben Sie denn kein Bild des Sternums, Doctor? Oder wollen Sie es nur nicht zeigen?«
    Ryan rutschte auf seinem Stuhl nach vorne. Ich legte ihm die Hand auf den Arm. Er schaute mich an. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf.
    »C'est un ostie de crosseur. « Der Kerl ist ein hirnverbranntes Arschloch. Frei übersetzt.
    »Jetzt kriegt er sein Fett weg«, erwiderte ich auf Französisch. Ich drückte ein paar Tasten auf meinem Laptop. Auf der Leinwand ersetzte Roses Sternum ihren Unterkiefer. Daneben war eine
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