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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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nächsten sechs dokumentierten den Weg von der Straße zu der Leiche. Vereinzelt lagen Schneeinseln auf toter Vegetation, ihre Ränder waren vom davont1ießenden Schmelzwasser dunkel gefärbt.
    Das achte Bild zeigte gelbes Absperrband, das um eine Kieferngruppe gespannt war. Im neunten standen Leute innerhalb der Absperrung. Ryan war da in einem erbsengrünen Parka und einem leuchtend blauen Halstuch. Zwei Spurensicherungstechniker trugen marineblaue Overalls mit der Aufschrift Service de l'identité judiciaire, Division des scènes de crime. Ich ebenfalls. Aus meinem Mund quoll Dampf.
    Bild zehn war die Nahaufnahme eines kleinen, dunklen, aus dem Schnee herausragenden Hügels. Eingebettet in das Gewirr aus Blättern, Zweigen, Moos und Kiefernnadeln war ein glänzendes, braunes Objekt etwa von der Größe eines Kohlkopfs. Rechts davon lag ein Knäuel verfilzter, grauer Haare.
    »Der Schädel.« Ich umkreiste das Objekt mit dem Laserpointer.
    Die nächsten Aufnahmen konzentrierten sich auf die Skelettreste, die vom Schädel ausgehend in fast linearer Ausrichtung auf dem Boden lagen. Unterkiefer. Wirbel. Rippen. Brustbein. Die Beckenhälften. Kreuzbein. Rechte Hand. Rechtes Bein. Alles war identisch dunkelbraun verfärbt.
    Einen nach dem anderen benannte ich die Knochen. »Offensichtlich menschlich«, sagte Corcoran.
    »Tiere hatten die Knochen auf einer Fläche von etwa zwanzig Quadratmetern verstreut«, sagte ich.
    Während ich eine Fundortkarte auf die Leinwand warf, legte Ryan Berichtkopien auf den Tisch. »Dr. Brennan dokumentierte die Position jedes einzelnen Skelettteils.«
    Als Corcoran und Schechter wieder aufsahen, fuhr ich mit meiner Präsentation fort und bewegte mich von der zentralen Knochengruppe ausgehend durch die verstreut liegenden Überreste.
    »Jeder Plastikkegel markiert die Position eines Knochens oder einer Knochengruppe.« Ich klickte durch die Bilder und identifizierte wieder jeden einzelnen Körperteil. »Rechter Oberschenkelknochen, Schienbein und Kniescheibe. Rechtes Fersenbein. Rechte Fußwurzelknochen und Mittelfußknochen und Zehenglieder. Rechter Speichenknochen. Rechte Elle und Handknochen. Linker unterer zentraler Schneidezahn. Rechter oberer zentraler Schneidezahn.«
    »Können wir das ein wenig beschleunigen?«, fragte Schechter.
    Ryan nahm den Bericht wieder auf.
    »Ausgehend von Ms. Jurmains bekannter Vorgeschichte des Alkoholismus, des Missbrauchs verschreibungspflichtiger Medikamente, den Augenzeugenberichten und den klimatischen Bedingungen in der Nacht ihres Verschwindens aus dem Gasthof, bestimmte der Coroner die Todesart als Unfall und die Todesursache als Unterkühlung, die durch Intoxikation noch verschlimmert wurde.«
    »Sie sagen also, Rose betrank sich, spazierte davon und erfror.« Schechter.
    »lm Wesentlichen ja. Dr. Brennan wird in Kürze die skelettale Identifikation und die Verletzungsanalyse erläutern.«
    »Nicht in Kürze. Jetzt.«
    »Sir?«
    »Genug von diesen lächerlichen Ausflüchten.«
    Ich schaute Ryan überrascht an. Sein Gesicht war eine zu dem Anwalt auf der anderen Tischseite gerichtete, steinerne Maske. Ich kannte diesen Ausdruck und nahm deshalb das Heft in die Hand.
    »Detective Ryan hat nur die Hintergründe für die Entscheidung des Coroners geliefert. Aber wenn Sie lieber zu einem anderen Thema kommen wollen, haben wir keine Einwände.«
    »Ich würde vorschlagen, wir kommen direkt zu Ihrem Bericht, Dr. Brennan.«
    »Ich würde vorschlagen, Sie sagen uns genau, was Sie wollen.« Ryans Tonfall war wie eine Stahlklinge.
    »Nun gut, Detective.« Schechter hob ganz leicht das Kinn. »Mein Mandant glaubt nicht, dass seine Tochter an Unterkühlung starb. Er glaubt, dass sie ermordet wurde.«
    Schechter stützte beide Arme auf die Tischplatte, verschränkte die Finger und beugte sich vor.
    »Des Weiteren glaubt er, dass Dr. Brennan diese Tatsache vertuscht hat.«

4
    Mein Blick schnellte zu Corcoran. Er starrte weiter die Leinwand an.
    »Ach tatsächlich?« Ryans Tonfall klang nach Grabenkrieg. »Aus welchem Grund?«
    »Genau das habe ich vor herauszufinden.«
    Schechter deutete mit manikürten Fingern auf den Laserpointer.
    Ich gab ihn ihm.
    »Projizieren Sie die Nahaufnahme der unberührten Überreste.«
    Mein Magen zog sich zusammen, doch ich tat, wie verlangt.
    Wie befohlen.
    Der rote Punkt tauchte auf dem halb vergrabenen Skelett auf, wanderte über den Unterkiefer, die Schlüsselbeine und die oberen Rippen. Dann vollführte er ruckartige
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