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Das Grab im Moor

Das Grab im Moor

Titel: Das Grab im Moor
Autoren: dtv
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Bruder auf den Arm und dann rannten sie alle los, folgten dem Pfad aus Licht, dem immer schmaler werdenden Tunnel durch das dunkle Gestrüpp des Moores.
    Und dann plötzlich waren sie auf der anderen Seite! Statt Sumpf und Morast spürten sie festen und trockenen Boden unter den Füßen. Über ihnen funkelten die Sterne am klaren Himmel. Vor ihnen lag der Strand und dahinter das Meer. Möwen schrien und die Luft war frisch und rein.
    ›Wir haben es geschafft!‹, jubelte Lilly. ›Wir haben aus dem Moor herausgefunden!‹
    ›Aber was ist mit dem Schatz?‹, fragte der Vater. ›Wo ist der Silberschatz?‹
    ›Das hier ist der Schatz‹, sagte Lilly. ›Das Meer ist mein Schatz.‹
    Der Fremde hatte recht gehabt. Das Amulett hatte sie dorthin geführt, wo ihr größter Wunsch in Erfüllung ging.
     
    Der Wind zerzauste ihr Haar. Das hier war der schönste Ort, den sie je gesehen hatte. Wie groß und wild das Meer war! Hier würden sie wohnen. Hier würden sie ihr neues Haus bauen.
    ›Was wirst du mit dem Amulett machen?‹, fragte Lillys Vater.
    ›Ich werde es verstecken‹, antwortete Lilly ernst. ›Damit niemand zu Schaden kommt.‹
    Und das tat sie, ohne irgendjemandem zu erzählen, wo.
    Und der Ort, an dem Lilly und ihre Familie sich niederließen, wurde zum Grundstein der kleinen Stadt, die heute unter dem Namen Krabbsjögrund bekannt ist.«
     
    »Natürlich wird so eine Geschichte ein wenig abgeändert, wenn man ein Theaterstück daraus macht«, sagte Großvater und sah Karl ernst an. »Aber dieses Stück ist etwas Besonderes, gerade für uns, die wir von hier kommen. Es ist sicher gut, wenn du ein bisschen auf Sara achtest. Sie hat eine große Rolle und Theaterspielen ist ziemlich anstrengend. In die Haut eines anderen zu schlüpfen, kann einen leicht verwirren. Vielleicht braucht sie deine Hilfe.«
    »Ja, sie soll ja schließlich die Hauptrolle spielen . . .«
    »Oh ja, das ist ein Unterschied zu mir damals«, murmelte Großvater. »Ich erinnere mich gut, dass ich eigentlich nur herumlaufen und verängstigt aussehen musste.«
    »Und Großmutter? Du hast gesagt, sie war der Star.«
    Großvater nickte.
    »Hat sie etwa auch die Lilly gespielt? Und was hat Ursula damit gemeint, dass man das Schicksal herausfordert, wenn dieses Stück aufgeführt wird?«
    Großvater räusperte sich und sah auf einmal unzufrieden aus. Schweigend trampelte er sich auf der untersten Treppenstufe den Schnee von den Schuhen.
    »Pass auf, dass du nicht so viel Schnee ins Haus trägst«, sagte er und öffnete die Tür.
    Seine Körpersprache signalisierte Karl nur zu deutlich, dass sie für heute genug über Theater geredet hatten.

Kapitel 4

    Sjölunds Hund hatte keinen Namen. Es war ein großer, freundlicher Golden Retriever, den alle einfach nur Sjölunds Hund nannten.
    Sjölund selbst war über Weihnachten für einige Tage verreist und Karl hatte versprochen, jeden Tag vorbeizukommen, um den Hund zu füttern und mit ihm spazieren zu gehen.
    Als Karl, Oskar, Sebastian und Sara vor Sjölunds Grundstück ankamen, war der Hund längst durch die Hundeklappe geschlüpft und stand wartend am Zaun. Wie ein Besen fegte sein Schwanz durch den Schnee.
    Es wurde schon langsam dämmrig, als die vier mit Sjölunds Hund den Weg ins Moor einschlugen. Die raue Winterluft kroch in ihre Kleider und Karl vergrub sich so tief wie möglich in seine Daunenjacke.
    »Wohin gehen wir eigentlich?«, fragte er.
    »Zum Cholerafriedhof. Sebastian will uns irgendetwas zeigen«, erklärte Oskar und verdrehte die Augen.
    »Ihr werdet schon sehen«, sagte Sebastian geheimnisvoll.
    Der Hund war überglücklich, draußen zu sein, und zerrte ungeduldig an der Leine.
    »Ich komme mir vor wie in einem Fünf-Freunde-Buch«, sagte Oskar. »Fünf Freunde und das Geheimnis des vergessenen Friedhofs«.
    »Hör auf, solchen Quatsch zu reden«, sagte Sebastian. »Ich habe dir doch gesagt, dass es die Wahrheit ist!«
    Manchmal war es fast schon unterhaltsam, wenn Oskar und Sebastian sich stritten, fand Karl.
    Ein paar Häuser weiter blieb Sjölunds Hund an einem Gartenzaun stehen, hinter dem die Schäferhündin Clara wohnte, und die beiden begrüßten sich freundlich. Karl musste kräftig an der Leine ziehen, um den Rüden zum Weitergehen zu bewegen.
     
    Eine ganze Weile liefen sie nebeneinanderher. Sara wirkte abwesend. Sie hatte die Hände tief in den Taschen vergraben und starrte leer vor sich hin. Karl räusperte sich.
    »Wollen wir nachher noch Schlittschuh laufen
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