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Das Grab im Moor

Das Grab im Moor

Titel: Das Grab im Moor
Autoren: dtv
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Besonderes zu sein – auserwählt.«
    Karl nickte stumm. Er schaute hoch in den Himmel. In der Dunkelheit des Moores wurden tausend Sterne dort oben sichtbar.

Kapitel 23

    In Krabbsjögrund selbst war keine Spur mehr von der Überschwemmung zu sehen. Die ganze Welt schien zu Eis erstarrt zu sein. Häuser, Straßen und Gärten waren mit dickem, weißem Raureif überzogen. Der Strom funktionierte wieder und all die Lichterketten und Straßenlaternen ließen das Weiß noch heller glitzern.
     
    Die Straßen wirkten verlassen, aber nicht weit vom Hafen entfernt hörten Karl und Sara Stimmen. Es herrschte ein ziemlicher Tumult, sodass es unmöglich war, einzelne Worte zu verstehen. Als sie näher kamen, sahen sie einen Menschenauflauf am großen Schiffsanleger. Offenbar hatte sich die ganze Stadt hier versammelt.
    »Was ist denn jetzt schon wieder los?«, stöhnte Karl.
    Doch bevor Sara antworten konnte, durchbrach ein Knall die Stille, gefolgt von einem Heulen. Karl machte vor Schreck einen riesigen Satz, aber Sara begann zu lachen. Ein grüner Lichtschein erhellte den Himmel.
    Das Feuerwerk.
    Da musste auch Karl lachen. Erleichtert atmete er auf. Er hatte ganz vergessen, dass Silvester war.
    »Ja, da sind sie ja!«
    Großvater, Mama, Ursula und Schrott-Jansson lösten sich aus der Menge und kamen ihnen mit Sektgläsern und albernen Hütchen auf dem Kopf entgegen.
    »Frohes neues Jahr!«, riefen sie im Chor.
    »Drüben in den Kisten liegen noch Tröten und Hüte für euch«, sagte Schrott-Jansson.
    Karl und Sara lächelten.
    Offenbar war die Überschwemmung versickert, ehe jemand herausgefunden hatte, woher die Wassermassen wirklich gekommen waren.
    »Wahrscheinlich hat irgendein Depp im Wasserwerk den falschen Hahn aufgedreht«, sagte Ursula, die zur Feier des Tages ihren Südwester gegen einen winzig kleinen Polizeihelm aus Papier getauscht hatte.
    »Na ja, das war wohl eher der Abfluss«, sagte Schrott-Jansson. »Rückfluss aus irgendeinem Abwasserkanal. Oder was meinst du, Louise?«
    »Ich will gar nicht mehr darüber nachdenken«, seufzte Mama. »Können wir nicht einfach feiern?«
    Die Menschen unten am Kai jubelten und sangen, während Karl, Sara, Mama, Schrott-Jansson, Ursula und Großvater das farbenprächtige Schauspiel am Himmel bewunderten.
     
    Karl schielte zu Sara hinüber. Sie lächelte ihn an. Rückfluss aus irgendeinem Abwasserkanal? Na klar, was sonst. Und endlich konnte auch Karl sich entspannen.
    Vielleicht würde hier in Krabbsjögrund ja doch noch alles gut werden. Heute Nacht jedenfalls würde ganz bestimmt nichts mehr passieren.

Kapitel 24

    Schlittschuhlaufen gehörte wahrlich nicht zu Karls Stärken. Wenn Mama ihm nicht so stabile Schlittschuhe gekauft hätte, wären sie vermutlich längst bis zum Innenfutter durchgescheuert. Aber lustig war es trotzdem.
    Er war mit Sara, Sebastian und Oskar auf dem alten Sportplatz. Sara und er hatten die beiden anderen gerade im Hockey geschlagen. Gekonnt kurvte Sara über das Eis und schoss ein Tor nach dem anderen. Ab und zu gab sie an Karl ab, damit er den Puck auch mal antippen und sich ein bisschen dazugehörig fühlen konnte.
    Es hatte wieder angefangen zu schneien und bald bedeckte eine dünne Schneeschicht das ganze Eis.
    »Leute, ich muss los«, sagte Oskar. »Ich muss noch Hausaufgaben machen. Am Dienstag fängt ja die Schule wieder an.«
    »Müsst ihr wirklich schon nach Hause?«, fragte Karl enttäuscht. »Ausgerechnet jetzt, wo der Schnee endlich dafür sorgt, dass der Puck langsamer rutscht. Außerdem fällt man nun weicher.«
    »Hausaufgaben?«, sagte Sara. »Welche Hausaufgaben?«
    »Was glaubst du denn?«, sagte Oskar. »Dieselben Hausaufgaben natürlich, die wir jede Ferien aufbekommen. Der Aufsatz ›Meine Weihnachtsferien‹ oder ›Meine Sommerferien‹ oder ›Meine Osterferien‹.«
    »Oh, nein!«, entfuhr es Sara. »Den habe ich ja total vergessen!«
     
    Wie in einem Weihnachtsmärchen lag Krabbsjögrund da, als sie mit den Schlittschuhen über den Schultern nach Hause gingen. Der Schnee fiel in großen Flocken und blieb liegen.
    Sie streckten die Gesichter in die Luft und versuchten, die Flocken mit der Zunge zu fangen.
    »Ich glaube, ich schreibe irgendwas über Monster«, sagte Oskar. »Um unsere Lehrerin ein bisschen zu schocken.«
    »Ja«, sagte Sebastian. »Es bleibt einem ja gar nichts anderes übrig. In dieser Stadt passiert ja absolut überhaupt nichts. Ein paar baufällige Sommerhäuser krachen zusammen und eine halbe
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