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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon
Autoren: Daniel G Keohane
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Entsetzen gepackt. Ihre Lippen waren fest aufeinander gepresst. Er konnte nicht anders, als nachzubohren, zumal ihm die Möglichkeit regelrecht einen Stich versetzte, dass sich in jener Nacht sogar mehr Dimensionen aufgetan haben könnten, als er wahrgenommen hatte.
    »Was war es? Elizabeth, was hast du gesehen?«
    Rasch schüttelte sie den Kopf wie ein Kind, das leugnete, etwas angestellt zu haben, dann drehte sie sich auf dem Sitz herum, bis sie wieder aus dem Seitenfenster schaute.
    »Nichts«, antwortete sie schließlich. »Gar nichts.«
    Johnson hatte sich während der Unterhaltung vom Fenster abgewandt. Sein großer Kopf bewegte sich im Innenspiegel zwischen ihnen hin und her.
    Als er spürte, dass sich nichts Interessantes mehr tat, streckte er die feuchte Schnauze wieder in die zwei Fingerbreit frischer Luft, die von draußen hereindrangen.
    Sie fuhren weiter und blieben auf der Interstate. Nathan fühlte sich auf offener Straße immer noch ungeschützt, umso mehr, da er nicht wusste, wohin sie sich eigentlich wenden sollten. Er würde lernen müssen, von nun an seinen Instinkten zu vertrauen. Und dorthin zu gehen, wohin ihn der Heilige Geist lenkte.
    Als Elizabeths Stimme etwa eine Viertelstunde später erneut erklang, hörte sie sich kraftlos und müde an.
    »Nate?«
    »Ja?«
    »Glaubst du, Gott hat etwas dagegen, dass ich mich einfach so an dich drangehängt habe?«
    Nathan lächelte, als er spürte, dass die alte Elizabeth zurückkehrte. Selbst ihre Sticheleien gegen seinen Glauben boten eine willkommene Abwechslung. »Ich dachte, du glaubst nicht an Gott«, entgegnete er.
    »Ja, schon, aber unabhängig davon, glaubst du, es stört ihn? Ich meine, ich persönlich halte es schon nicht für eine deiner klügsten Ideen, den Hund mitzunehmen, aber mich ... Was ist mit mir?«
    In der Frage schwang eine derart gewichtige Bedeutung mit, sowohl durch ihre Auswirkungen als auch durch den fast verzweifelten Tonfall, in dem sie gestellt wurde, dass Nathan sich Zeit mit der Antwort ließ.
    »Nein, Elizabeth«, sagte er schließlich. »Ich glaube nicht, dass es ihn stört. Fass das bitte nicht falsch auf, aber allmählich denke ich, es war vorgesehen, dass du mich begleiten sollst.«
    Damit war er zu weit gegangen. Seine Furcht verdoppelte sich, als Elizabeth unvermittelt in neuerliches Schluchzen ausbrach und vereinzelt leicht den Kopf gegen das Beifahrerfenster schlug. Er bezweifelte, dass es ihr überhaupt bewusst war.
    Er hätte seine Äußerung am liebsten zurücknehmen, doch dann fiel ihm etwas ein, was sein Pastor in Florida zu ihm gesagt hatte. Wenn Gemeindemitglieder weinen, wollen sie keine andere Stimme hören. Sie brauchen nur zu wissen, dass man bei ihnen ist.
    Nathan streckte die Hand aus und berührte sie behutsam am Arm. Nach einer Weile verebbte ihr Schluchzen. Sie wandte sich ihm wieder zu, umklammerte mit beiden Händen seinen Arm und legte den Kopf darauf wie auf ein Kissen.
    Eine Zeit lang später vermutete er, sie wäre eingeschlafen. Doch stattdessen flüsterte sie: »Ich schätze, wir sollten demnächst etwas essen und uns neue Kleider besorgen. Und ein Paar Schuhe für mich, wenn das in Ordnung ist. Und dann sollten wir dieses Auto loswerden.« Sie seufzte. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass du den Hund mitgenommen hast.«
    »Ich bin nicht sicher, wie viel Bargeld ich noch in der Tasche habe, und meine Bankkarte will ich nicht verwenden. Viel habe ich ohnehin nicht auf dem Konto.« Er begann, mit zwei Fingern auf dem Lenkrad zu trommeln. »Und ich weiß nicht, wie wir diesen Wagen eintauschen sollen. Ich meine, technisch gesehen ist er gestohlen.«
    »Na ja«, meinte sie mit leiser werdender Stimme, als sie endgültig in den Schlaf glitt, »wir können uns immer noch in einen Frachtzug schleichen oder so. Ich habe noch vierzig Mäuse eingesteckt. Das ist zwar nicht viel, aber wenn wir wirklich eine Art Vorsehung erfüllen, wie du sagst, dann wird sich schon irgendetwas ergeben.«
    Insgeheim pflichtete Nathan ihr bei, doch er sprach es nicht aus, weil er spürte, wie Elizabeths Kopf auf seinem Arm immer schwerer wurde. Ihr Atem ging in den gleichmäßigen Rhythmus des Schlafes über.
    Sie hatte Recht. Sie besaßen keine nennenswerten Barmittel, fuhren ein Auto, das sie einem mittlerweile toten Psychopathen gestohlen hatten, wurden von einem fünfundvierzig Kilo schweren, herrenlosen Hund begleitet und hatten im Kofferraum, eingehüllt in einen besseren Kartoffelsack, Gegenstände
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