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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon
Autoren: Daniel G Keohane
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Anschließend war er zurück ins Haus gerannt.
    »Komm mit«, hatte er gesagt. Der Hund war nach draußen losgerannt und durch die offene Hintertür in den Wagen gesprungen.
    Während sie nun die dunkle Fernstraße entlangfuhren, hatte Nathan noch keine Ahnung, wie oder wann sie anhalten könnten, um das Tier zu füttern, geschweige denn, ob sie ihm je eine Art Heim bieten könnten.
    Die Mittelstreifenmarkierung sauste unablässigen weißen Blitzen gleich an ihnen vorbei. Nathan fühlte sich nicht müde. Noch nicht. Wenn es zu still wurde, war es in der Regel Elizabeth, die als Erste etwas sagte. Sie ergriff immer die Initiative. Aber nicht in jener Nacht. Diesmal würde es an ihm liegen.
    Sie passierten jene Ausfahrt, die sie scheinbar vor einer Ewigkeit genommen hatten, um das Quilt-Museum jener alten Frau zu suchen. Das kleine Schild, das Elizabeth damals aufgefallen war, gab es nicht mehr. Nathan spielte mit dem Gedanken, dies zu erwähnen, entschied sich jedoch dagegen. Er schaute zu ihr hinüber. Sie starrte aus dem Fenster. Ihre Tränen waren längst getrocknet. Wenn sie in regelmäßigen Abständen unter den Straßenlampen hindurchfuhren, zeichneten sich der Schmutz und die Asche in ihrem Gesicht in deutlichem Kontrast ab. Er fragte sich, wie schlimm er selbst aussehen mochte. Zweifellos taten die Blutergüsse auf seinen Wangen ein Übriges, um sein Erscheinungsbild zu entstellen.
    Nathan hatte sein Fenster in dem Versuch einen Spalt offen gelassen, etwas frische Luft hereinzulassen und den schalen Brandgeruch zu vertreiben, den ihre Kleider und Körper verströmten. Es half ein wenig. Johnsons Schnauze näherte sich vom Rücksitz, um Dinge zu erschnuppern, die nur er riechen konnte. Nathan drückte den Schalter für das hintere Fenster, woraufhin die Schnauze sich den neuen hereindringenden Gerüchen zuwandte.
    Die Benzinanzeige stand etwas unter der Hälftemarkierung. Sie näherten sich einer Ausfahrt zur Ortschaft Putnam, Connecticut, und zur Route 44. Es schien ratsam, sich von den größeren Straßen fernzuhalten. Falls jemand ihr Nummernschild gesehen hatte, als sie von dem Feuer weggefahren waren, würde bereits eine Fahndungsmeldung an jede Polizeistation im Staat ergangen sein. Spielte es dann eine Rolle, welche Straßen sie wählten?
    Nach wem würde die Polizei suchen? Nach Quinn? Was war mit Josh? Zum ersten Mal, seit Nathan seine lodernde Kirche hinter sich gelassen hatte, kehrten seine Gedanken zu seinem Freund zurück. Zwischenzeitlich hatte sein Verstand wie wild gearbeitet und sich mit allem Möglichen bis ins kleinste Detail beschäftigt, um die wahre Quelle der nagenden Qualen zu meiden, die sich in seinen Eingeweiden eingenistet hatten. Gedanken an Josh, der wahrscheinlich wegen mindestens eines Mordes verhaftet worden war.
    Gedanken an seinen Vater.
    »Was –«, setzte er an und musste schlucken. Sein Mund fühlte sich staubtrocken an. Sie sollten irgendwo bei einem McDonald’s -Restaurant anhalten und sich etwas zu trinken besorgen. Er versuchte es erneut. »Was denkst du, hat Josh ihnen erzählt?«
    Langsam drehte Elizabeth den Kopf, und Nathan stählte sich für den verbalen Angriff, der sich vermutlich in ihr aufgestaut hatte.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie stattdessen kleinlaut. Dann blickte sie wieder aus dem Fenster, ehe sie fortfuhr. »Wohin fahren wir, Nate?«
    Er schenkte ihr ein mattes, freudloses Lächeln. »Das wiederum weiß ich nicht.« Die Erleichterung darüber, wie ruhig sie schien, ließ ein Kichern in ihm aufsteigen. Hastig versuchte er, es zu unterdrücken, um angesichts ihrer tristen Lage nicht hysterisch aufzulachen. Das letzte Mal, als ihm das passiert war, wäre er beinah zu Tode geprügelt worden. Wohin fuhren sie tatsächlich? Eine gute Frage.
    Elizabeth drehte sich ihm wieder zu, diesmal mit dem ganzen Körper. Sie zog ein Knie unter sich auf den Sitz. »Nate, was war das vorne in der Kirche? Was?«
    »Du meinst das Feuer?«
    Ihre Stimme schwoll an. »Ich meine dieses ... Ding ... im Feuer, Nate! Hast du es nicht gesehen?«
    Langsam schüttelte er den Kopf, nicht verneinend, sondern verwirrt. »Ich bin nicht sicher, es war alles zu chaotisch. Meinst du die Gesetzestafeln? Oder welches Ding sonst?«
    Eine lange Weile betrachtete sie ihn. Nicht Wut stand ihr dabei ins Gesicht geschrieben, sondern etwas anderes, etwas, das er nicht einmal an ihr gesehen hatte, als ihre Mutter krank gewesen war, jedenfalls nicht in diesem Ausmaß. Sie wirkte ... von
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