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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon
Autoren: Daniel G Keohane
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wurden gerade eingeschaltet, als sie daran vorbeifuhren.
    Nathan verlangsamte die Fahrt und nutzte jede sich bietende Gelegenheit zum Abbiegen, um die Gefahr zu verringern, einem aus der entgegengesetzten Richtung kommenden Streifenwagen oder Feuerwehrauto zu begegnen. Sie mussten aus Hillcrest verschwinden, doch zuvor mussten sie noch einen Zwischenstopp einlegen. Sie brauchten Tarrettis unter dem Schlafzimmerboden versteckte Kassette. Vielleicht hatte der Friedhofswärter sie ihm gezeigt, weil er gewusst hatte, dass etwas in dieser Art geschehen könnte. Vielleicht hatte Tarretti auch nur sein Leben damit verbracht, auf alles vorbereitet zu sein.
    Während sie sich quer durch die Stadt den Weg zum Hauptfriedhof bahnten, mied Nathan jeden Gedanken an seinen Vater oder daran, was seine Mutter in nächster Zeit durchmachen würde. Ebenso wenig konnte er die Frau neben sich ansehen, die er liebte und die ans Fenster gelehnt weinte. Er konzentrierte sich nur aufs Fahren.

Kapitel Sechsundsiebzig
    Beverly Dinneck war noch nicht zu Bett gegangen. Sie wusste, wohin Art gefahren war. Als er nicht so bald nach Hause gekommen war, wie er versprochen hatte, hatte sie versucht, ihn auf seinem Mobiltelefon anzurufen. Er hatte nicht abgehoben. Unter Umständen konnte er vergessen haben, es einzuschalten, also hatte sie seine Nummer im Büro gewählt. Wieder keine Antwort, nur seine aufgezeichnete Stimme, die sie aufgefordert hatte, ihren Namen, ihre Telefonnummer und eine kurze Nachricht zu hinterlassen. Er würde zurückrufen, sobald er wieder da wäre.
    Sobald er wieder da wäre . Wann würde das sein? Schloss der Hillcrest Men‘s Club denn jemals? Dort nämlich trieb er sich herum. Sie konnte es nicht länger leugnen. Hatte etwa einer seiner neuen Freunde angerufen und sich als Arbeitskollege ausgegeben? Als ihr der Gedanke zum ersten Mal gekommen war, kurz, nachdem Art das Haus verlassen hatte, war sie ins Schlafzimmer gerannt und hatte hemmungsloser als je zuvor geweint. Diesmal hatte er eine Grenze überschritten, unwiderruflich eine Mauer zwischen ihnen aufgezogen. Dabei war Art an jenem Abend kurz wirklich bei ihr gewesen. Etwas in seiner Stimme, als er versprochen hatte, zu Hause zu bleiben, hatte es ihr verraten. In den letzten Monaten strahlte er eine solche Traurigkeit aus. Vielleicht würde er ihr endlich anvertrauen, was nicht stimmte.
    Aber nun war er nicht mehr bei ihr. Wenn er irgendwann nach Hause käme, wie lange würde er bis zum nächsten Mal bleiben? Immer noch versuchte sie krampfhaft, ein wenig Hoffnung aus Nathans Heimkehr zu schöpfen. Seine Rolle in ihrer Kirche konnte für sie alle eine Veränderung herbeiführen. Daran konnte sie sich klammern.
    Beverly schlurfte ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. Es war spät. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, ins Bett zurückzukehren und dort zu bleiben. Der Weinkrampf hatte sie emotional und körperlich erschöpft. Dann hörte sie die Sirenen. Zuerst ganz aus der Nähe – das Ortszentrum lag weniger als eine Meile entfernt. Dann verhallten die Geräusche. Sie wechselte in den Lehnstuhl neben dem Fenster, öffnete es, um die Entfernung besser abschätzen zu können, und versuchte zu erahnen, wohin die Feuerwehr unterwegs sein mochte.
    Bald kamen weitere Sirenen mit einem anderen Takt hinzu. Andere Einsatzfahrzeuge. Polizei? Wahrscheinlich ein Unfall.
    Ihr Magen krampfte sich zusammen. Nur ihre allgemeine Besorgnis, das war alles. Sie blieb neben dem Fenster, ignorierte die kalte Luft, die beißend um ihren Arm wehte, und lauschte. Und wartete.

Kapitel Siebenundsiebzig
    »Na schön, Louis. Verschwinde so schnell wie möglich aus dieser Stadt. Unauffällig, aber schnell . Ruf mich erst wieder an, wenn du wohlbehalten zurück in Maine bist. Ja, erst dann.«
    Nachdem Roger Quinn aufgelegt hatte, legte er das Mobiltelefon auf den freien Sitz neben sich. Seine großen, wulstigen Finger blieben darum geschlossen. Er verspürte den Drang, heftiger zuzudrücken, das Telefon zu zerquetschen, wie er es mit seinem jämmerlichen Neffen tun würde, sobald er ihn zu fassen bekäme.
    Geredet hatte während des Gesprächs überwiegend der Agent aus Maine. Es entsprach Rogers selbst auferlegter Regel, bei öffentlichen Unterhaltungen so wenig wie möglich von sich zu geben, auch wenn die Leute rings um ihn nur verschlafen aus den Fenstern starrten oder in ihren Taschen nach Kaugummi kramten, während der Nachtflug zur Landung ansetzte.
    Zwei weitere Agenten reisten auf
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