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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon
Autoren: Daniel G Keohane
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das Feuer und den wartenden Schlund des Dämons.

Kapitel Vierundsiebzig
    »Dad!« Nathan lag auf dem Rücken, außerstande, seinen Vater aufzuhalten. Er rollte sich über die gefesselten Hände, bis es ihm gelang, sich auf die Knie zu rappeln. Die Flammen rasten den Gang herab und verschlangen mit dem Gebrüll eines Düsentriebwerks die ersten beiden Kirchbankreihen. Die Hitze glich einer gewaltigen Hand, die ihn rückwärts auf die Stufen des Eingangs zuschob. Der obere Abschnitt der Wand, der die Kirche vom Wohnbereich im ersten Stock trennte, brach in sich zusammen und stürzte lodernd auf den Seitengang herab. Zwei Umrisse tanzten inmitten der grellen Szene vor ihm, getüncht in einen grünlichen und gelblichen Schimmer, der sogar das Licht der Flammen überstrahlte. Nach ein paar Sekunden wurde alles weiß, und Nathan musste den Blick abwenden. Die Kirche glich einer Vision der Hölle. Er schaute auf und erblickte die beiden Gestalten wieder.
    Erneut schrie Nathan und mühte sich auf die Beine, um in die Flammen zu rennen; er musste es einfach tun. Sein Vater und die Gebote Gottes, die Ursache all des Todes und des Grauens, befanden sich dort. Als er ein drittes Mal hinsah, waren die Gestalten außer Sicht geraten, auch der grünliche Schimmer war verschwunden. Nathan hörte über das an Gelächter erinnernde Tosen des Infernos ein entsetzliches Kreischen. Eine der Gestalten bäumte sich auf, stieg an wie ein Phoenix, wirbelte wild herum und verschmolz wieder mit den Flammen.
    Etwas segelte aus der Höllenglut. Der Sack samt Inhalt prallte gegen die Kirchbank eine Reihe von ihm entfernt. Fünf Schritte weiter kroch das Feuer unaufhaltsam darauf zu. Obwohl der Sack sich mitten im Flammenmeer befunden hatte, war er nicht verbrannt, nicht einmal angesengt.
    Nathan sank wieder auf die Knie. Die Welt rings um ihn bestand nur noch aus Flecken und Blitzen. Sein Sehvermögen schien regelrecht verbrannt, und er fühlte sich leer. Sein Vater war tot. Nathan wollte einfach warten, bis das Feuer auch ihn erreichte.
    »Nate!« Elizabeths Hand packte ihn an der Jacke, dann fiel sie hustend neben ihn. »O Gott, Nate! Weg hier!«
    Seine Kehle war zu trocken, um etwas zu erwidern. Sie zerrte ihn einen Schritt zurück. Er wehrte sich nicht dagegen. Elizabeth gab es auf, ihn zu ziehen, und fingerte stattdessen hektisch an den Knoten um seine Handgelenke, als würde die Fessel ihn daran hindern zu laufen. Josh kauerte neben ihnen und wirkte völlig verloren. Über ihnen wallte Rauch gleich Gewitterwolken und quoll durch die offenen Kirchfenster hinaus, allerdings nicht schnell genug; unaufhörlich füllte er die Kirche und wallte auf die drei zu. Die Wände und Kirchbänke schwärzten sich knisternd, ehe auch sie vom dichten Rauch verhüllt wurden.
    Schließlich erreichte das Feuer den Sack mit den Geboten Gottes. Der Teppich rings um die Reliquie kräuselte sich und geriet in Brand. Wie hatte sein Vater in diesem Inferno lange genug überleben können, um sie herauszuwerfen? Wie konnte er überhaupt gewusst haben, was sich in dem Sack befand? Vielleicht hatte es ihm tief in seiner Seele Gott zugeflüstert.
    »Okay, das war‘s! Nichts wie weg jetzt!«, rief Elizabeth.
    Seine Schultern brüllten auf vor Schmerz, als er die befreiten Arme vorwärts auf den Boden schwang.
    Wenn sein Vater nicht aus freien Stücken von Gott abgefallen war, dann würde es ihm vielleicht gut gehen, würde er sich vielleicht bereits wohlbehalten in Gottes Armen befinden.
    Es war die einzige Hoffnung, die Nathan vorerst blieb, wahrscheinlich die einzige für immer. Wenn er jetzt aufgäbe, wäre Art Dinneck umsonst gestorben.
    Mittlerweile leckten rings um und über die Gebote Gottes gierige Flammen, doch sie konnten weder den Tafeln noch dem Sack etwas anhaben. Auch Nathans Arm blieb unversehrt, als er vorwärts hechtete und ihn ins Feuer streckte. Als er den Sack herauszog, überraschte ihn dessen Gewicht. Nachdem er sich flüchtig vergewissert hatte, dass seine Jacke nicht brannte – stattdessen war sie an einigen Stellen verschmolzen –, mühte er sich wackelig auf die Beine, drückte das Bündel an die Brust, drehte sich um und rannte auf Elizabeths entsetztes Gesicht zu.
    »Lass sie hier!«, kreischte sie.

Kapitel Fünfundsiebzig
    »Ich kann nicht!«, brüllte er zurück. »Das weißt du genau.«
    Josh löste sich aus seiner Lähmung und versetzte Elizabeth einen Tritt. »Besprecht das gefälligst draußen!« Er rannte zum Vordereingang. Nathan
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