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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon
Autoren: Daniel G Keohane
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über die Maschine verteilten Sitzen mit ihm. Er ignorierte sie ebenso, wie sie es umgekehrt taten. Allerdings nicht aus Gründen der Geheimhaltung. Roger hasste lediglich belanglose Plaudereien, egal mit wem. Er wusste mit seinem Leben Sinnvolleres anzustellen, als sich über das Wetter zu unterhalten.
    Louis Hautalas Geschichte konnte man bestenfalls als verwirrend bezeichnen. Als er das Großaufgebot an Polizei und Feuerwehr bei der kleinen Baptistenkirche der Stadt erwähnt hatte, war Roger sofort von einem überzeugt gewesen: Peter hatte es wieder vermasselt wie zuvor in Chicago. Er hoffte nur, dass Lou nicht verhaftet würde. Jemanden auszuschalten, der sich in Polizeigewahrsam befand, brachte zu viele Scherereien mit sich. Was für ein Chaos Peter auch angerichtet haben mochte, Roger Quinn war überzeugt davon, er würde schon damit genug zu tun haben, es zu beseitigen.
    Hautala hatte vom Friedhof aus angerufen. Salomons Grab war offen zurückgelassen worden. Im Inneren befand sich nichts mehr außer reichlich Anzeichen von Gewalt, einschließlich einer »ganzen Schiffsladung Blut«, wie Hautala es ausgedrückt hatte. Wenigstens hatte der Mann soviel Verstand besessen, Handschuhe anzuziehen und die Gruft zu schließen, bevor er den Friedhof verließ. Dabei hatte er durch die Bäume die Flammen gesehen.
    Egal, was Rogers Neffe in dieser Nacht entdeckt haben mochte, er hatte zu viel Staub aufgewirbelt, um das Risiko einzugehen, in der Stadt zu bleiben.
    Roger fielen die Ohren zu, als die Maschine den Sinkflug auf den Flughafen Logan fortsetzte. Im Schein der vereinzelten Lichter unter sich konnte er bereits erste Einzelheiten erkennen. Erst überflogen sie die Vororte, dann den Großraum Boston selbst. Nachdem Quinn das Telefon verstaut hatte, zog er den Reißverschluss seiner kleinen Reisetasche zu. Zum Glück war der Flugbegleiterin entgangen, dass er die Regel gebrochen hatte, während des Landeanflugs nicht zu telefonieren. Er starrte geradeaus, ohne etwas wahrzunehmen, tief in Gedanken versunken. Und in Sorgen. Instinktiv war er überzeugt davon, dass der Narr selbst Hand an die Reliquie gelegt hatte, ohne zu warten.
    Und dabei war offensichtlich etwas schief gegangen. Peter ging so gut wie immer ans Telefon, ganz besonders, wenn er wusste, dass sein lieber Onkel Roger anrief. Zuletzt allerdings waren Rogers Anrufe bereits zwei Mal auf die Mailbox umgeleitet worden.
    »Nun mach schon«, raunte er dem Flugzeug zu. Die verbleibenden fünf Minuten bis zum Aufsetzen auf der Landebahn würden lang werden. Die Fahrt nach Hillcrest noch länger. Vielleicht würde er bis zum nächsten Morgen damit warten. Um Abstand zu halten, bis die Lage sich etwas beruhigt hatte.
    Ein wenig zu heftig zog er die Fensterabdeckung aus Plastik zu. Nichts dort draußen interessierte ihn.

Kapitel Achtundsiebzig
    So spät in einer Donnerstagnacht frequentierten nur wenige Fahrzeuge die Interstate 395. Tatsächlich war es seit einer Weile Freitagmorgen. Die meisten Menschen lagen noch im Bett und ruhten sich für den bevorstehenden Tag aus.
    Nathan lenkte schweigend den Wagen. Er wagte nicht zu sprechen, um die angespannte Stille nicht zu durchbrechen, die im Innenraum herrschte. Seit gut vierzig Meilen bildete das gelegentliche Hecheln des Hundes auf dem Rücksitz das einzige Geräusch. Johnson hatte sich überraschend fügsam gezeigt, nachdem Nathan bei Tarrettis Haus eingetroffen war. Selbst, als er ins Haus und direkt in das Schlafzimmer des Friedhofswärters gegangen war, hatte der große, schwarze Labrador nur stumm auf dem Läufer im Wohnzimmer gesessen und ihn mit zermürbender Teilnahmslosigkeit beobachtet. Vielleicht besitzen Hunde ein besonders Gespür , hatte er gedacht, als er die Bodenbretter angehoben und die Kassette hervorgeholt hatte. Eine Art Selbsterhaltungstrieb, durch den sie wissen, dass ihr Herrchen gestorben und es an der Zeit ist, sich einen neuen Menschen zu suchen, der für sie sorgt. Als Nathan mit der Kassette das Schlafzimmer verlassen hatte und auf die Tür zugesteuert war, hatte er angehalten und Johnson gemustert. Voll stummer Erwartung hatte der Hund seinen Blick erwidert.
    »Bleib«, hatte er gesagt und war hinaus zum Auto gegangen, um die Kassette im Kofferraum zu verstauen. Dann hatte er die Tafeln vom Rücksitz geholt. Die Macht war immer noch da gewesen und hatte ihn vibrierend durchlaufen. Es hatte einiger Überwindung bedurft, sie neben Tarrettis Kassette in den Kofferraum zu legen.
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