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Das goldene Ufer

Das goldene Ufer

Titel: Das goldene Ufer
Autoren: Iny Lorentz
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Bürger, die dem Versprechen verfassungsmäßiger Institutionen vertrauten.
    Bei seinem wahnwitzigen Feldzug gegen Russland hatte Napoleon die Kräfte seiner Soldaten erschöpft, und seine alten Feinde vereinigten sich erneut gegen ihn. Auch seine einstigen Verbündeten wie Bayern, Baden und Württemberg wechselten die Seiten, und so fand Napoleons Herrschaft auf dem Schlachtfeld von Waterloo ein Ende.
    Jetzt allerdings, da die Könige und Fürsten des untergegangenen Heiligen Römischen Reiches den Kaiser der Franzosen nicht mehr fürchten mussten, dachten sie nicht daran, ihre dem Volk gegebenen Versprechungen einzulösen. Wer demokratische Rechte oder gar einen deutschen Staat nach französischem oder englischem Vorbild forderte, landete rasch im Gefängnis.
    Viele Studenten, die in dieser Umbruchzeit aufgewachsen waren, wollten sich mit dem alten System nicht mehr abfinden. Doch sie wurden strengen Restriktionen unterworfen und oft genug der Universitäten verwiesen. Das Landvolk selbst war zwar nicht mehr leibeigen, aber seinen Grundherren und deren Launen nicht minder ausgeliefert wie vor Napoleons Herrschaft.

    Viele, denen das strikte Regime der Herrschenden zuwider war, suchten ihr Heil in der Ferne. Für einen Teil von ihnen waren die Vereinigten Staaten von Amerika das ersehnte Ziel. Dort hofften sie, endlich als freie Menschen leben und ihre Rechte als Staatsbürger wahrnehmen zu können.
    Durch die langen Kriege war die Bevölkerung in Deutschland verarmt, und als es infolge eines gewaltigen Ausbruchs des Vulkans Tambora 1815 in Indonesien im Folgejahr zu Missernten und Hungersnöten kam, wurde die Auswanderungswelle noch stärker.
    Der Weg ins gelobte Land war voller Gefahren. Die Segelschiffe waren klein, und nur wenige Auswanderer besaßen genügend Geld, um sich eine Kabine leisten zu können. Die meisten wurden in Zwischendecks gesteckt, in denen fürchterliche hygienische Verhältnisse herrschten. Nicht wenige derer, die voller Hoffnung aufgebrochen waren, starben unterwegs an Krankheiten oder gingen mit den Schiffen unter. Doch auch diejenigen, die es bis in die Vereinigten Staaten geschafft hatten, erwartete kein Land, in dem Milch und Honig floss. Da sie oft kein Geld mehr besaßen und ihnen Sprachkenntnisse fehlten, fielen sie häufig einheimischen Ausbeutern zum Opfer und mussten diesen jahrelang als Knechte oder Arbeiter in Manufakturen dienen, bevor sie die ersten Schritte in ein eigenbestimmtes Leben machen konnten. Erst in späterer Zeit änderten sich diese Verhältnisse – nicht zuletzt durch deutschamerikanische Vereinigungen, die sich für die Auswanderer einsetzten und ihnen Hilfe bei der Ansiedlung zukommen ließen.

    Texas oder Tejas, wie es zu jener Zeit hieß, gehörte noch nicht zu den Vereinigten Staaten, sondern zur Republik Mexiko, die infolge der napoleonischen Kriege ihre Unabhängigkeit von Spanien erkämpft hatte. Um das dünn besiedelte Gebiet zu fördern, hatten bereits die spanischen Behörden in Europa Siedler für Tejas angeworben. Auch die mexikanische Regierung förderte die Ansiedlung nach Kräften. Voraussetzung für die Siedler war allerdings, dass sie sich zum katholischen Glauben bekannten und Mexiko die Treue schworen. Unter denselben Bedingungen wurden auch mehrere tausend Nordamerikaner ins Land gelassen.
    Doch deren Bekenntnis zum katholischen Glauben und zur Republik Mexiko war oft nur vorgetäuscht. Als die Vereinigten Staaten dann auch noch Verhandlungen über den Verkauf von Tejas vorschlugen, versuchte Mexiko, die Einwanderung von Nordamerikanern zu unterbinden und mehr Siedler aus den katholischen Ländern Europas ins Land zu holen. Der Einwanderungsdruck aus dem Norden blieb jedoch hoch, und in der fernen Ciudad de Mexico gab es politische Veränderungen, die sich auch auf Tejas auswirken sollten.

    Aber das ist eine andere Geschichte.

    Iny und Elmar Lorentz

Die Personen
    Artschwager: Professor in Göttingen
    Bendhacke: Posthalter
    Bertrand: Matrose auf der Loire
    Buisson, Hérault: Eigner und Kapitän der Loire
    Cäcilie: Köchin auf Renitz
    de Gamuzana, Elvira: Gamuzanas Ehefrau
    de Gamuzana, Hernando: Alcalde (= Bürgermeister) von San Felipe de Guzmán
    de Gamuzana, Mercedes: Gamuzanas Tochter
    Dryander, Amalie: Feriengast
    Fichtner, Walther: Trommelbub, später Förster
    Frähmke, Luise: Mamsell auf Renitz
    Freihart, Landolf: Student
    Fürnagl, Gisela: Waise
    Fürnagl, Josef: Feldwebel, Giselas Vater
    Fürnagl, Walburga: Marketenderin,
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