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Das goldene Ufer

Das goldene Ufer

Titel: Das goldene Ufer
Autoren: Iny Lorentz
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Frau leid, und so fragte er Gamuzana, ob dieser etwas für Gertrude tun könnte. Sehr zufrieden mit dem Erreichten bat der Alcalde, für ihn zu übersetzen.
    »Es gibt immer wieder die Möglichkeit, einen Brief nach New Orleans bringen zu lassen. Die Frau soll ihrem Mann schreiben, dass sie hier auf ihn wartet. Wenn er kommt, ist es gut, wenn nicht, soll sie sich als Witwe betrachten und sich einen neuen Mann suchen. Ihr Anrecht auf Land für sich und ihren Mann werde ich erst einmal eintragen lassen.«
    Während Gertrudes Gesicht sich aufhellte und sie hoffte, dass ein Brief ihren Ehemann erreichen und dieser kommen würde, näherte Lucien sich Walther und zupfte diesen am Ärmel. »Monsieur, glaubst du, dass ich auch Land bekommen könnte?«, fragte er in seinem gebrochenen Englisch und unterstrich die Worte mit vielen Gesten. Gertrude zu bitten, für ihn zu übersetzen, wagte er nicht.
    Seine Frage verwunderte Walther. »Ich dachte, du bist Seemann!«
    »Das schon, aber so ein Angebot bekommt man nur einmal im Leben. Wenn ich weiterhin zur See fahre, werde ich immer nur ein einfacher Matrose bleiben. Hier aber kann ich jemand werden«, gab Lucien ehrlich zu.
    »Du müsstest aber heiraten und die Finger von anderen Frauen lassen!«
    Auf Luciens Gesicht erschien ein breites Grinsen. »Es gibt hier einige hübsche Mädchen. Dieser Gamuzana sagte doch, dass man sich eines davon aussuchen kann.«
    »So hat er es nicht gemeint. Das Mädchen muss dich schon freiwillig heiraten wollen.« Zwar hatte Walther den Matrosen nicht gerade in bester Erinnerung. Andererseits hatte Lucien ihnen beim Bau der Flöße geholfen und war auch nicht wie andere mit dem ersten abgehauen.
    »Warum nicht?«, antwortete er und fragte dann den Alcalden danach.
    »Der Mann hat uns unterwegs Ärger gemacht, ist uns aber zuletzt nach Kräften beigestanden«, setzte er hinzu.
    »Wie es aussieht, braucht der Mann eine Frau. Nun, wir werden schon eine für ihn finden. Sagen Sie ihm, er wird sein Land bekommen.« Damit war für Gamuzana alles erledigt. In Gedanken rieb er sich die Hände, denn auf dem Papier würde aus den dreizehn Männern, sieben Frauen und drei Kindern mindestens die doppelte Anzahl werden, so dass sein Bruder bald die Erfüllung seines Vertrags nach Saltillo und Ciudad de Mexico würde melden können. Junge Mestizinnen, die froh waren, durch Heirat ihrer Armut zu entfliehen, gab es genug, und so würden auch die überzähligen Männer bald verheiratet sein. Doch nun galt es, erst einmal dafür zu sorgen, dass die Neusiedler mit dem Nötigsten ausgerüstet wurden und in ihre neue Heimat aufbrechen konnten.

9.
    W alther und Gisela blieben noch eine Woche bei Gamuzana. In dieser Zeit arbeiteten der Schmied und der Wagner von San Felipe de Guzmán beinahe rund um die Uhr, um Ochsenkarren und einiges an Werkzeug und Gerätschaften für die Neusiedler anzufertigen. Um die Zeit nicht zu vergeuden, versuchte Walther einiges über das Land, insbesondere über Ackerbau und Viehzucht in diesem Klima, zu erfahren und dabei so viel Spanisch wie möglich zu lernen. Da Gamuzana ihm dabei half, konnte er sich von dem Alcalden und dessen Damen in deren Muttersprache verabschieden. Auch Gisela hatte große Fortschritte gemacht und beherrschte den lokalen Dialekt bald besser als er.
    Sie hatten beschlossen, dass Gertrude vorläufig bei ihnen bleiben sollte, bis Nachricht von ihrem Mann kam. Walther war froh darüber, denn seine Frau war gerade jetzt auf den Rat eines erfahrenen Weibes angewiesen. So half er den beiden auf den Ochsenkarren, den ein einheimischer Knecht lenken würde. Gamuzana hatte ihm den älteren Mann für ein Jahr ausgeliehen, damit dieser ihnen beim Bau eines Hauses und bei der Feldarbeit half. Eine trächtige Stute hing mit ihrem Zügel am Wagen, und mehrere junge Mestizen trieben einen Bullen und drei Kühe, die den Grundstock seiner Rinderzucht liefern sollten, hinter ihnen her. Da Walther kaum Erfahrung mit Landwirtschaft hatte, war er auf diese Leute angewiesen und würde sie gut entlohnen.
    Mit diesen Überlegungen winkte er Hernando de Gamuzana dankbar zu, stieg auf den Hengst, den dieser ihm geschenkt hatte, und gab den anderen das Zeichen zum Aufbruch.
    Für den ersten Teil der Strecke hatte Gamuzana ihnen einen seiner Männer als Führer mitgegeben, und später sollte einer der Neusiedler zu ihnen stoßen, der den Empressario in diesem Landstrich vertrat.
    Die Straße in San Felipe de Guzmán war zwar staubig, aber in
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