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Das goldene Ufer

Das goldene Ufer

Titel: Das goldene Ufer
Autoren: Iny Lorentz
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Europa hierherzuholen, würde er sich über Siedler, die von selbst nach Tejas gekommen sind, sehr freuen. Ihre Gruppe besteht mit Ihnen zusammen aus dreizehn Männern, sieben Frauen und drei Kindern. Jede Familie würde eine League Land erhalten, das sie auf zehn Jahre steuerfrei bewirtschaften kann. Da die Männer, die noch keine Frauen haben, hier gewiss Mädchen zum Heiraten finden, könnte mein Bruder auf diese Weise dreizehn Siedlerstellen besetzen.«
    Da Walther die mexikanische Flächenangabe nicht kannte, fragte er nach und kam darauf, dass es sich um etwa siebzehnhundert Morgen Land handelte, eine Zahl, die in der Heimat bereits ein großes Gut ausmachte. Trotzdem brachte er einen Einwand.
    »Ich sehe da zwei Probleme. Die anderen Auswanderer wollten eigentlich nach New Orleans und haben zudem ihren ganzen Besitz auf der Loire verloren.«
    Gamuzana lächelte und sah ihn auffordernd an. »Ich hoffe auf Ihre Hilfe. Da die Menschen Sie als Anführer ansehen, werden sie ebenfalls bleiben, wenn Sie sich für Tejas entscheiden. Was die verlorene Habe betrifft, so wird die Republik Mexiko jedem Neusiedler eine Summe von zweitausend Pesos zur Verfügung stellen. Außerdem erhalten sie alle Saatgut, Vieh und Vorräte für die Zeit, in der die eigenen Äcker die Familien noch nicht ernähren können.«
    Dieses Angebot erschien Walther so großzügig, dass er sogleich nach einem Pferdefuß suchte.
    Gamuzana spürte, dass der Deutsche wieder Abstand von dem Gedanken nahm, hier zu siedeln, und beschloss, mit offenen Karten zu spielen. »Den einzelnen Empressarios wird von der Regierung eine gewisse Zeitspanne gegeben, in der sie ihr zugewiesenes Land besiedeln können. Gelingt ihnen dies nicht, fällt das Land an die Republik Mexiko zurück, und die Empressarios verlieren sehr viel Geld, da ihnen ihre bis dahin getätigten Auslagen nicht ersetzt werden. Mein Bruder hat nur noch gut drei Monate Zeit und muss noch fast die Hälfte der Siedlerstellen vergeben. Zwar ist ein Schiff mit Auswanderern aus verschiedenen italienischen Staaten unterwegs und ein weiteres mit Familien aus Irland. Dennoch kann mein Bruder nicht so viele Siedler ins Land holen, wie die Regierung von ihm fordert. Verstehen Sie jetzt, dass ich Sie und Ihre Leute dafür gewinnen will, sich hier niederzulassen?«
    Zuletzt klang Gamuzana drängend, und Walther begriff, dass dessen Bruder kurz vor dem Scheitern stand. »Das leuchtet mir alles ein. Aber …«
    »Es gibt kein Aber!«, unterbrach ihn Gamuzana. »Entscheiden Sie sich für Tejas, wird es Ihr Schaden nicht sein. Als Anführer Ihrer Gruppe würde mein Bruder Ihnen drei Landlose überlassen, jedem der Männer Ihrer Gruppe anderthalb, den Frauen ein halbes und den Kindern ein Viertel. Dabei zählen auch die Kinder, die noch im Bauch ihrer Mütter herumgetragen werden.«
    Gamuzanas Gesicht nahm einen so listigen Ausdruck an, dass Walther daran zweifelte, ob das alles mit rechten Dingen zuging.
    »Was wird die Regierung dazu sagen?«, fragte er misstrauisch.
    Gamuzana winkte mit beiden Händen ab. »Die Regierung in der Ciudad de Mexico ist sehr weit weg, und es wäre für ihre Beamten ein allzu beschwerlicher Weg bis Tejas. Was die Verwaltung unserer Provinz betrifft, so befindet diese sich in Saltillo, und dorthin sind es etliche Tagesreisen bis über den Rio Grande hinweg. Zudem ist der Gouverneur mein Schwager und wird nichts tun, was unserer Familie schaden könnte.«
    Der Stolz auf den Einfluss, den er in dieser Gegend besaß, war Gamuzana deutlich anzumerken, aber auch die Furcht, diesen durch ein Scheitern seines Bruders zu verlieren. Nach kurzem Überlegen sah Walther die Chance, hier ein neues Leben ohne die Schatten der Vergangenheit anzufangen, und streckte dem Alcalden die Hand hin.
    »Ich bin dazu bereit, mich hier in Tejas anzusiedeln. Allerdings kann ich nicht für die anderen sprechen.«
    Erleichtert ergriff Gamuzana seine Hand und drückte sie. »Ich freue mich, Sie für meine Heimat gewonnen zu haben. Was die anderen betrifft, so hoffe ich auf Ihre Hilfe. Wie ich schon sagte, erhalten Sie selbst drei Landlose, Ihre Frau die Hälfte und das Kind, mit dem sie schwanger geht, ein Viertel eines Landloses, wenn die meisten Ihrer Mitreisenden ebenfalls hier in Tejas siedeln.«
    »Ich werde mit ihnen reden, aber sie zu nichts drängen, und mich mit dem einen Landlos, das uns als Familie zusteht, zufriedengeben, wenn die anderen Auswanderer nicht hierbleiben wollen.«
    Zu mehr, sagte
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