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Das goldene Ufer

Das goldene Ufer

Titel: Das goldene Ufer
Autoren: Iny Lorentz
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zum Wasser erhält. Sie selbst sollten sich hier ansiedeln und Ihre Leute weiter flussaufwärts. Dann haben Sie es nicht so weit nach San Felipe de Gamuzana.«
    »Sie meinen San Felipe de Guzmán«, wandte Walther ein,
    Jemelin schüttelte lachend den Kopf. »Sie haben schon richtig gehört, Señor. Don Ramón de Gamuzana plant, fünfzehn Meilen weiter südlich eine Stadt zu gründen, die seinen Namen tragen soll. Doch es lohnt sich erst, Handwerker und Kaufleute hierherzuholen, wenn der ihm übertragene Landstrich besiedelt ist.«
    »Wie es aussieht, hat Don Ramón de Gamuzana so einiges vor!«, antwortete Walther beeindruckt.
    Der Empressario mochte in einigen Dingen schummeln, doch Ehrgeiz konnte man ihm wirklich nicht absprechen. Walther sagte sich jedoch, dass eine größere Ansiedlung durchaus ihre Vorteile hatte. Bis diese errichtet war, würden seine Äcker Früchte und Korn tragen und sein Vieh sich vermehrt haben. Dann konnten sie ihre Erzeugnisse in der Stadt verkaufen und gutes Geld verdienen. Da Jemelin es genauso zu sehen schien, beschloss er, den Rat des Mannes anzunehmen und auf jenem Hügel, der ein wenig höher aufragte, sein Wohnhaus zu errichten. Er nahm selbst die Axt zur Hand, um den ersten Baum zu fällen. Obwohl Thierry und die anderen ihm halfen, würde es einige Tage dauern, bis ihr Blockhaus als erstes ihrer Ansiedlung fertig war. Bis dorthin mussten sie wie die anderen im Zelt schlafen. Das machte Walther und Gisela jedoch nichts aus, denn sie freuten sich auf die erste Nacht unter dem eigenen Dach.

11.
    W egen der vielen Arbeit fand Walther erst spät am Abend Zeit, sich um Gisela zu kümmern. Seine Frau hatte die anstrengende Reise recht gut überstanden, war aber sichtlich erleichtert und glücklich, endlich am Ziel angelangt zu sein.
    Er legte ihr den Arm um die Schulter und zeigte nach Norden.
    »Siehst du das Buschland? Dort will Thierry sich mit seinen Leuten ansiedeln, und gleich dahinter Thomé und Arlette Laballe. Dann folgen die Ländereien der anderen. Es ist auch schon beschlossen worden, dass unser eigener Besitz das Zentrum dieses Teils des Siedlungslands werden soll. Wer weiß, vielleicht kann ich mich in einigen Jahren genauso wie Hernando de Gamuzana mit dem Titel eines Alcalden schmücken.«
    Gisela lachte. »Versuche nicht, mehr zu erreichen, als dir möglich ist, mein Lieber! Seien wir zufrieden, dass dieses schöne Stück Land einmal uns gehören wird und unsere Kinder hier in Freiheit aufwachsen können.«
    Dies, fand Walther, hatte seine geliebte Gisela wunderbar gesagt. Er nahm sie in die Arme, küsste sie und strich dann sanft über ihren sich mittlerweile stärker wölbenden Leib.
    »Du hast recht, mein Schatz! Hier können unsere Kinder in Frieden aufwachsen, denn es gibt keine Gräfin Elfreda und keinen Diebold von Renitz, die ihnen das Leben verbittern können.«
    Ein leichter Schauder erfasste Gisela, als sie die beiden Namen hörte. Schnell schüttelte sie ihre Beklemmung ab und schenkte Walther ein zuversichtliches Lächeln.
    »Ja, das hoffe ich auch.« Ich werde Walther die Frau sein, die er verdient, dachte sie, während sie über das Land blickte, das sie einmal ernähren würde. Unbewusst strich sie sich über den Leib, in dem neues Leben heranwuchs. Sie wünschte sich so sehr, dass es eine Tochter war, um Walter den Sohn gebären zu können, der auch ganz gewiss der seine sein würde.
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Anhang

Historischer Überblick
    D urch die Französische Revolution und die darauf folgende napoleonische Epoche gab es in Europa gewaltige Umwälzungen. So versank das Heilige Römische Reich Deutscher Nation im Staub der Geschichte, und durch die Protektion des Korsen stiegen souveräne Länder wie Baden, Württemberg und Bayern empor. Zugleich verloren Preußen und Österreich an Macht und Bedeutung. Eine Zeitlang sah es sogar so aus, als würden die alten Herrscher auch ihre Kronen und Würden verlieren. Ein großer Teil der Bürgerschaft sympathisierte mit den Idealen der Französischen Revolution und forderte ein Mitspracherecht bei der Führung der Staaten. Um ihre wankenden Throne zu halten, versprachen die meisten Könige und Fürsten Reformen und stellten Verfassungen in Aussicht.
    Gleichzeitig wuchs mit der Ausbreitung des napoleonischen Kaiserreichs über den Westen und Norden Deutschlands in diesen Staaten ein Nationalgefühl, welches deren Herrscher im Kampf gegen den Korsen ebenso auszunützen verstanden wie den Idealismus der
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