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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bett schlafen. Duschanlagen. Radio und Fernsehen. Gutes, reichliches Essen. So wie es eine Vorstufe zur Hölle gibt – und die hatten sie hinter sich –, so gab es auch eine Vorstufe zum Paradies. Sie waren frei und lebten. Gott, wir danken Dir!
    Blodmeyer stand zutiefst verwirrt an Deck und zählte flüchtig die an Land Gehenden. »Sehe ich doppelt?!« fragte er Hörlein. »Das sind doch mehr als 321.«
    »Genau 564.«
    »Ich protestiere! Sofort das Aussteigen stoppen. Das ist ja eine Sauerei! Alles zurück! Einzeln die Gangway runter! Wir zählen 321 ab, und keiner mehr geht an Land!«
    Hess war zu ihnen gekommen. Er hatte ein Tonbandgerät eingeschaltet. »Herr Amtmann Blodmeyer, bitte, sprechen Sie zu unseren Lesern. Sie wollen 243 Menschen, die zuviel aus dem Meer gerettet wurden, nicht an Land lassen?«
    Blodmeyer schwieg verbissen. Aber Hess sprach weiter.
    »Herr Blodmeyer, das ›Komitee Rettet die Verfolgten‹ wird für diese 243 Flüchtlinge vor kommunistischem Terror Antrag auf Asylgewährungen stellen. Ist es rechtlich haltbar, Asylbewerber abzuweisen, ohne vorher ihre Gründe anzuhören und ihren Antrag zu prüfen.«
    »Nein«, preßte Blodmeyer hervor.
    »Oder ist es so, daß Asylbewerber so lange in ein Lager kommen und warten, bis eine Entscheidung vorliegt?«
    »Ja.«
    »Dann also spricht nichts dagegen, daß 243 Asylbewerber die Li berty of Sea verlassen können. Wir danken Ihnen für das informatorisch wertvolle Gespräch, Herr Blodmeyer.«
    Als letzte verließen Anneliese, Dr. Herbergh und Dr. Starke das Schiff. Auf dem Kai wartete die Mannschaft auf sie, Julia heulte, an Pitz gedrückt, v. Starkenburg und Chief Kranzenberger standen eng beieinander. Nur Büchler fehlte. In Stellingers Gesicht zuckte es.
    »Kinder«, sagte Dr. Herbergh, »nun heult nicht und zieht keine Schau ab. Noch sind wir nicht in alle Winde zerstreut, und wenn, wir bleiben in Kontakt miteinander. Es ist noch einiges zu tun, bis wir uns trennen.« Er suchte Hörlein, aber der wurde gerade vom Fernsehen belagert. »Heute abend seid ihr alle meine Gäste. Und morgen sehen wir uns das Lager an, in das Blodmeyer unsere vietnamesischen Freunde gebracht hat.«
    Auf dem Schiff, oben auf der Brücke, stand Hugo Büchler in Uniform Kapitän Larsson gegenüber.
    »Ich melde mich bereit, Herr Kapitän«, sagte Büchler fest. »Wir können zum Seeamt gehen und die Meuterei anzeigen.«
    Larsson nickte. Sein harter Blick glitt an Büchler hinunter. »Hauen Sie ab, Sie Idiot, Sie verdammter!« sagte er plötzlich. »Was wollen Sie überhaupt? Wer hat denn hier gemeutert?!«
    »Herr Kapitän …«
    »Halten Sie den Mund, Büchler! Wir müssen von Bord. Dr. Herbergh hat uns zum Fischessen eingeladen. Ist die Wache eingeteilt?«
    »Jawohl, Herr Kapitän. Der Plan liegt auf Ihrem Tisch.«
    »Dann los! Wieder ein Glas trockner Wein, habe ich davon geträumt …« Larsson ging zur Tür und drehte sich dort um.
    »Warum kommen Sie nicht, Erster?«
    »Ich, ich schäme mich, Herr Kapitän.«
    »Da hilft nur ein großer Wodka! Und den trinken wir gemeinsam, Büchler.«
    Am Kai gab Hörlein sein letztes Interview an diesem Abend. Der TV-Reporter fragte ihn: »Stimmt es, daß das Komitee plant, schon im nächsten Jahr ein neues Schiff für Vietnam zu chartern?«
    »Ja«, Hörlein blickte voll in die Kamera. »Solange dort Menschen verfolgt werden und in ihrer Verzweiflung in kleinen, flachen Booten über das Meer flüchten, lieber den Tod in den Wellen, als den Tod unter den Kommunisten suchen, immer in der Hoffnung, ein Schiff könnte sie doch noch retten, und solange die Handelsschiffe an diesen Elenden vorbeifahren und sie ihrem Schicksal überlassen, so lange werden wir Menschen aus dem Südchinesischen Meer fischen. Menschenfischer ist für uns kein Schimpfwort, es ist ein Ehrenname.«
    »Und wie wollen Sie das finanzieren? Nur aus Spenden?«
    »Ja. Nur aus Spenden. Gott sei Dank gibt es genug Menschen, die humanitär denken und das Schicksal der Flüchtlinge nachempfinden können. Wir werden ein neues Schiff chartern, ein deutsches Schiff, weil wir es zu einem Sonderpreis bekommen können, ein Schiff mit deutscher Besatzung, deutschen Ärzten und moderner Hospitaleinrichtung. Das ganze wird uns 2,8 Millionen Mark kosten. Aber dafür können wir ein ganzes Jahr vor der Mekong-Mündung fahren und Tausende retten. Und noch einmal Gott sei Dank, durch Spenden werden wir diese 2,8 Millionen aufbringen.«
    »Und wann fährt das neue Schiff nach
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