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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta
Autoren: Dieter Buehrig
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Dorfes wurde eine Belohnung auf Bondaruks Kopf ausgesetzt. Er war der sowjetischen Führung in Moskau aufgefallen, die mittlerweile nicht nur in einen heftigen Konflikt mit dem Islam verwickelt war, sondern in Afghanistan Krieg führte und sich nun auch noch mit turkmenischen Guerillas herumschlagen musste.
    Kurz nach seinem zwanzigsten Geburtstag erhielt Bondaruk die Nachricht, dass iranische Geheimdienstagenten verbreiten ließen, seine Kopet-Dag-Kämpfer hätten in Teheran einen Verbündeten, wenn er nur bereit wäre, mit ihnen zu verhandeln, was er schließlich in einem kleinen Café vor den Toren Aschgabats tat.
    Der Mann, mit dem Bondaruk zusammentraf, entpuppte sich als ein Oberst der iranischen paramilitärischen Eliteorganisation, den Pasdaran oder auch Revolutionswächtern. Der Oberst bot Bondaruk und seinen Männern Waffen, Munition, eine Ausbildung und wichtige Nachschubgüter für seinen Kampf gegen die Sowjets an. Wachsam hatte Bondaruk nach einem Hintertürchen in diesem Angebot gesucht – diesem einen entscheidenden Vorbehalt, der dafür sorgen könnte, dass die Unterdrückung in Zukunft nicht mehr von den Sowjets, sondern von den Iranern ausging. Einen solchen Vorbehalt gebe es nicht, wurde ihm versichert. Wir haben gemeinsame Vorfahren, einen gemeinsamen Glauben und ein gemeinsames Anliegen. Was brauchten sie also noch mehr, das sie verband? Bondaruk nahm das Angebot an, und während der folgenden fünf Jahre zermürbten er und seine Kämpfer unter Führung des iranischen Obersts die sowjetischen Besatzer.
    So befriedigend dies für Bondaruk auch sein mochte, so war es letztlich doch seine Beziehung zu dem Oberst, die den größten Einfluss auf ihn ausübte. Offenbar war dieser Oberst früher einmal ein Lehrer für persische Geschichte gewesen, ehe er in den Dienst der Revolution berufen worden war. Das Persische Reich, so erklärte er, bestehe schon seit über dreitausend Jahren und habe sich in seiner Blütezeit über das Kaspische und das Schwarze Meer, Griechenland, Nordafrika und einen großen Teil des Vorderen Orients erstreckt. Tatsächlich, so erfuhr Bondaruk, wäre Xerxes der Erste – oder auch Xerxes der Große –, der in Griechenland eingedrungen war und die Spartaner in der Schlacht bei den Thermopylen besiegt hatte, in dem Gebirge geboren worden, das Bondaruk als seine Heimat betrachtete. Außerdem sollte er im Kopet-Dag-Gebirge Dutzende von Nachkommen gezeugt haben.
    Dies war ein Gedanke, der Bondaruk eigentlich niemals aus dem Kopf ging, während er und seine Guerillas weiterhin die Sowjets in Atem hielten, bis sich, 1990, zehn Jahre nachdem sie ins Kopet-Dag-Gebirge vorgedrungen war, die Rote Armee endlich von der Grenze zurückzog. Kurz danach brach die Sowjetunion endgültig zusammen.
    Nachdem der Kampf ein Ende gefunden hatte und er nicht daran dachte, zurückzukehren und ein gewöhnlicher Schäfer zu werden, zog Bondaruk, unterstützt von seinem iranischen Freund, dem Oberst, nach Sewastopol, das sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zum Wilden Westen des Schwarzmeer-Beckens entwickelt hatte. Dort sicherten ihm seine naturgegebenen Führungsqualitäten und sein freizügiger Einsatz von Brutalität und Gewalt sehr schnell einen festen Platz auf dem ukrainischen schwarzen Markt und später in der ukrainischen Krasnaya Mafiya, auch Rote Mafia genannt. Im Alter von fünfunddreißig Jahren hatte Hadeon Bondaruk die Kontrolle über praktisch sämtliche kriminellen Unternehmungen in der Ukraine inne und war zudem mehrfacher Millionär.
    Nachdem er seine Position, was Macht und Reichtum betraf, gesichert hatte, fasste Bondaruk eine Idee ins Auge, die schon seit vielen Jahren in seinem Kopf herumgeisterte. War Xerxes der Große tatsächlich im Kopet-Dag-Gebirge, seiner geliebten Heimat, geboren und aufgezogen worden? Hatten er und Xerxes, als Jungen durch Jahrhunderte voneinander getrennt, möglicherweise die gleichen Wege benutzt und sich an den gleichen Gebirgspanoramen ergötzt? Wäre es dann nicht möglich, dass er selbst ein Abkömmling persischer Könige war?
    Diese Frage zu beantworten dauerte fünf Jahre, und es waren Millionen Dollar sowie ein umfangreicher Stab von Historikern, Archäologen und Ahnenforschern nötig, um jeden Zweifel zu beseitigen. Aber als er seinen vierzigsten Geburtstag feierte, konnte sich Hadeon Bondaruk ganz sicher sein. Er war tatsächlich ein direkter Nachfahr von Xerxes dem Ersten, Herrscher des Achämenidenreiches.
    Von diesem Zeitpunkt an
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