Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta
Autoren: Dieter Buehrig
Vom Netzwerk:
– ein weiterer versteckter Kanal unter den Dutzenden, die sie bereits gesehen hatten. Die Einfahrt war teilweise durch ein Gewirr aus abgebrochenen Ästen versperrt, die der Sturm dort angeweht hatte.
    »Was hast du gesehen?«, fragte sie wieder.
    »Irgendetwas … ich weiß es auch nicht«, murmelte er. »Ich dachte, ich hätte so was wie eine gleichmäßige Linie wahrgenommen, eine Kurve oder so. Es sah nicht aus, als wäre es natürlichen Ursprungs. Kannst du mich mal hinbringen?«
    Sie betätigte das Steuerruder und lenkte das Boot in die Einfahrt des Kanals. »Sam, halluzinierst du? Hast du heute schon genug getrunken?«
    Er nickte und achtete nur auf den Kanal und seine Umgebung. »Mehr als genug sogar.«
    Mit einem leisen Knirschen schob sich der Bug des Bootes in den Asthaufen. Der Seitenarm war mit fast zwanzig Metern breiter, als es auf den ersten Blick zu erkennen gewesen war. Sam schlang die Bootsleine um einen der dickeren Äste, dann schwang er die Beine über den Bootsrand und ließ sich ins Wasser rollen.
    »Sam, was hast du vor?«
    »Ich bin gleich wieder zurück. Bleib hier.«
    »Einen Teufel werde ich tun.«
    Bevor sie noch mehr sagen konnte, holte Sam tief Luft, tauchte ins Wasser und verschwand. Zwanzig Sekunden später hörte Remi ein Plätschern auf der anderen Seite des Asthaufens, gefolgt von einem zischenden Laut, als Sam abermals seine Lunge voll Luft sog.
    Sie rief: »Sam, bist du …«
    »Alles okay. Ich bin in einer Minute zurück.«
    Aus einer Minute wurden zwei, dann drei. Schließlich rief Sam durch den Laubvorhang: »Remi, kannst du bitte zu mir kommen?«
    Sie hörte den spitzbübischen Unterton in seiner Stimme und dachte schon Oh, Boy. Sie liebte diese manchmal kaum zu zügelnde Abenteuerlust ihres Mannes, träumte jedoch auch schon davon, wie angenehm eine heiße Dusche in diesem Augenblick wäre. »Was ist los?«, wollte sie wissen.
    »Ich brauch dich hier.«
    »Sam, ich bin gerade dabei, wieder trocken zu werden. Kannst du nicht …«
    »Nein, das hier willst du dir ganz sicher ansehen. Vertrau mir.«
    Remi seufzte, dann ließ sie sich über den Bootsrand ins Wasser gleiten. Zehn Sekunden später befand sie sich wassertretend neben ihm. Die Bäume zu beiden Seiten des Kanals bildeten ein nahezu lückenloses Dach über dem Wasser und schufen so eine Art grünen Tunnel. Hier und da drangen Sonnenstrahlen bis auf die teilweise mit Algen bedeckte Wasseroberfläche.
    »Hi, nett von dir, dass du gekommen bist«, sagte er grinsend und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Okay, du Schlaumeier, was sollen wir …«
    Er klopfte mit den Fingerknöcheln gegen den verformten Balken, um den er einen Arm geschlungen hatte, doch statt eines dumpfen Lautes hörte sie ein metallisches Gongen.
    »Was ist das?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ein Teil von – keine Ahnung, welcher Teil. Ich muss erst runtergehen und versuchen hineinzukommen.«
    »Teil von was? Und in was willst du hinein?«
    »Hier entlang, komm mit.«
    Sam ergriff ihre Hand und schwamm tiefer in den Kanal hinein und dann um eine Biegung herum, hinter der sich der Wasserlauf bis auf fünf Meter verengte. Er hielt an und deutete auf einen mit Schlingpflanzen überwucherten Zypressenstamm nicht weit vom Ufer. »Dort. Siehst du es?«
    Sie kniff die Augen zusammen und legte den Kopf erst nach links, dann nach rechts. »Nein. Was soll ich sehen?«
    »Diesen Ast, der aus dem Wasser ragt und dessen Ende einem T gleicht …«
    »Okay, ich sehe ihn.«
    »Schau ganz genau hin. Kneif die Augen zusammen. Das hilft.«
    Sie folgte seinem Rat, verengte die Augen, bis ihr Gehirn allmählich registrierte, was ihre Augen da erblickten. Es verschlug ihr den Atem. »Gütiger Himmel, ist das ein … das kann doch nicht sein!«
    Sam nickte. Sein Grinsen reichte von einem Ohr bis zum anderen. »Doch. Das ist es. Das, meine Liebe, ist das Periskop eines U-Bootes.«

2
Sewastopol, Ukraine
    Hadoin Bondaruk stand an den deckenhohen Fenstern seines Arbeitszimmers und blickte aufs Schwarze Meer hinaus. In seinem Arbeitszimmer war es dunkel. Das einzige Licht kam von den gedämpften Deckenlampen, die die Ecken des Raumes sparsam erhellten. Die Nacht hatte sich auf die Halbinsel Krim herabgesenkt, doch im Westen, über der rumänischen und der bulgarischen Küste, konnte er, beleuchtet von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne, einen Streifen Gewitterwolken erkennen, die nach Norden über das Wasser zogen. Alle paar Sekunden zuckten Blitze aus den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher