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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta
Autoren: Dieter Buehrig
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übertrieben heimelig. Im offenen Kamin knisterte ein Feuer, und aus versteckten Lautsprechern drangen die leisen Klänge irischer Volksmusik.
    Sam hörte ein Knarren auf der Treppe und blickte rechtzeitig hoch, um Remi die Stufen herunterkommen zu sehen. Jetzt trug sie eine cremefarbene Ralph-Lauren-Hose, einen Rollkragenpullover aus Kaschmir und über den Schultern einen rostfarbenen Schal. Ihr kastanienbraunes Haar hatte sie zu einem losen Pferdeschwanz zusammengerafft, aus dem sich einige Strähnen befreit hatten und ihren schlanken Hals berührten.
    »Es tut mir wirklich leid, aber ist es meine Schuld, dass wir so spät dran sind?«, fragte sie und ergriff den Arm, den er ihr anbot, als sie das Ende der Treppe erreichte.
    Sam starrte ihr einige Sekunden lang wortlos entgegen, dann räusperte er sich. »Wenn ich dich ansehe, habe ich immer Angst, dass die Zeit ganz stehen bleibt.«
    »Ach, sei doch still.«
    Der Druck ihrer Hand um seinen Oberarm strafte ihre Worte Lügen und verriet ihm, dass sein Kompliment, so abgedroschen es auch geklungen haben mochte, seine Wirkung bei ihr nicht verfehlt hatte.
    »Fahren wir, oder gehen wir?«, fragte sie.
    »Wir gehen. Es ist doch eine wunderschöne Nacht.«
    »Außerdem verringert sich für dich das Risiko, dir einen weiteren Strafzettel einzuhandeln.«
    Während der Fahrt in die Stadt hatte Sam ihrem gemieteten BMW nämlich ein wenig zu heftig die Sporen gegeben, was dem örtlichen Sheriff, der hinter einer Reklametafel am Straßenrand soeben sein Mittagessen hatte einnehmen und gerade in ein Salamisandwich beißen wollen, ziemlich gründlich die Laune verdarb.
    »Das auch«, gab Sam ihr recht.
    Eine frühlingshafte Kühle lag in der Luft, aber sie war gar nicht unangenehm, und aus den Büschen am Straßenrand drang der quakende Gesang der Frösche zu ihnen. Das Restaurant, das einem Einheimischen gehörte, auf italienische Küche spezialisiert war und dies auch mit einem grün-weiß karierten Vordach signalisierte, lag nur zwei Blocks entfernt. Sie brauchten lediglich fünf Minuten bis dorthin. Sobald sie Platz genommen hatten, vertieften sie sich in die Weinkarte und entschieden sich für einen französischen Bordeaux aus der Gegend um Barsac.
    »Also«, sagte Remi, »wie sicher bist du dir?«
    »Du meinst bei diesem Du-weißt-schon-was?«, flüsterte Sam verschwörerisch.
    »Ich denke, du kannst das Wort ruhig aussprechen, Sam. Ich bezweifle, dass sich irgendjemand dafür interessiert.«
    Er lächelte. »Bei dem U-Boot also. Ich bin mir sogar ziemlich sicher. Wir müssen natürlich irgendwie dort hinunter, aber ich kann mir nichts anderes vorstellen.«
    »Aber was hat es hier zu suchen? So weit flussaufwärts?«
    »Das ist das Rätsel, das wir lösen müssen, nicht wahr?«
    »Und was ist mit Patty Cannon?«
    »Sie kann noch ein paar Tage warten. Wir identifizieren das U-Boot, überlassen es Selma und den anderen, das Rätsel zu lösen, und kehren dann zu unserer soziopathisch-mörderischen Sklavenhändlerin zurück.«
    Remi ließ sich das kurz durch den Kopf gehen, dann zuckte sie die Achseln. »Warum nicht? Das Leben ist so kurz.«
    Selma Wondrash, die sich gewöhnlich wie ein Armeeausbilder aufführte, leitete Sams und Remis Rechercheteam in San Diego, das aus drei Personen bestand. Selma war verwitwet. Ihren Ehemann, einen Testpiloten der Air Force, hatte sie zehn Jahre zuvor bei einem Flugzeugabsturz verloren. Sie hatten sich Anfang der 1990er in Budapest kennengelernt, damals war sie eine Universitätsstudentin und er ein Kampfflieger auf Urlaub gewesen. Obgleich sie schon seit fünfzehn Jahren in den Vereinigten Staaten lebte, hatte Selma ihren Akzent niemals ganz verloren.
    Nachdem sie ihr Studium in Georgetown absolviert hatte und eingebürgert worden war, arbeitete sie zuerst in der Abteilung für Handschriften und alte Drucke der Kongressbiblio thek, bis Sam und Remi sie von dort weglockten. Mehr noch denn als Leiterin der Rechercheabteilung hatte sich Selma als Reiseagentin und Logistikspezialistin bewährt und konnte sie mit militärischer Präzision und Zuverlässigkeit von einem Ort zum anderen bringen.
    Während Sam und Remi den forscherischen Aspekt ihres Arbeitsgebietes liebten, waren Selma und ihr Team darin geradezu fanatisch und lebten für diese eine verborgene Tatsache, diese eine vage Spur, dieses eine unlösbar erscheinende Rätsel, auf das sie im Zuge eines Jobs immer wieder stießen. Öfter als sie zählen konnten, hatten Selma und ihr Team
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