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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta
Autoren: Dieter Buehrig
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abgeholt und fast ein Jahr damit verbracht hatten, Flaschen rund um die Welt zu verstecken, erhielten sie die Nachricht, dass Napoleon gestorben war. In tiefer Trauer – aber bereits nach Marseille unterwegs – deponierte Laurent drei Flaschen im Chateau d’If, ehe er in den Hafen einfuhr. Von den anderen Flaschen erwähnte er nichts.
    Dass Napoleon Bonapartes Sohn, Napoleon II., niemals die Suche aufnahm, mit der ihn sein Vater beauftragt hatte, erfüllte Laurent mit zusätzlicher Trauer. Vom Zeitpunkt, als er mit Arienne nach Frankreich zurückkehrte, bis zu seinem Tod im Jahr 1825 schrieb Laurent Dutzende von Briefen an Napoleon II., in denen er ihn inständig bat, dem Wunsch seines Vaters zu gehorchen. Doch Napoleon II. weigerte sich und erklärte, er sehe keinen Grund, wegen eines kindischen Versteckspiels auf die Annehmlichkeiten des österreichischen Königshofes zu verzichten.
    Wie sich schließlich herausstellte, hatte Leon Pelletier Arienne eine einzige lebende Nachkomme, eine entfernte Cousine namens Louisa Foque. Sie war einundzwanzig Jahre alt und hoch verschuldet, nachdem ihre Eltern ein Jahr zuvor bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen waren und ihr ein mit drei Hypotheken belastetes Landhaus in Beaucourt hinterlassen hatten.
    »Was meinst du, wie sie es aufnehmen wird?«, fragte Remi.
    »Das werden wir bald erfahren. So oder so, ihr Leben wird sich verändern.«
    Sie stiegen aus dem Wagen und gingen zur Haustür. Remi zog an einer Lederschnur, woraufhin eine Glocke erklang. Sekunden später wurde die Tür von einer zierlichen jungen Frau mit hellbraunem Haar und einer Stupsnase geöffnet.
    »Oui?« , fragte sie.
    »Bonjour. Louisa Foque?«
    »Oui. «
    Remi stellte sich vor, und Sam erkundigte sich, ob Louisa Englisch sprach.
    »Ja. Ich spreche Englisch.«
    »Dürfen wir hereinkommen? Wir haben einige Informationen über Ihre Familie – über Leon Pelletier. Kennen Sie diesen Namen?«
    »Ich denke schon. Mein Vater hat mir einmal unseren Stammbaum gezeigt. Treten Sie bitte ein.«
    Sie wurden in eine Küche im typischen französischen Provinzstil geführt: gelb verputzte Wände, ein lackierter eichener Esstisch und ein salbeigrünes Wandregal, in dem einige Stücke Chinoiserie-Porzellan standen. Freundliche, orange karierte Toile-de-Jouy-Vorhänge umrahmten die Fenster.
    Louisa bereitete Tee, und dann nahmen sie am Tisch Platz. Remi sagte: »Ihr Englisch ist sehr gut.«
    »Ich habe in Amiens amerikanische Literatur studiert. Ich musste aber leider abbrechen. Es gab eine … Ich hatte einige familiäre Probleme.«
    »Das wissen wir«, erwiderte Sam. »Es tut uns sehr leid.«
    Louisa nickte und zwang sich zu einem Lächeln. »Sie sagten, Sie hätten Informationen über meine Familie.«
    Abwechselnd schilderten Sam und Remi ihre Theorien über Pelletier, das Verschollene Dutzend und dessen Verbindung zu den siphnischen Karyatiden. Remi zog ein paar Zeitungsausschnitte aus ihrer Handtasche und schob sie über den Tisch zu Louisa, die die Artikel aber lediglich überflog.
    »Ich habe davon gelesen«, sagte sie. »Waren Sie daran beteiligt?«
    Sam nickte.
    »Ich kann es einfach nicht glauben. Ich hatte ja keine Ahnung. Mein Vater und meine Mutter haben nie darüber gesprochen.«
    »Ich bin sicher, dass sie nichts gewusst haben. Außer Napoleon Bonaparte und Laurent war Pelletier offenbar der Einzige, und er hat das Geheimnis bis zu seinem Tod bewahrt. Und selbst dann hat er noch nicht die ganze Geschichte erzählt.«
    »Niemand hat ihm geglaubt.«
    »Fast niemand«, korrigierte Remi lächelnd.
    Louisa schwieg einige Sekunden lang, dann schüttelte sie staunend den Kopf. »Nun, vielen Dank, dass Sie mich aufgeklärt haben. Es ist schön zu wissen, dass jemand aus meiner Familie etwas Bedeutendes getan hat. Ein wenig seltsam zwar, aber trotzdem bedeutend.«
    Sam und Remi wechselten einen kurzen Blick. »Ich glaube, wir haben uns nicht deutlich genug ausgedrückt«, sagte Sam. »Es gibt noch immer einige Flaschen, deren Verbleib nicht geklärt ist.«
    Louisa sah sie blinzelnd an. »Und Sie glauben, sie sind … hier?«
    Sam holte sein iPhone hervor und rief ein Bild von einer Zikade auf. »Haben Sie das schon mal irgendwo gesehen?«
    Anstelle einer Antwort stand Louisa auf und ging zu dem Hängeregal mit Kochtöpfen über der Spüle. Sie nahm eine Bratpfanne herunter und stellte sie vor Sam auf den Tisch. Der Griff war ein daumendicker Stahlstab. An seinem Ende befand sich der Zikaden-Stempel. Der Stab
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