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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago
Autoren: Gisbert Haefs
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Hühner in einem nahen Hinterhof zu wildem Lärmen verleitete. Vielleicht jaulte der Hund aber aus Wut darüber, daß ihn die Kette oder der Strick daran hinderte, einen Iltis anzufallen, den er witterte, und das Geschrei der Hühner… Er schüttelte den Kopf; es gab andere Dinge zu klären.

    Laetilius nahm das Kopfschütteln offenbar als stumme Widerlegung der eben geäußerten Mutmaßung. »Nein«, sagte er, »du siehst es ganz richtig, es wird nicht einfacher. Wenn Lavinius in, sagen wir, Athen gestorben wäre, hätte der für fremde Länder zuständige Teil des Senats jemanden beauftragt, wahrscheinlich zusammen mit einem Vertreter des fraglichen Quästors, nach Athen zu reisen. Es wäre wohl auch jemand von der Familie mitgekommen – um über alle Zweifel zu bezeugen, daß der Tote wirklich Marcus Lavinius ist.«
    Die Nacht wurde kälter; als ob durch das Löschen der Fackeln die letzte Wärme verschwunden wäre. Bomilkar zog den Wollmantel enger. »Ich lausche. Nicht, daß ich viel verstünde, aber sprich weiter.«
    »Es liegt, glaube ich, an den tausend verschiedenen Gesetzen, mit denen wir unser Zusammenleben ordnen.«
    »Das tun wir auch, aber gewaltsamer Tod …« Dann zögerte Bomilkar. »Ich überlege, was wäre, wenn ein Handelsherr in der Nähe von Rom … Ich fürchte, es wäre fast so verwickelt wie bei euch.«
    Laetilius lehnte sich auf dem Schemel zurück und rieb den Rücken an der Wand. »Ah, gut. – Also. All das kann nicht so sein, weil Karthago eben kein gewöhnliches Fremdland ist, sondern eine verfeindete Großmacht, mit der wir zur Zeit in Frieden leben.«
    »Kannst du das erläutern?«
    »Aber gern. Wenn euretwegen die Tore des Janus-Tempels geöffnet wären …«
    »Das heißt Krieg, oder?«
    »Ja … dann fiele die Angelegenheit in die Zuständigkeit des mit euch befaßten Konsuls. Nun sind wir aber zur Zeit friedfertige Nachbarn, also wäre der Senat zuständig. Wenn nicht Karthago als stärkste Großmacht eine Sonderstellung einnähme. Also ist doch wieder der Konsul zuständig. «
    »Aha. Dann ist doch alles ganz einfach.«

    »Ist es nicht. Die Nachricht über den Tod erreichte Rom, als die alten Konsuln eigentlich nicht mehr im Amt waren, die feierliche Übergabe an die neuen Konsuln aber noch nicht stattgefunden hatte.«
    »O ihr Götter! Weiter.«
    Der Römer grinste nun ganz offen. »Deshalb wurde alles dem Konsul Marcus Pomponius Matho übertragen – inzwischen Konsular –, weil der im letzten Jahr nicht für karthagische Dinge zuständig war. Ich habe lange Jahre bei den Legionen verbracht, zuletzt im Stab des Pomponius, als er im vorigen Jahr den Versuch unternahm, die Insel Sardinien – Sardo, ja? – zu befrieden.«
    »Was trefflich gescheitert ist«, sagte Bomilkar. »Wir haben uns dreihundert Jahre lang mit Handelshäfen und befestigten Stützpunkten begnügt. Ihr seht, was es euch einbringt, daß ihr uns die Insel vor sieben Jahren abgepreßt habt. Weiter.«
    Laetilius machte eine abwehrende Handbewegung. »Reden wir nicht davon. – Also, alles wurde Pomponius Matho übertragen, der als nicht mehr ganz zuständiger nicht mehr ganz Konsul weder Quästoren noch Ädilen Befehle erteilen kann. Er hat sich umgetan und festgestellt, daß ich mit den Ämtern einigermaßen vertraut bin – ältere Brüder und Vettern haben sie ausgeübt, du verstehst, und konnten mir einiges dazu sagen. Ferner kenne ich Marcus Lavinius und kann bezeugen, daß er der Tote ist. Ich mußte aber, ehe ich hergekommen bin, sozusagen in Unehre aus dem Waffendienst entlassen werden.« Laetilius beugte sich vor und klopfte auf den Tisch. »Es geht nämlich nicht, daß ein nicht zuständiger Konsular einem Offizier Befehle erteilt. Und einer der neuen Konsuln, Aemilius Barbula zum Beispiel, hätte mich nicht schicken können, denn es ist unmöglich, einen Offizier der Legionen mit amtlichen Aufträgen in ein Land zu schicken, mit dem wir uns nicht im Krieg befinden.«
    Bomilkar blinzelte. »Du bist also hier – als was? Einfacher römischer Bürger?«

    »Einfache Bürger können keine schwierigen Aufträge übernehmen.« Laetilius starrte in seinen leeren Becher; dumpf sagte er: »Du sprichst mit einem, den es nicht gibt, Punier. Ich bin sozusagen nicht vorhanden. Da ich weiterhin den Sold eines Offiziers beziehe, bin ich kein Bürger; als Offizier darf ich nicht herkommen. Ich habe Arish ein Schreiben des Senats überreicht, der nicht zuständig ist; in diesem Schreiben steht, daß ich mit
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