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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Gerit Bertram
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gehört. Ein gesunder, kräftiger Junge. Die Frau, die eben das Haus verlassen hat, war die Hebamme.« Er trat zur Seite.
    Piet drückte ihn an sich und klopfte ihm mit einem breiten Grinsen auf die Schultern. »Das ist aber eine Überraschung! Dürfen wir zu ihr?«, wollte erwissen, während er und Marianka Baldo in den Flur folgten.
    »Ich denke nicht, dass Cristin etwas dagegen hat. Sie wird sich freuen, euch zu sehen, denn sie hat euch vermisst. Aber zunächst wärmt ihr euch ein wenig auf, denn auch wenn sie es nicht zugibt, Cristin ist ziemlich erschöpft, und ein Moment der Ruhe wird ihr guttun.«
    Der kleine Rafael zog im Schlaf die Nase kraus, als behagte ihm etwas nicht. Oder er träumte den ersten Traum seines Lebens im Arm seiner Mutter. Cristin musste ihn immerzu ansehen, staunend, ehrfürchtig. Beinahe atemlos war sie durch die Geburt gehastet, selbst überwältigt von der Macht, mit der das Kind auf die Welt gedrängt hatte. Nun küsste sie ihren Sohn ganz sanft, um ihn nicht zu wecken. Ob er ebenso neugierig auf die Abenteuer des Lebens war wie Elisabeth? Cristin lächelte, als sie sich an so manche Begebenheit mit ihrem ersten Wirbelwind erinnerte. Oder eiferte Rafael seinem Vater nach, der seine Gefühle gern hinter einer undurchdringlichen Maske verbarg, wenn er verletzt war? In diesem Augenblick sah er mit seinem dunklen, dichten Haarflaum und dem angestrengten Gesichtsausdruck aus wie Baldo, wenn er schlief.
    Die junge Mutter ließ sich tiefer in die Kissen sinken. Eigenartigerweise war sie überhaupt nicht müde, ganz im Gegenteil. Ihr schien, als würde jede ihrer Poren neue Kraft atmen. Eine Weile war nur Rafaels leises Schmatzen im Schlaf zu hören, und sie genoss die Stille. Dann drängte sich ein weiteres Geräusch in ihr Bewusstsein. Jemand kam die Treppe herauf, schon waren die Schritte mehrerer Personen auf dem Flur zu hören. Sie runzelte die Stirn. Hatte Minna etwa einen Medicus gerufen? Es klopfte, im nächsten Augenblick flog die Tür auf.
    Cristin entrang sich ein Laut der Überraschung. »Piet! Marianka! Wie kommt ihr denn hierher?«
    Cristins Bruder durchmaß mit zwei Schritten den Raum, ergriff ihre Hand und küsste sie. »Es geht dir gut, dem Himmel sei Dank!«
    Seine Worte glichen eher einem Stammeln. Wieso nur war er so erregt? Dann richteten sich seine Augen auf das Kind in ihrer Armbeuge. Marianka trat ebenfalls neben Cristins Bett, beugte sich über sie und küsste sie auf beide Wangen. Cristin blickte von einem zum anderen und strich der Schwägerin über den Arm.
    »Wie kommt es nur, dass ihr gerade jetzt auftaucht? Eben habe ich noch gedacht, wie schön es wäre, wenn ihr bei uns wärt und ich euch meinen Rafael zeigen könnte.«
    Mariankas Augen waren umschattet und die Wangen eingefallen, aber sie lächelte. »Du hast einen schrecklichen Zwillingsbruder, Liebes. Einen, der schon seit vielen Wochen nichts anderes im Sinn hat, als so schnell wie möglich zu euch nach Hamburg zu fahren.« Sie schnitt eine Grimasse, doch ihre Mundwinkel zuckten dabei. »Aber wie du siehst, liebe Cristin, hat er mit seinen Ahnungen mal wieder recht behalten.«
    Piet zuckte nur die Achseln, ohne jedoch den Blick von dem Säugling wenden zu können. »Wie winzig er ist. Dürfte ich ihn mal halten?«
    Cristin ignorierte seine Worte und musterte ihn stattdessen mit gespielter Strenge. »Alles zu seiner Zeit.« Sie hielt ihren Bruder fest. » Ahnungen , Piet? Du willst mir doch nicht etwa ausweichen, oder? Sag mir, was ist geschehen?«
    Ihr Bruder machte eine wegwerfende Handbewegung, aber seine Ohren röteten sich beinahe unmerklich.
    »Ich werde dir alles erzählen, Liebes. Aber ich denke, das hat etwas Zeit, oder wollt ihr etwa zwei frierende Reisende noch heute aus dem Haus jagen?«
    Cristin lachte herzlich und umarmte ihn so stürmisch, wie es mit dem Kind im Arm eben möglich war.
    »Bleibt, solange ihr möchtet. Unsere Gästekammer ist klein und bescheiden, aber Minna wird sie euch gern herrichten, wenn sie mit Elisabeth nach Hause kommt.« Sie übergab Piet den Kleinen. »Und jetzt seht zu, dass ihr zwei euch miteinander bekannt macht.« Cristin wendete sich an Marianka, während ihr Bruder das Kind im Arm wiegte und es verzückt betrachtete. »Wo ist Baldo?«
    »Er sagte etwas davon, dass er zu einem Bader gehen wolle, um ihm die freudige Botschaft zu überbringen. Er wollte sich beeilen. Der frisch gebackene Vater wirkte ziemlich aufgelöst.«
    »Ich weiß.« Wieder war da diese Wärme
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