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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Gerit Bertram
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Kopf. Unversehens wanderte sein Blick zu dem Bündel, das sie im Arm hielt und das leise schmatzende Geräusche von sich gab. Er blinzelte.
    »Komm ruhig näher, Liebling.«
    Zögernd trat er auf das Bett zu, weniger aus Vorsicht denn aus Angst, die Beine könnten ihm erneut den Dienst verweigern. Schon lagen Cristins Lippen auf seinen, und er fuhr zärtlich mit den Fingern die Linien ihres Gesichts nach.
    »Wie geht es dir?«
    »Wunderbar. Es war alles so einfach, ganz anders als beim ersten Mal. Wo ist Elisabeth?«
    »Noch nicht wieder mit Minna zurück«, murmelte er, den Blick auf das kleine Bündel gerichtet. »Mein Sohn!«
    Vorsichtig strich er über das dichte schwarze Haar des Neugeborenen, das emsig an Cristins Brustwarze saugte.
    »Ihr habt einen gesunden Sohn, meinen Glückwunsch! Der Kleine ist kräftig, Herr Schimpf«, vernahm er die Stimme der älteren Wehfrau, die am anderen Ende des Bettes stand und ihm freundlich zunickte. »Ich habe ihn zwar in Schweinefett gewickelt, damit er es schön warm hat, aber ich glaube nicht, dass dies länger als ein oder zwei Tage nötig sein wird.«
    »Wie schön«, murmelte Baldo mit brüchiger Stimme. »Darf ich ihn gleich mal halten?«
    Wortlos nahm Cristin das Kind, das in warme Decken gehüllt war, von ihrer Brust und legte es in seine ausgestreckten Arme.
    »Mein Sohn«, flüsterte er abermals.
    Der Kleine war überraschend schwer und hielt die Augen geschlossen, sodass Baldo die langen Wimpern gut erkennen konnte. Er hatte eine kleine Stupsnase. Wie Elisabeth, dachte er gerührt und konnte nicht anders, als die winzige Wange zart zu berühren. Da öffnete der Junge die Lider. Große blaue Augen sahen ihm mitten ins Herz. Vater und Sohn betrachteten einander einige Wimpernschläge lang. »Möge Gott dich schützen«, flüsterte Baldo und hauchte einen Kuss auf die Stirn des Kindes. Dann wandte er sich Cristin zu, die ihn liebevoll musterte. »Mein Sohn braucht einen Namen.«
    »Oh ja, den braucht er.« Cristins Blick schweifte in die Ferne. »Ich würde ihn gern Rafael nennen, nach dem zweiten Vornamen von Enrico de Gaspanioso. Ich … wir haben ihm so viel zu verdanken.«
    »Was für ein schöner, ungewöhnlicher Name«, ließ sich Gerlin vernehmen, die sich etwas abseits gehalten hatte. »Er bedeutet: Gott heilt , soweit ich weiß.«
    »Was könnte besser zu ihm passen als dieser Name?« Baldo schluckte die Tränen der Rührung hinunter.
    Der Kleine fing leise zu jammern an, und er gab das Kind seiner Mutter zurück.
    Gerlin wandte sich der Wehfrau zu. »Ich denke, Ihr könnt jetzt gehen«, sagte sie. »Minna wird gleich zurück sein. Wir kümmern uns dann um Mutter und Kind.«
    Die Alte warf Cristin einen fragenden Blick zu.
    Diese nickte. »Es geht mir gut. Gerlin und meine Lohnarbeiterin sind ja da. Geht nur, mein Mann wird Euch für Eure Dienste entlohnen.«
    »Wie Ihr wünscht, Frau Schimpf. Aberdenkt daran, das Kind in den nächsten Tagen taufen zu lassen.«
    Nach einem letzten prüfenden Blick auf das Neugeborene rafftedie Hebamme ihr Bündel und folgte Baldo die Treppe hinunter. Dieser griff in seinen Geldbeutel und gab der Frau die verlangte Summe sowiezwei Witten extra. Blitzschnell ließ sie das Geld in ihrer Börse verschwinden.
    »Habt Dank, Ihr seid sehr großzügig. Bittezögert nicht, mich zu holen, sollte irgendetwas …«
    Baldo nickte. Schon hatte er den Fuß auf die erste Treppenstufe gesetzt, um wieder hinaufzulaufen, als er draußen aufgeregte Stimmen hörte.
    »Hier muss es sein«, rief ein Mann, und eine Frau erwiderte: »Bist du dir sicher, Liebling?«
    »Ich klopfe mal an.«
    Dannpochte es laut gegen das Holz. Die schlaksige Gestalt und die Stimme kamen ihm bekannt vor. Blaue Augen, in denen der Schalk blitzte, senkten sich in seine. Auf dem Bock eines Eselkarrens saß eine junge Frau mit vom Frost geröteten Wangen . Die Kleidung der beiden war schmutzig und abgetragen, sie mussten eine weite Reise hinter sich haben, doch die Züge und Stimmen waren ihm nur allzu vertraut.
    »Piet! Marianka! Wie kommt ihr denn hierher?«
    »Du siehst ja aus, als hättest du ein Gespenst gesehen«, erklärte Piet. »Willst du uns nicht hereinlassen? Wir haben einen langen Weg hinter uns!«
    »Bitte entschuldigt.« Baldo fuhr sich über die brennenden Augen . » Cristin hat mich gerade zum Vater eines Sohnes gemacht«, stieß erhervor.
    Mariankas Augen weiteten sich. »Was sagst du da?« Mit einem Satz sprang sie vom Kutschbock.
    »Ja, ihr habt richtig
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