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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Gerit Bertram
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Kräuter leicht kochen und sie danach etwas ausdrücken, auf Lumps Wunde legen und ihm einen sauberen Verband anlegen. Der Sud schien Lumps Schmerz tatsächlich zu lindern, denn vom Flur her drangen seine leisen Schnarchgeräusche zu ihnen herüber.
    Nachdem alle satt und zufrieden waren, eröffnete Cristin das Gespräch. Mit leiser Stimme erzählte sie von dem Haus, in das sie damals, nachdem sie Lübeck verlassen hatten, eingezogen waren. Wie wohl sie sich dort gefühlt hatten und wie groß die Freude gewesen war, als die ersten Aufträge für die Goldspinnerei eingegangen waren.
    »Die Zeit war nicht einfach, denn wir konnten uns noch keinen Gesellen leisten«, fügte sie nachdenklich hinzu. Dann fuhr sie fort, berichtete von Jadwigas Vermächtnis und dem Empfehlungsschreiben für den Tuchhändler aus Venedig.
    »Ihr wart in Venedig?«, staunte Marianka. »Wusstest du denn da noch nicht, dass du guter Hoffnung warst?«
    »Oh doch.« Baldo schürzte die Lippen. »Aber ihr wisst sicher, wie schwer es ist, diesem Weib etwas auszureden? Allerdings sind wir nicht allein gereist.« In kurzen Sätzen fasste er die Ereignisse während ihrer Abwesenheit zusammen. »Als wir endlich Hamburg erreicht hatten, waren wir heilfroh über die Aufträge von de Gaspanioso und der Familie Montebello und freuten uns auf unser Zuhause. Doch dann standen wir vor unserem niedergebrannten Heim.«
    Mit Entsetzen in der Miene lauschten Piet und Marianka seinem Bericht. Als Cristin mit brüchiger Stimme auf den unverhofften Besuch Mirkes und dessen Folgen an diesem Tage zu sprechen kam, sprang Piet jäh auf. Seine Lippen waren nur noch ein dünner Strich.
    »Dieses Weibsbild ist ja irre! Erst brennt sie euer Haus ab, und dann trachtet sie Cristin nach dem Leben. Dem Himmel sei Dank, dass alles ein gutes Ende genommen hat! Ihr habt hoffentlich sofort die Büttel benachrichtigt?«
    »Nein, das haben wir nicht«, gab Cristin kleinlaut zu verstehen und sah zu Boden. »Ich konnte es einfach nicht.«
    Baldo suchte ihren Blick. »Aber ich hab’s getan, bevor ich zu Ludewig gegangen bin. Jetzt sieh mich nicht so an, Liebes. Was zu viel ist, das ist zu viel!«
    »Gut, dann bin ich beruhigt.« Piet schüttelte den Kopf, als Cristin etwas einwerfen wollte. »Nein, kein Wort, Schwester. Diese Person gehört bestraft.«
    Zwischen ihnen wurde es still, und Marianka, die neben ihrer Schwägerin saß, streichelte ihr wortlos die Hand. Elisabeth machte sich von Piet los, schlich zur Wiege hinüber und spähte hinein, dann eilte sie zu Lump, um sich neben ihn zu hocken.
    Piet unterbrach schließlich das Schweigen. Er raufte sich die Haare, während er, den Blick starr aus dem Fenster gerichtet, mit knappen Worten erzählte, was ihnen im Laufe der letzten Monate wiederfahren war.
    Cristin war fassungslos. »Aber ihr wart doch dabei, euer Haus zu bauen. Was soll denn nun werden?«
    Marianka ergriff das Wort. »Eines Tages werden wir zurückkehren und es fertig bauen, bis dahin verdienen wir unser Geld eben mit Gauklereien, zum Beispiel hier in Hamburg.«
    Sie wirkte gefasst, doch hinter ihrem tapferen Lächeln erkannte Cristin die verborgene Traurigkeit. Piet holte tief Luft und fuhr mit seinem Bericht fort. Als er bei seinen Visionen während ihrer Zeit bei den Cygani angelangt war, räusperte er sich vernehmlich.
    »All die Träume und Bilder, die mich nicht mehr losließen, waren meist verschwommen und nur schwer zu deuten. Aber eins spürte ich genau: Du warst entweder in Gefahr oder würdest es bald sein. Das konnte ich nicht ertragen, weißt du?« Er ließ den Blick über ihre Gestalt wandern, entdeckte die Spuren des Schocks und der Erschöpfung des vergangenen Tages in ihrem Gesicht, und zwang sich zu einem Lächeln, das jedoch schief geriet.
    »Ich wäre zu spät gekommen, Liebes. Dass es dir gut geht …«
    »… verdanken wir Lump, jawohl«, mischte sich Minna ins Gespräch. Sie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Schluss damit! Was gewesen ist, lässt sich nicht mehr ändern. Wir sollten dankbar sein und uns freuen, findet Ihr nicht?« Sie hob ihren Becher. »Auf Rafael, unseren Sonnenschein. Und auf den Lebensretter!«
    Als Elisabeth das hörte, lief sie zurück und hob ihren Becher, der allerdings mit Milch statt Wein gefüllt war. »Ja, auf Lump!«
    Bald darauf brachte Minna das Mädchen zu Bett und zog sich in ihre Kammer zurück, während Baldo, Cristin, Piet und Marianka es sich noch in der Küche gemütlich machten. Baldo schürte
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