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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Gerit Bertram
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streicheln, oder, Minna?«
    Diese betrachtete das Kind nachdenklich. Bereits zum zweiten Mal war ihr aufgefallen, dass Wunden schneller heilten als üblich, wenn die Kleine ihre Hand darauflegte. Minna erinnerte sich, wie rasch damals ihre eigenen Brandwunden verschwunden waren, nachdem Elisabeth sie unvermittelt berührt hatte. Das konnte kein Zufall sein. Meine Vermutung bestätigt sich also, dachte sie. Elisabeth muss die Gabe ihrer Mutter besitzen. Gott schütze dieses Kind. Sie lächelte das Mädchen an.
    »Das scheint mir auch so, Elisabeth. Wir sollten das gleich deinem Vater erzählen, er wird sich freuen.«
    So war es, und als Lump sich sogar mühsam aufrappelte und einen wackeligen Schritt zur Tür machte, tätschelte Baldo den Hund mit feuchten Augen.
    »An die Luft möchtest du also, mein Guter? Gut, aber nur ganz kurz.«
    »Du wirst sehen, es kommt alles wieder in Ordnung, mein Schatz«, meinte Minna. »Ich muss noch einiges für heute Abend vorbereiten, Herr Ludewig kommt zu Besuch. Da könnte ich etwas Hilfe gut gebrauchen.«
    Elisabeth sah sie mit ihren großen blauen Augen unverwandt an. »Machst du dich dann wieder so hübsch wie beim letzten Mal, als Onkel Ludewig kommen wollte?«
    Plötzlich wusste Minna nicht, wo sie ihre Finger lassen sollte, und spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. »Hab ich das etwa getan?«
    »Oh ja, hast du. Du hast dein gutes Kleid getragen und dir einen schönen Zopf gemacht. So!« Elisabeth tat, als würde sie sich die Haare flechten.
    Minna räusperte sich. »Mal sehen, kleine Deern. Aber jetzt hilf mir erst mal, ja?«
    Als Ludewig Stienberg am Abend in der Tür stand, trug er seine edelsten Beinlinge und einen neuen Mantel. Bester Laune und mit dröhnender Stimme begrüßte er Cristin und Baldo, die ihm die Tür öffneten. Er hob Elisabeth hoch und gab ihr einen herzhaften Kuss auf die Stirn.
    »Meine Lieben, herzlichen Glückwunsch!« Er trat näher an Cristin heran und betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. »Ehrlich, Deern, wie geht es dir?«
    Ohne nachzudenken, war er einfach zum vertraulichen Du übergegangen. Doch ihr schien es zu gefallen, denn sie lächelte warm.
    »Mir geht es gut, und dem Kleinen auch, Ludewig.«
    »Nun kommt aber herein, es ist kalt«, fügte Baldo hinzu und machte eine einladende Geste ins Innere des Hauses.
    »Ich hätte da noch was«, brummte der Bader und nahm ein gut verschnürtes Paket auf, das er an die Tür gestellt hatte. Er reichte es Cristin. »Ein Schaffell für den Lütten, damit er es schön warm hat. Und jetzt zeig mir endlich den Kleinen.«
    Eine Weile später saß der Bader in der Küche und hielt Rafael etwas unbeholfen in den großen Händen, um ihn eingehend zu mustern, während Cristin ihn schmunzelnd beobachtete. Rafael verzog das Gesicht und weinte zum Gotterbarmen.
    »Kräftige Stimme, muss ich schon sagen.« Der Bader reichte den Säugling an die Mutter weiter. Sofort verstummte das Weinen. Ludewig kratzte sich am Kinn. »Sag mal, Mädel, hat Minna dir von diesem Mann erzählt, der vor einigen Wochen an der Brandstelle war?«
    »Nein, wer war das denn?«
    »Weiß ich nicht. Ein dunkelhaariger Kerl mit einem langen Mantel. Er soll um die vierzig oder älter gewesen sein, hat euch offenbar gesucht und wollte wissen, wo ihr seid. Ein früherer Nachbar von euch wusste darauf keine Antwort, meinte nur, ihr wärt auf längere Zeit verreist. Der Fremde sagte nur so etwas wie: ›Dann ist es also wahr‹, und ging wieder.«
    Cristin zog die Stirn kraus. »Er könnte Baldos Vater sein, aber das ist nur eine Vermutung.«
    Der Bader nickte. »Wollt es dir nur erzählt haben. Vielleicht kommt er ja wieder.«
    Ein Klopfen an der Tür riss Cristin aus ihren Grübeleien. Als Ludewig zurückkehrte, hielt er ein weiteres Paket im Arm, nur dass dieses um einiges größer war.
    »Da war ein Bote, Mädel. Mit Grüßen von einem Gaspanioso, oder so ähnlich.«
    Cristins Augen weiteten sich. Sie legte den Kleinen in die Wiege und nahm das Bündel an sich. »Gaspanioso? Aber dann kommt der Bote von weit her. Hast du ihn nicht hereingebeten?«
    »Er wollte nicht, sagte, er übernachte ganz in der Nähe und breche gleich morgen früh wieder auf.«
    Behutsam öffnete sie eine Verschnürung, gerade weit genug, um durch eine kleine Öffnung des ledernen Einschlages hineinsehen zu können. Zartblaue Seide schimmerte im schwachen Licht einer Lampe. Auf der Seide lag noch ein weiteres Päckchen. Es war das Blattgold, das de Gaspanioso ihr
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