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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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nicht mit dir persönlich gesprochen haben. Warum
hat der Mann für dich gelogen? Weil du oder dein Bruder gute
Kunden sind? Und wer ist ans Handy
gegangen?«
    »Ich
sage die Wahrheit, und der Makler lügt nicht. Ich hatte das
Handy allerdings nicht bei mir.« Der Einfluss des Alkohols
verschwand langsam, und er leckte sich ständig mit der Zunge
über die Lippen. »Mein Sohn ist mit meinem Wagen zum
Sommerhaus gefahren und hatte mein Handy dabei. Ich hab gehofft,
dass sich jemand an den Wagen erinnern würde, um mein Alibi
glaubwürdiger zu machen. Leider hat ihn niemand gesehen, aber
es war auch nicht so wichtig. Ich hab stattdessen den Wagen meines
Sohnes genommen.«   

    »Das mit
dem Telefongespräch verstehe ich nicht«, sagte
Guðni. »Hat dein Sohn eine ähnliche Stimme wie
du?«
    »Nein,
überhaupt nicht. Ich hab das sehr sorgfältig vorbereitet.
Ich habe zwei Handys und zwei nicht registrierte Karten in einem
Kiosk gekauft. Ich habe Hjalti zwei Handys gegeben: mein eigenes
und eins mit einer nicht registrierten Karte. Das andere habe ich
behalten. An dem Abend habe ich dann von Aldas Festnetzanschluss
mein eigenes Handy angerufen und so getan, als hätte ich es im
Büro vergessen, damit sie keinen Verdacht schöpft. Hjalti
ist rangegangen, und wir haben ein paar Worte miteinander
gewechselt. Dann haben wir uns verabschiedet, und ...«
Markús machte eine Pause. Dóra überlegte, ob er
Gewissensbisse hatte oder lediglich seine Stimme schonen
wollte.
    »Ich
hatte ein ziemlich niedriges Gebot für eine Wohnung abgegeben,
bei einem Immobilienmakler, den ich kannte. Ich musste darauf
vertrauen, dass er meine Stimme erkennen würde. Das Gebot war
bis acht Uhr gültig, und der Makler hatte versprochen, mich
sofort danach anzurufen und mir das Ergebnis mitzuteilen. Kurz vor
acht hat Hjalti von der nicht registrierten Nummer auf meinem nicht
registrierten Handy angerufen, und wir haben die Verbindung
aufrechterhalten, bis sich der Makler gemeldet hat. Dann ist Hjalti
an mein Handy gegangen und hat die Telefone nebeneinandergelegt,
sodass der Lautsprecher des einen an der Sprechmuschel des anderen
lag. Auf diese Weise konnte ich mit dem Makler sprechen, ohne dass
irgendjemand es überprüfen konnte. Es hat ein bisschen
gerauscht, aber ich hab ihm gesagt, das liege daran, dass ich im
Auto unterwegs sei. Er hat’s nicht gemerkt. Ich hatte es
vorher getestet und wusste, dass es funktioniert.«
  
 
    Dóra
schaute Markús entgeistert an. Sie hatte tausend Fragen im
Kopf, aber jetzt war Guðni an der Reihe. Ihre Aufgabe war es,
Markús zur Seite zu stehen, auch wenn ihr nicht klar war,
welchen Rat man einem Menschen in diesem Moment hätte geben
sollen. Er schien entschlossen, die ganze Geschichte zu
erzählen, um Hjalti zu retten. »War deinem Sohn bekannt,
was du vorhattest?«, fragte Guðni.
    »Nein,
er wusste nur, dass ich ihm für diesen Gefallen eine Wohnung
auf den Westmännerinseln kaufen würde. Davon hat er schon
lange geträumt.«
    »Wir
waren alle der Meinung, du wärst in Alda verliebt und
würdest ihr niemals etwas zuleide tun. Warum also ...?«
Guðnis Frage kam von Herzen.
    »Ich
hab’s doch gesagt. Ich hab versucht, es zu vermeiden, und ihr
unzählige Möglichkeiten gegeben, es auf andere Weise zu
lösen. Aber es ging einfach nicht.«
    »Was zu
lösen?«, fragte Guðni.
    »Na, die
Sache mit dem Kopf«, sagte Markús, als würde das
alles erklären. Sein Blick wanderte von Guðni zu
Dóra, aber sie verstanden beide nicht, was er meinte. Er
seufzte und sagte: »Ich habe dem Mann den Kopf abgetrennt
– nicht Alda. Ich hab’s für sie getan, aber sie
hat es mir wie üblich nicht gedankt.«
    »Du hast
den Kopf abgetrennt? Hast du nicht volltrunken im Bett gelegen, als
die Morde begangen wurden?«
    »Nein,
ich war nicht volltrunken«, antwortete Markús.
»Angetrunken, aber nicht stockbesoffen. Ich bin eingeschlafen
und wieder aufgewacht, als mitten in der Nacht das Telefon
geklingelt hat. Es war þorgeir, der Vater bat,
rüberzukommen, um über Daðis Angebot zu sprechen.
Meine Mutter ist auch aufgewacht. Sie hat Vaters Aufzug gesehen und
auf ihn eingeredet, und am Ende hat er ihr die ganze Geschichte
erzählt. Ich hab heimlich alles mitangehört. Ich wusste,
dass Vater und þorgeir die Männer umgebracht haben und
was einer von denen mit Alda gemacht hat. Ich hab Vater sagen
hören, wo die Leichen waren, auf einem Segelboot am
äußersten Ende des Piers. Ich hab mich rausgeschlichen,
nachdem Vater
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